Surfen mit dem iPhone: Apple ermöglicht neu mobile Werbeblocker.Bild: MIKE SEGAR/REUTERS
Mit der neuen Version des mobilen Betriebssystems iOS ermöglicht Apple, unerwünschte Web-Inhalte gar nicht erst zu laden. Die Adblocker erobern das iPhone.
27.08.2015, 15:4628.08.2015, 10:08
iOS 9 kommt mit einem mächtigen Feature, dessen Auswirkungen noch kaum abzuschätzen sind.
Fakt ist: Die nächste Version des mobilen Betriebssystems ermöglicht das Blockieren von unerwünschten Web-Inhalten auf System-Ebene, indem man entsprechende Filter für den Standard-Browser Safari installiert (siehe Box unten).
Um Missverständnissen vorzubeugen: Apple lanciert entgegen anders lautenden Berichten keinen eigenen Werbeblocker à la Adblock Plus, sondern bietet Dritten das technische Rüstzeug für die Entwicklung von Filter-Software an. Welche Filter zugelassen werden, ist noch nicht bekannt.
Apple liess sich diesbezüglich noch nicht in die Karten blicken, als das Feature im Juni kurz vorgestellt wurde.
Win-Win-Situation für Apple
Die populärsten Anwendungen liegen auf der Hand: Auf der Abschussliste stehen Werbebanner und sogenannte Tracker, das sind unsichtbare Mini-Programme, die uns beim Surfen ausspionieren, um personalisierte Werbung zu pushen.
Im Prinzip lässt sich auch jedes andere (schädliche) Skript blockieren. Vorausgesetzt, Apple lässt es zu.
Für Apple sei es eine Win-Win-Situation, kommentiert das Online-Medium The Next Web, das die noch in der Betaphase steckende Crystal-App ausprobiert hat. Der unabhängige Entwickler arbeitet bereits fleissig daran und verspricht, dass die App zur Lancierung von iOS 9 herauskomme.
So schnell lädt The Next Web
Links lädt Safari die Website normal, rechts blockiert Crystal die Werbung.gif: the next web So schnell lädt The Verge
Links die normale Website, rechts die getrimmte Version.gif: the next web iOS 9 wird voraussichtlich Mitte September lanciert (es deutet viel auf den 16. hin, das wäre zwei Tage vor dem wahrscheinlichen Verkaufsstart der neuen iPhones).
So schnell lädt die BBC-Website
Links ungefiltert, rechts mit Adblocker.gif: the next web So schnell lädt Bloomberg Business
Links ohne Filter, rechts mit.gif: the next web Die Vorteile aus Nutzersicht:
- Wenn Werbeanzeigen, Tracker und andere unerwünschte Skripte blockiert werden, laden Webseiten schneller (siehe Grafik) und laufen stabiler.
- Durch das schnellere Laden von Webseiten werden weniger System-Ressourcen beansprucht, was wiederum den Geräte-Akku schont.
- Beim Surfen über eine Mobilfunk-Verbindung wird das Daten-Volumen weniger belastet.
- Beim Surfen wird die Datensicherheit erhöht, wenn Schnüffler-Skripte blockiert werden, und gleichzeitig wird die Privatsphäre besser geschützt.
1. Ladezeit von populären Webseiten
2. Datenmenge (in Megabyte), die geladen wird
So funktioniert's
Mit iOS 9 lanciert Apple eine «Content Blocker»-Technik für den Standard-Browser Safari. Software-Entwickler können Erweiterungen (Apps) programmieren, die beim Aufrufen von Webseiten unerwünschte Inhalte blockieren. Dies können Werbeanzeigen sein, aber auch sogenannte Tracker, die das Nutzerverhalten aufzeichnen.
Im Gegensatz zu den bekannten Werbeblockern für PCs läuft bei iOS 9 die Filter-Software auf System-Ebene. Dies hat massive Vorteile bezüglich Geschwindigkeit und schützt die Privatsphäre der Nutzer, weil die Surfgewohnheiten nicht gegenüber Dritten preisgegeben werden.
Das Betriebssystem entscheidet aufgrund von Listen, welche Web-Inhalte (Domains, Werbung, Skripte) nicht geladen werden dürfen. Die Filter-Regeln gelten für das Surfen mit der Safari-App, aber auch für Dritt-Apps, die Webinhalte über die Systemfunktion anzeigen.
In Apples App Store sind bereits Adblocker für iOS-Geräte verfügbar. Dabei handelt es sich nicht um Safari-Erweiterungen, sondern um eigenständige Browser. (dsc)
Fazit: Durch das Blockieren von Web-Inhalten laufen die iOS-Geräte besser, was die Nutzer freut. Gleichzeitig werden die Werbetreibenden in Apples Arme getrieben. Denn die Kalifornier betreiben mit iAd ein eigenes Werbenetz, um in Dritt-Apps Bannerwerbung anzeigen zu können.
Potenziell betroffen sind in erster Linie Webseiten-Betreiber, die mit herkömmlicher Online-Werbung Geld verdienen. Ihnen drohen beträchtliche Einbussen, wenn Hunderte Millionen iOS-Nutzer im grossen Stil Anzeigen blockieren.
Apples iAd erhält mehr Gewicht, wenn der Konzern mit iOS 9 eine eigene News-App lanciert. Damit können die Nutzer nach eigenem Gusto journalistische Beiträge konsumieren, die von bekannten Medienhäusern und Blogs stammen. Apple entscheidet, welche Werbung dazu angezeigt wird.
Schlechte Nachrichten gibt's für Besitzer von älteren iOS-Geräten: Die «Content Blocker» laufen nur auf dem iPhone 5S und neuer sowie auf dem iPad Air und neuer.
iOS 9 und Apples News-App
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iOS 9 und Apples News-App
iOS 9 kann ab sofort als Public Beta ausprobiert werden. Mit der neuen System-Software kommt auch Apples News-App.
quelle: watson
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