Von Apple wird zur Eröffnung der Entwicklerkonferenz WWDC ein Vorstoss bei Künstlicher Intelligenz erwartet. Laut Medienberichten soll neben Funktionen aus eigener Entwicklung auch Technologie des ChatGPT-Erfinders OpenAI zum Einsatz kommen.
Der US-Techjournalist Mark Gurman, der über beste Kontakte ins Apple-Hauptquartier verfügt und vor dem Event viele Informationen geleakt hat, kommentiert:
Bei der hauseigenen WWDC-Konferenz am Sitz der Firma im kalifornischen Cupertino gibt der iPhone-Konzern traditionell einen Ausblick auf Software und Funktionen, die ab Herbst mit neuen Geräte-Generationen eingeführt werden. Diesmal gilt als sicher, dass Künstliche Intelligenz eine zentrale Rolle spielen wird.
Hingegen werde an der Keynote keine neue Hardware erwartet, der Fokus liege voll auf der Software.
Apple plant die Einführung neuer Betriebssystem-Generationen für alle Gerätekategorien:
Unter anderem soll Apple eine eigene Passwörter-App an den Start bringen – also eine direkte Konkurrenz zu Passwort-Managern wie «LastPass».
iOS 18 werde voraussichtlich auf allen iPhones laufen, auf denen iOS 17 läuft, berichtet «MacRumors». Einige geräteinterne KI-Funktionen könnten jedoch auf iPhone-15-Pro-Modelle und höher beschränkt sein.
Es wird erwartet, dass Apple grosse Sprachmodelle (LLMs) verwendet, um Siri zu trainieren, was theoretisch zu erheblichen Verbesserungen des persönlichen Assistenten führen wird. LLMs sind das Rückgrat beliebter KI-Angebote wie ChatGPT von OpenAI.
Apples Sprachassistentin, die im Vergleich zu Chatbots wie ChatGPT inzwischen eher schlicht wirkt, werde dank KI mehr Aufgaben als bisher übernehmen, prognostiziert Gurman. So werde man etwa per Sprachbefehl E-Mails löschen und Fotos bearbeiten können.
«Es wird eine grosse Sache», versprach Konzernchef Tim Cook zu den WWDC-Plänen am Sonntag bei einem Treffen mit jungen Programmierern.
Hier eine unvollständige Liste, basierend auf Insider-Informationen, die bei Apple geleakt wurden:
Gurman zufolge soll es unter anderem auch eine KI-Funktion geben, die den Inhalt verpasster Nachrichten oder E-Mails zusammenfassen kann. Das wäre zum Beispiel nützlich, wenn man einige Zeit nicht auf das iPhone geschaut hat. Auch soll das Mobilgerät Antworten für die User vorformulieren können, wie es unter Berufung auf informierte Personen hiess.
Apple beschränkt den Einsatz von KI in seinen Geräten bislang grösstenteils auf einzelne, auf «Machine Learning» aufbauende Software-Funktionen wie die Verbesserung von Fotos und Videos.
Gemäss der Vorab-Berichterstattung hat Apple einen Vertrag mit OpenAI unterzeichnet, um die ChatGPT-Technologie in iOS 18 zu integrieren, da der Konzern derzeit nicht plane, einen eigenen Chatbot zu entwickeln.
Einige Apple-Führungskräfte hätten intern Bedenken geäussert, einen «fremden» Chatbot in das Betriebssystem zu integrieren, aber Apple habe es durchgezogen, weil die Kundschaft diese Art von KI-Technologie angesichts ihrer Verbreitung des Hypes erwarten könnte.
Eine wichtige Frage ist, wie Apple den Schutz der iPhone-User-Daten gewährleisten wird. Bekanntlich gilt die ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI als Datenkrake, die immer wieder mit Pannen zu kämpfen hatte, bei denen User-Daten aus Versehen geleakt wurde.
Offenbar sollen KI-Funktionen, die weniger Rechenleistung erfordern, vollständig auf dem Gerät selbst ausgeführt werden, anspruchsvollere Tools hingegen über die Cloud. Apple werde die Datenschutzvorteile dieses Vorgehens anpreisen, prognostiziert «MacRumors».
Eine weitere wichtige Frage wird sein, ab welcher iPhone-Generation die einzelnen KI-Funktionen nutzbar sein werden. Bloomberg zufolge wird man für viele davon eines der diesjährigen Modelle oder mindestens ein iPhone 15 Pro von 2023 brauchen.
Alle KI-Neuerungen von Apple werden angeblich zunächst im Beta-Stadium eingeführt, damit Apple sie unter Einbezug der User weiter testen kann, bevor sie als Vollversionen veröffentlicht werden.
Erweisen sich die KI-Neuerungen als populär, könnte dies beschleunigte Upgrades der Kundschaft zu neuen Geräten auslösen. Das iPhone ist mit Abstand das wichtigste Produkt von Apple. Es bringt mehr als die Hälfte der Erlöse ein – und treibt auch das Geschäft mit Apps und Abos an.
In den vergangenen Wochen hatten Google und Microsoft bei ihren Entwicklerkonferenzen besonderen Wert darauf gelegt, den Fokus auf KI-Funktionen zu lenken. Microsoft sicherte sich durch einen milliardenschweren Pakt bereits weitreichenden Zugang zu Technologie von OpenAI. Google ergänzt Suchergebnisse in den USA teilweise mit KI-Zusammenfassungen – zu Beginn produzierte die Software allerdings einige Patzer wie die Empfehlung, einen kleinen Stein pro Tag zu essen.
Hier bei watson. 😉 Im YouTube-Live-Stream. Am Montagabend, 10. Juni 2024, ab 19 Uhr (MESZ).
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)