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So schneiden E-Autos von Tesla, Nissan, BMW und Renault beim TÜV ab

Tesla Model 3 an der Auto Zuerich in Zuerich am Donnerstag, 8. November 2018. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Tesla Model 3: im Verkaufs-Ranking top, in der TÜV-Tabelle deutlich schlechter.archivBild: KEYSTONE

So schlecht schneiden Tesla und Co. beim deutschen TÜV ab

Im Elektroauto steckt viel weniger komplizierte Technik als im Verbrenner. Deshalb geht weniger kaputt. So heisst es. Deutsche Motorfahrzeug-Prüfer hingegen sagen etwas anderes.
05.03.2023, 13:5507.03.2023, 06:35
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Ein Artikel von
t-online

So richtig in Fahrt kam das E-Auto erst in den letzten Jahren. Das bedeutet für viele Stromer: Die erste Motorfahrzeugkontrolle (in Deutschland «Hauptuntersuchung» genannt) steht an. Wie sie dabei abschneiden, sagt nun der TÜV.

Der TÜV («Technischer Überwachungs-Verein») hat in Deutschland die Aufgabe, technische Geräte und Anlagen auf ihre Sicherheit hin zu begutachten, zu überprüfen und für den Betrieb freizugeben.

«Mit den steigenden Absatzzahlen der vergangenen Jahre fahren immer mehr Elektrofahrzeuge bei den TÜV-Prüfstellen vor. Das ermöglicht uns eine Bewertung der technischen Sicherheit ausgewählter E-Autos.»
Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbandes

Welche E-Autos hat der TÜV untersucht?

Die deutsche Prüfanstalt hat nun eine Sonderauswertung ihres TÜV-Reports vorgelegt, in der sie vier der meistverkauften E-Autos gründlich durchleuchtet hat:

  • BMW i3
  • Nissan Leaf
  • Renault Zoe
  • Tesla Model 3

Die Ergebnisse in einem Wort: durchwachsen. «Elektrofahrzeuge schneiden bei ihrer ersten Hauptuntersuchung je nach Modell sehr unterschiedlich ab», sagen die Prüfer.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Absolutes Mittelmass: der Zoe. 5.3 Prozent dieser Renault-Stromer zeigen bei der ersten HU erhebliche Mängel und müssen nach der Reparatur noch einmal zum Prüfer. Das ist exakt der Durchschnitt aller 130 Fahrzeugmodelle, die der TÜV in dieser Altersklasse prüft. Der Zoe ist also beim TÜV keinen Deut besser oder schlechter als die vielen Verbrenner-Autos. Seine grössten Probleme sind die vordere Achsaufhängung (vor allem Querlenker, Spur- und Koppelstangen) und die Fussbremse.

Für den TÜV-Report 2023 sind rund 9,6 Millionen Motorfahrzeugkontrollen (Pkw) ausgewertet worden, die von Juli 2021 bis Juni 2022 stattfanden.
Für den TÜV-Report 2023 sind rund 9,6 Millionen Motorfahrzeugkontrollen (Pkw) ausgewertet worden, die von Juli 2021 bis Juni 2022 stattfanden.screenshot: tuev-verband.de/

Besser als der Durchschnitt ist der Nissan Leaf mit einer Mängelquote von 4.3 Prozent. Auffällig sind vor allem Abblendlicht und Bremsscheiben.

Deutlich unter dem Schnitt liegt der BMW i3 (5.9 Prozent, ebenfalls Abblendlicht und Bremsscheiben).

Absolutes Schlusslicht im Vierer-Vergleich ist das Model 3 von Tesla: 8.9 Prozent der geprüften Autos fallen durch die erste Prüfung. Nur vier Autos überhaupt seien schlechter, sagt der TÜV – darunter Dacia Logan, Dacia Dokker und VW Sharan.

«Mängel an den Bremsen treten bei allen untersuchten E-Autos überdurchschnittlich häufig auf.»

Welche Probleme treten laut TÜV auf?

Neben Macken der Beleuchtung (Defekte an Abblendlicht und Nebelscheinwerfern) gibt es sehr häufig Mängel an den Bremsscheiben und an den Achsaufhängungen – ein Problem vieler Elektroautos, da sie wegen ihrer Batterie meist deutlich schwerer sind als Verbrennermodelle und dadurch die Achsen stark strapazieren.

Rost hingegen macht auch bei älteren E-Autos keinen grösseren Ärger. Dafür aber die Bremse. «Mängel an den Bremsen treten bei allen untersuchten E-Autos überdurchschnittlich häufig auf», sagt TÜV-Geschäftsführer Dr. Joachim Bühler. Im Vergleich mit Verbrenner-Autos werden hier die Bremsen nämlich weniger benutzt, da der E-Motor selbst bremst und bei der so genannten Rekuperation Energie zurück gewinnt.

Dagegen aber hilft ein einfacher Tipp des TÜV: immer mal wieder kräftig bremsen; vorher aber im Rückspiegel vergewissern, dass kein anderes Auto direkt hinter Ihnen fährt. Dadurch regenerieren sich die Bremsbeläge und erhalten die volle Bremsleistung.

Was ist mit dem ID.3 und ID.4 von Volkswagen?

Dazu erklärt Richard Goebelt, Mitglied der Geschäftsleitung beim TüV-Verband und Leiter des Fachbereichs Fahrzeug und Mobilität, gegenüber watson:

«In die Auswertung des TÜV-Reports kommen nur Kraftfahrzeuge in statistisch belastbarer Menge, an denen bereits eine periodisch technische Fahrzeuguntersuchung (Hauptuntersuchung) durchgeführt wurde. In Deutschland kommen Kraftfahrzeuge in der Regel erst drei Jahre nach der erstmaligen Zulassung zur Hauptuntersuchung. Da die Baujahre des ID.3 und ID.4 nach Ende 2019 liegen und der Untersuchungszeitraum für den aktuellen TÜV-Report zwischen Juli 2021 und Juli 2022 lag, sind diese beiden Modelle im aktuellen TÜV-Report noch nicht dabei.»

Quellen

(t-online/dsc)

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Die meistverkauften E-Autos in Westeuropa im Jahr 2022
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quelle: epa/keystone / gian ehrenzeller
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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Overton Window
05.03.2023 14:13registriert August 2022
Verstehe ich das richtig, man geht mit defektem oder falsch eingestelltem Abblendlicht, oder mit abgenutzten Bremsscheiben zur MFK, und Schuld sind die Autos?
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skyfox14
05.03.2023 15:36registriert Februar 2019
Wundert mich nicht. Da Tesla sogar während der Garantie keine Wartung vorschreibt, werden die meisten Autos erst zur Hauptuntersuchung eine Werkstatt gesehen haben. :D
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Panzerkeks85
05.03.2023 15:28registriert Januar 2023
Versuche jetzt mal die ganze emotionale Diskussion um E-Autos auszublenden. Ich fahre ein Tesla Model 3 seit 2019.

Ist es ein perfektes Auto? Natürlich nicht!
Hat es Schwächen? Absolut!
Hat es viele Vorteile? Und ob!

Eine Stärke ist die Zuverlässigkeit. In knapp 4 Jahren hatte ich nie ein technisches Probleme oder eine Panne. Ich habe 1x in vier Jahren einen Service gemacht und der hat mich CHF 500.— gekostet (in vier Jahren)
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