Behörden aus Europa und den USA ist gemeinsam ein Schlag gegen den Handel mit illegalen Waren wie Drogen und gefälschten Dokumenten im Darknet gelungen.
Die Ermittler hoben den nach ihren Angaben weltweit zweitgrössten illegalen Marktplatz im Darknet aus und nahmen in Deutschland drei Verdächtige fest, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Freitag sagte.
Auf der nur mit dem Tor-Browser zugänglichen Plattform «Wall Street Market» seien gestohlene Daten, gefälschte Dokumente und vor allem Drogen angeboten worden – unter anderem Kokain, Heroin, Cannabis und Amphetamine. Nun sässen die drei mutmasslichen Betreiber in Haft.
Zuletzt seien auf dem Online-Marktplatz über 63'000 Verkaufsangebote eingestellt gewesen, sowie über 1,15 Millionen Kundenkonten und 5400 Verkäufer angemeldet.
Bei den verdächtigen Männern soll es sich um einen 31-Jährigen aus dem Bundesland Hessen, einen 22-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen und einen 29-Jährigen aus Baden-Württemberg handeln.
Die Drei hätten mit dem Betrieb der Plattform Geld verdient, zitiert br.de die zuständige Staatsanwältin. «Es gab sogenannte Provisionen und damit haben sie nicht unerhebliche Einnahmen zu verzeichnen gehabt.»
Zwei bis sechs Prozent sollen die Administratoren jeweils von den Transaktionen einbehalten haben – mehrere hunderttausend Euro seien so zusammengekommen.
Die Staatsanwaltschaft werfe den Männern vor allem die Beihilfe zum Drogenhandel vor – «ein juristischer Umweg, denn bisher ist das reine Betreiben einer solchen Plattform noch nicht strafbar.» Eine entsprechende Gesetzesvorlage werde seit letztem Herbst in der Politik diskutiert.
Den Festnahmen seien aufwändige verdeckte Ermittlungen vorausgegangen, an denen sich US-amerikanische und niederländische Strafverfolgungsbehörden sowie die europäische Polizeibehörde Europol beteiligten.
Die deutsche Staatsanwaltschaft schreibt in ihrer Medienmitteilung vom Freitag, die mutmasslichen Verantwortlichen des illegalen Online-Marktplatzes hätten die Plattform am 23. April 2019 in den Wartungsmodus geschaltet und damit begonnen, die hinterlegten Geldbeträge der Kunden an sich selbst zu transferieren. In der Szene werde diese Vorgehensweise als «Exit-Scam» bezeichnet.
Daraufhin seien umfangreiche «operative Massnahmen der Cyberspezialisten des Bundeskriminalamts» erfolgt.
Laut Mitteilung wurden im Rahmen von Durchsuchungen der Wohnungen der Tatverdächtigen Bargeldbeträge in Höhe von über 550'000 Euro sowie Beträge in den Kryptowährungen Bitcoin und Monero in sechsstelliger Höhe beschlagnahmt.
Den Ermittlern fielen zudem mehrere teure Autos und zahlreiche weitere Beweismittel in die Hände, «insbesondere Computer und Datenträger».
Zeitgleich wurden in Los Angeles laut Europol zwei Drogenhändler verhaftet, die ihre Geschäfte über den Wall Street Market abgewickelt hatten, wie es weiter heisst.
Schon früher im Jahr haben finnische Strafverfolger laut Europol den Darknet-Marktplatz Silkkitie, besser bekannt als Valhalla, vom Netz genommen.
Silkkitie, bzw. Valhalla, sei einer der ältesten und international bekanntesten Plattformen des Darknet-Drogenhandels gewesen. Nachdem die Seite von den Behörden geschlossen wurde, hätten einige finnische Dealer ihre Aktivitäten auf andere illegale Handelsplätze im Tor-Netzwerk verlagert, wie etwa den (nun stillgelegten) Wall Street Market.
(dsc/sda/dpa)
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