Nach Hitlergruss: Ex-Milliardärs-Kumpel haut Elon Musk in die Pfanne
Seine Firma wurde 2024 als «das wertvollste Neurotech-Unternehmen der Welt» bezeichnet: Philip Low ist Gründer und Geschäftsführer des Silicon-Valley-Start-ups Neurovigil und mehrfacher Patent-Inhaber.
Er hat Mathematik, Neurowissenschaften und Physik studiert und ist nebenbei auch ausserordentlicher Professor an der Stanford School of Medicine.
Am Salk Institute, einer renommierten Forschungseinrichtung in San Diego, machte Low seinen Doktortitel. Er erhielt ihn für die Entwicklung eines Algorithmus, der die Gehirnforschung revolutionieren sollte.
Es geht um kabellose Neurodiagnostik. Um das wissenschaftliche Verständnis von Gehirnwellen während des Schlaf- und Wachzustands bei Menschen und anderen Arten. Er habe dieses Verständnis mit seinen technischen Innovationen auf den Kopf gestellt, heisst es.
Dann platzt Low letzte Woche der Kragen. Auf Facebook veröffentlicht er einen langen Text, mit dem er seinen früheren Geschäftspartner Musk hart attackiert und zum gesellschaftlichen Widerstand aufruft.
Wie gut kennt er Musk?
Philip Low erklärt, er kenne Elon Musk seit 14 Jahren, also aus einer Zeit, als der Tech-Unternehmer noch nicht weltbekannt war – und das «sehr gut».
Nach dem «Nazi-Gruss» habe er Musk und seinem Vermögensverwalter gesagt, «dass sie sich verpissen sollen», hält Philip Low nun undiplomatisch fest. «Jede verbleibende Freundschaft» habe mit dem Hitlergruss geendet. Musk sei bei ihm blockiert und er sei sich ziemlich sicher, dass er bei Musk ebenfalls blockiert sei.
Hält er Musk für einen Neonazi?
Philip Low verneint.
Elon glaubt, dass er über allen anderen steht. Er dachte immer, er arbeite an den wichtigsten Problemen. Als ich ihn kennenlernte, masste er sich nicht an, ein Techniker zu sein – er wäre der Erste, der sagen würde, dass ihm das Fachwissen fehlte, um bestimmte Daten zu verstehen. Das geschah erst später. Jetzt tut er so, als hätte er alle Lösungen.»
Musk habe gleich zweimal den Hitlergruss gezeigt, ruft Low in seinem Facebook-Posting in Erinnerung. Er habe dies aus persönlichen Gründen getan und diese hätten nichts mit dem Asperger-Syndrom zu tun.
Der Tech-Milliardär sei besorgt gewesen, dass der «Nazi-Flügel» der MAGA-Bewegung unter dem Einfluss von Steve Bannon ihn von Präsident Trump wegdrängen würde, so die persönliche Einschätzung von Low.
Musks «narzisstisches Ich» habe wohl gehofft, das Publikum spiegle seine Hitlergruss-Geste an ihn zurück und er könne damit «seine vollständige Kontrolle über das Publikum zeigen» und seinen Einfluss auf Trump vergrössern. Das sei aber nicht geschehen.
Der Chef der Social-Media-Plattform X sei zudem verärgert darüber gewesen, «dass er nach Israel und Auschwitz reisen musste, um seine Zustimmung zu einem Nazi-Sympathisanten bei X wiedergutzumachen».
Laut Low wollte Musk seine «Macht» zurückgewinnen, genau wie damals, als er Werbetreibenden, die seine Social-Media-Plattform boykottierten, gesagt habe: «Fickt euch selbst.» Er geniesse zudem «einen guten Nervenkitzel» und habe genau gewusst, was er tat.
Das vorläufige Fazit des Musk-Kritikers:
Warum wendet er sich an die Öffentlichkeit?
Philip Low erklärt, ab einem gewissen Punkt spiele es für die wenigsten Menschen eine Rolle, ob jemand tatsächlich ein Nazi sei oder sich nur wie einer verhalte.
Das Zerwürfnis der beiden Milliardäre hat auch eine Vorgeschichte. Low erwähnt in seinem Posting, dass er Musk wegen fragwürdigem Verhalten aus dem Unternehmen gedrängt und eine Kooperation beendet habe.
Als der Tesla-Chef dann letzte Woche vor laufenden Kameras den Hitlergruss macht, platzt Low offensichtlich der Kragen. Auf der Business-Plattform Linkedin publiziert er kurz darauf einen ersten Angriff.
Drei Tage später lässt Low in seinem bei Facebook publizierten Schreiben durchblicken, dass er Musks faschistische Tendenzen nicht einfach hinnehme.
Was rät er Musk-Angestellten und -Fans?
Low wird deutlich:
Zudem rät der Silicon-Valley-Unternehmer allen X-Nutzerinnen und Nutzern, sie sollten sich von Musks Plattform abwenden, weil sie die rechtsextreme Propaganda unterstütze. Und auch Starlink gelte es zu meiden.
Zu Musks manipulativer Art sagt Low:
Seinen «Rant» beendet der US-Unternehmer mit einem Zitat des Holocaust-Überlebenden und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel:
Hat er keine Angst vor Vergeltung?
Philip Low zeigt sich kämpferisch. Er schreibt, Musk werde wegen des Postings wahrscheinlich hinter ihm her sein. Doch damit habe er kein Problem.
Er fürchte sich auch nicht «vor den dummen Proud Boys und Oath Keepers», also den extremistischen Gruppierungen, die Donald Trump die Treue geschworen haben und die laut US-Berichten Vergeltungsaktionen gegen unliebsame Personen planen. Abschliessend betont Low, er wisse sich zu verteidigen und sagt, er würde «lieber ehrenvoll sterben, denn als Feigling zu leben».
Wie reagiert Musk?
Eine Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Elon Musk hat sich auf seiner Social-Media-Plattform X bislang nie zu Philip Low geäussert.
Quellen
- facebook.com: Posting von Philip Low (24. Jan.)
- wikipedia.org: Salk Institute for Biological Studies
- tagesspiegel.de: Die Stimme des Physikers: Mit den Gedanken sprechen (2012)