Nutzer der Taxi-Ersatz-App Uber verraten offenbar durch ihr Fahrverhalten mehr als ihnen lieb ist: Der Dienst hat anhand der nächtlichen Bestellungen ausgewertet, welche Kunden wohl zu einem One-Night-Stand unterwegs waren. Die Ergebnisse dieser Analyse hat Uber in einem Blogeintrag veröffentlicht.
Der Beitrag ist mittlerweile gelöscht, aber im Internet-Archiv archive.org hier noch sichtbar. Die ARD-Sendung «Panorama» und die «Berliner Zeitung» haben sich jetzt genauer mit dieser Praxis befasst und die Firma konfrontiert. Bereits im November hatte unter anderem der amerikanische Lokalsender «CBS Local» in San Francisco den entsprechenden Blogeintrag gefunden und das Verfahren erklärt. Demnach wurden Fahrgäste statistisch erfasst, die freitags oder samstags zwischen 22 Uhr abends und 4 Uhr morgens einen Uber-Wagen buchten – und vier bis sechs Stunden später eine weitere Fahrt bestellten. Und zwar von einem Punkt innerhalb von 160 Metern des Ortes, an dem sie zuvor abgesetzt wurden.
«Rides of Glory» nennt Uber solche Fahrten im entsprechenden Blogeintrag. Später wurden laut Firmenangaben auch andere Wochentage ausgewertet – und es habe sich gezeigt, dass sich solche Fahrten insbesondere um bestimmte Feiertage herum häufen.
«Panorama» berichtet, dass Uber auf Grundlage der ermittelten Daten Karten von New York, San Francisco und anderen US-Städten erstellt habe, in denen die Bezirke mit besonders vielen möglichen One-Night-Stands rot markiert wurden.
Uber-Deutschland-Chef Fabien Nestmann verteidigt im Interview mit «Panorama» und der «Berliner Zeitung» die Analyse. Er bezeichnet eine Auswertung von Nutzerdaten hinsichtlich solcher Kurzaufenthalte als «analytisches Spiel» und verteidigt die umfangreiche Sammlung von Nutzerdaten: «Man kann aus sämtlichen Auswertungen Rückschlüsse ziehen, die helfen können, das Angebot zu verbessern. Das ist Teil der Aktivität, die Uber machen muss und wird.»
Gelöscht werden die Nutzerdaten Nestmann zufolge nur, wenn ein Nutzer die Firma explizit dazu auffordert. Die Sammlung von Nutzerdaten ist dem Deutschlandchef zufolge «Teil des Konzeptes» des Fahrtenvermittlers, in den Google mehr als eine Viertelmilliarde Dollar investiert hat. Künftig werde man sich allerdings darauf konzentrieren, «sinnvolle Auswertungen zu machen». (juh)