Weiterer Rückschlag für Daniele Ganser: Nachdem die Westfalenhallen in Dortmund dem als Verschwörungstheoretiker verschrienen Historiker seinen Auftritt in ihren Räumlichkeiten untersagt hatten, hat nun auch die Stadt Nürnberg eingegriffen: Ganser darf nicht in der Meistersingerhalle auftreten.
Kritiker werfen Ganser vor, sein Geld mit Verschwörungstheorien zu verdienen und antisemitische Klischees zu bedienen.
Die Meistersingerhalle gehört als Kulturstandort der Stadt Nürnberg – entsprechend lag die Entscheidung über Gansers Auftritt auch im Rathaus. «Oberbürgermeister Marcus König hat sich entschieden, dass der Vertrag mit Daniele Gansers Agentur gekündigt werden soll», erklärte Andreas Franke, Sprecher der Stadt Nürnberg, am Montag auf Anfrage des watson-Medienpartners T-Online.
Man habe im Rathaus die Vorgänge, die zu der Absage in Dortmund geführt hatten, aufmerksam verfolgt. «Ebenso wie in Dortmund möchten auch wir nicht, dass Daniele Ganser bei uns auftritt», bestätigte Franke.
Die Entscheidung sei zunächst eine politische, so Franke: «Der Vertrag wird gekündigt. Der Auftrag ist bereits an die Leitung der Meistersingerhalle ergangen.» Ob Ganser oder seine Agentur juristisch gegen die Entscheidung vorgehen wollen, könne er nicht kommentieren.
Die Veranstaltungsagentur Nema, die Gansers Auftritte organisiert, hatte sich auf T-Online-Anfrage hin zunächst nicht zu der Absage geäussert – zu Ganser generell dagegen schon: «Durch üble Nachrede, falsche Behauptungen, hinterhältige Hetze und garstige Diffamierungen versucht man auf ziemlich unfaire und plumpe Weise, derzeit gegen Dr. Ganser Stimmung zu machen, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken und seine Vorträge zu verhindern.»
Ganser setze sich für «Frieden, Völkerverständigung und ein gewaltloses Miteinander in einer ehrlichen, offenen Gesellschaft» ein. In seinen Vorträgen betone Ganser immer wieder, «dass jeder Mensch zur Menschheitsfamilie dazugehört. Er lehnt jede Form der Abwertung, Unterdrückung, Benachteiligung, Ausgrenzung und Rassismus entschieden ab!»
Von Ganser selbst liegt keine Stellungnahme vor.
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) online berichtet, werde die Absage von verschiedenen Seiten begrüsst.
Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion, sagte, «das sei das richtige Signal für die Demokratie und die Menschenrechte.»
Auch der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Jo-Achim Hamburger, habe sich positiv überrascht gezeigt, dass eine solche Absage rechtlich möglich sei.
Der Ort, die Meistersingerhalle und deren Nähe zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten (in den 1930er-Jahren unter Adolf Hitler), hätten sicherlich dazu beigetragen. Die Stadtverantwortlichen hätten sich wohl gesagt, ein solcher Auftritt sei ein «No-Go» in Nürnberg.
(dsc)