Ein Mail-Konto der Reservekraftwerk-Betreiberin Prismecs ist von einem Hackerangriff betroffen. Prismecs betreibt das Reservekraftwerk in Birr AG. Eine Sprecherin des Bundesamts für Energie bestätigte einen entsprechenden Medienbericht auf Anfrage von Keystone-SDA.
Die Online-Newsportale von Tamedia hatten zuerst darüber berichtet. Der Schweizer Energieminister Albert Rösti sei über den Vorfall informiert worden, teilte eine Sprecherin des Bundesamts für Energie (BFE) auf Anfrage weiter mit. Die IT-Systeme des Kraftwerks und von Prismecs seien allerdings getrennt, «sodass die Einsatzfähigkeit des Reservekraftwerks nicht gefährdet war», so die Sprecherin weiter.
Prismecs ist ein Konzern mit Hauptsitz in Houston im US-Bundesstaat Texas. Eine Tochterfirma von Prismecs betreibt das Reservekraftwerk in Birr. Laut Medienberichten attackierten die Hacker das E-Mail-Konto eines Prismecs-Managers und versendeten dann im Namen des Schweiz-Chefs von Prismecs Phishing-Mails.
Bei dem Fall dürfte es sich um einen der ersten meldepflichtigen Cyberangriffe in der Schweiz gehandelt haben. Das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) könne dies aber «weder bestätigen noch dementieren», hiess es auf Anfrage von Keystone-SDA. Denn das Bundesamt dürfe nur dann Informationen zu aktuellen Cybervorfällen veröffentlichen, wenn die Verantwortlichen der betroffenen Organisation einwilligen.
Seit dem 1. April des laufenden Jahres müssen Betreiber kritischer Infrastrukturen – auf Grundlage von Änderungen am Informationssicherheitsgesetz – Cyberattacken innert 24 Stunden dem BACS melden.
Seit der Einführung der Meldepflicht gingen beim Bacs insgesamt 32 Meldungen zu solchen Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen ein, wie es auf Anfrage weiter hiess. Zehn an der Zahl betrafen Behörden, fünf Versicherungen, vier das Finanzwesen und je drei die Bereiche Gasversorgung und Telekommunikation. Auch weitere Bereiche wie das Postwesen, das Transportwesen, das Bildungswesen und der Energiesektor waren betroffen.
Das ist nicht bekannt.
Weder der Geschäftsführer von Prismecs in der Schweiz noch seine Kollegen am Hauptsitz in den USA reagierten auf wiederholte Bitten um eine Stellungnahme, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Ebenfalls am Donnerstag dieser Woche wurde publik, dass die berüchtigte russische Elitehackergruppe Fancy Bear in mehreren Ländern gezielt Rüstungsfirmen angegriffen hat, die Waffen an die Ukraine liefern. Dabei handelte es sich um Spearphishing-Attacken, also um gezielte Angriffe mittels manipulierter E-Mails.
Der Bundesrat entschied sich vor drei Jahren aufgrund des Risikos einer Energiemangellage für die Erstellung des Reservekraftwerkes in Birr. Auslöser war unter anderem der russische Überfall auf die Ukraine.
Das temporäre Reservekraftwerk soll bei einem Stromversorgungs-Notfall eine Leistung von 250 Megawatt liefern. Es können acht mobile Turbinen mit Öl oder Gas befeuert werden. Zum Einsatz käme hydriertes Pflanzenöl, damit sei die Anlage praktisch CO₂-neutral, wie die «Aargauer Zeitung» am Mittwoch berichtete.
(dsc)
Wie können unsere Politiker es verantworten, dass eine solche Einrichung von der Tochterfirma eines US-Konzerns kontrolliert wird? Warum gehört dieses Kraftwerk nicht dem Bund, oder wenigstens einem hier ansässigen Anbieter, z.B. der Axpo?