Mit dem Kleinwagen Zoe gehörte Renault 2013 zu den Elektroauto-Pionieren. Danach kam lange nicht mehr viel. Der seit 2022 verkaufte Mégane E-tech ist grundsolide, aber Begeisterungsstürme löst er keine aus. Dieses Kunststück könnte nun der Neuauflage des R5 gelingen.
Bereits vor drei Jahren überraschte Renault mit einem Konzeptfahrzeug, das den beliebten Kleinwagen der 70er- und 80er-Jahre zum Vorbild nahm. Nun ist der R5 als Stromer zurück – und optisch erinnert die Serienversion des Renault 5 E-Tech Electric tatsächlich an seinen legendären Vorgänger: Eckige Scheinwerfer, kantige Kotflügel und die vertikalen Heckleuchten dürften die Herzen (alter) R5-Fans höher schlagen lassen.
Der neue R5 ist 3,92 Meter lang, 1,77 Meter breit und 1,50 hoch, also effektiv noch immer ein Kleinwagen. Das Kofferraumvolumen ist mit 326 Litern trotzdem vergleichsweise gross.
Und Retro-Charme können die Franzosen, die betonen, dass der neue R5 inklusive Batteriefertigung in Frankreich produziert wird. Bis 2025 soll der Kleinwagen in der unmittelbaren Montage klimaneutral sein und einen Recyclinggrad von 85 Prozent erreichen, wobei 22 Prozent der Materialien aus der Kreislaufwirtschaft stammen.
Auch technisch muss sich der Kleine nicht verstecken: Vom Routenplaner mit Vorkonditionierung des Akkus bis zum bidirektionalen Laden (V2L und V2G) kommt er mit Funktionen, die auch in höheren Segmenten nicht selbstverständlich sind.
Im schlichten Innern gibt es serienmässig einen zehn Zoll grossen Multimedia-Touchscreen. Der Fahrer hat aber auch eine Instrumentenanzeige direkt vor sich. Wie viele andere Hersteller setzt Renault auf die Google-Integration, um Apps wie Google Maps direkt ins Auto zu bringen. Das System ist zudem kompatibel mit Android Auto und Apple CarPlay. Neu ist der Avatar Reno, mit dem ein Hauch künstliche Intelligenz ins Auto kommt. Er soll wie ChatGPT allerhand Fragen des Fahrers beantworten können.
Der R5 basiert auf der neuen Elektroauto-Plattform «AmpR Small». Unter der Retro-Karosserie steckt daher modernste Technik. Unter anderem ein gegenüber dem Mégane E-tech kompakterer Elektromotor, der dank einer Netto-Batteriekapazität von wahlweise 40 oder 52 kWh Reichweiten von bis zu 300 oder bis zu 400 Kilometern ermöglichen soll. Dies sind wie üblich WLTP-Angaben, die im Alltag höchstens unter idealen Bedingungen annähernd erreicht werden.
Renault bietet zudem drei Motorversionen (Frontantrieb) mit 70, 90 oder 110 kW an, also 95 bis 150 PS.
Geladen wird an der heimischen Wallbox wie üblich mit bis zu 11 kW. Damit dauert es 4,5 Stunden, um die Batterie von 10 auf 100 Prozent aufzuladen. An öffentlichen Schnellladestationen (DC-Lader) erreicht der R5 eine maximale Ladeleistung von 80 bzw. 100 kW mit der grösseren Akkuvariante. Das klingt im Vergleich zu den weit teureren Top-Modellen der Konkurrenz nach wenig, ist angesichts der vergleichsweise kleinen Akkus aber angemessen. In beiden Fällen soll es 30 Minuten dauern, um den Akku von 15 auf 80 Prozent aufzuladen.
Man muss dennoch betonen: Der R5 ist nicht für die Langstrecke bzw. lange Autobahnfahrten konzipiert. Das Basismodell mit kleinem Akku und schwächstem Motor kann nicht mal an Schnellladestationen geladen werden, ist also ausschliesslich für die Kurzstrecke gedacht.
Erfreulich hingegen: Der Akku wird für den Ladestopp im Routenplaner je nach äusseren Bedingungen automatisch vorgeheizt oder gekühlt, um am Schnelllader sofort die maximale Ladeleistung zu erreichen. Zudem wird Plug & Charge serienmässig unterstützt. Bei Ladesäulen, die dies unterstützen, muss man also nur das Ladekabel einstecken, ansonsten läuft alles automatisch.
Auch die Wärmepumpe für eine bessere Energieeffizienz ist serienmässig, das erwähnte bidirektionale Laden fehlt indes in der günstigsten Modellreihe. Mit Vehicle-To-Load (V2L) können externe elektrische Geräte wie E-Bikes geladen werden. Dank Vehicle-To-Grid (V2G) kann der R5 auch Strom zurück ins Netz einspeisen, was für Besitzer einer Photovoltaikanlage interessant sein kann.
LED-Scheinwerfer mit Fernlichtautomatik sind serienmässig. Für Sicherheit sollen zudem diverse Assistenzsysteme wie ein optionaler, adaptiver Tempomat sorgen. Dieser erkennt beispielsweise kommende Kurven und Kreisel. Wer will, kann auch einen Rückfahr-Notbremsassistenten oder einen Ausstiegsassistenten hinzubuchen. Der ebenfalls gegen Aufpreis erhältliche «Active Driver Assist» bietet teilautomatisiertes Fahren nach Level 2, Spurmittenführung und eine Stop-&-Go-Funktion.
In Deutschland soll der R5 ab Herbst 2024 in der Basisversion für 25'000 Euro zu haben sein, bei uns wird der Einstiegspreis wohl knapp unter 30'000 Franken liegen. Damit ist der Kleine von Renault teurer als der Citroën e-C3 oder Dacia Spring, allerdings optisch und technisch auch auf einem anderen Level.
Noch etwas kleiner und günstiger gibt es E-Autos von Renault erst ab 2025 mit dem neuen, elektrischen Twingo. Der Kleinwagen für den Stadtverkehr soll ab 20'000 Euro zu haben sein.
DAS Kaufargument für den R5! Zumindest für meine Freundin...
Tolles Design, platzsparend und retro-futuristisch. Da hat Renault sehr viel richtig gemacht (dank dem ZOE haben sie ja auch viel Erfahrung mit E-Autos gesammelt).
Bald folgen Alternativen wie VW mit dem ID2, Fiat mit dem E-Panda oder Citroen mit dem C3, alle ebenfalls für unter 30k CHF. Es bleibt spannend.
Tesla hat den Trend zum bezahlbaren E-Auto dagegen leider vollständig verschlafen bisher. Schade.