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Strafverfahren wegen Russland-Skandal beim Schweizer Geheimdienst

Bundesraetin Viola Amherd, rechts, spricht an der Seite von Jean-Philippe Gaudin, Direktor NDB, waehrend einer Medienkonferenz ueber den Lagebericht Sicherheit Schweiz 2019, am Freitag, 24. Mai 2019,  ...
Die frühere VBS-Vorsteherin Viola Amherd und der frühere NDB-Direktor Jean-Philippe Gaudin müssen sich unbequemen Fragen stellen. Bild: KEYSTONE

Strafverfahren eröffnet wegen Russland-Skandal beim Schweizer Geheimdienst

Gemäss SRF ermittelt die Bundesanwaltschaft unter anderem wegen Spionage-Verdacht beim Nachrichtendienst des Bundes (NDB).
30.06.2025, 06:5930.06.2025, 08:20
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Der Bundesrat hat in der Spionage-Affäre beim Schweizer Geheimdienst ein Strafverfahren genehmigt, wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am Montag berichtet. Die Bundesanwaltschaft dürfe nun «unter anderem wegen Verdachts auf Spionage ermitteln».

Es steht der Verdacht im Raum, dass Mitarbeiter des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) sensible Informationen mit der umstrittenen russischen Cybersicherheits-Firma Kaspersky geteilt haben. Auf diesem Weg könnten die weitergegebenen Daten zu den russischen Geheimdiensten gelangt sein.

Strafrechtliche Ermittlungen wegen Spionage-Verdacht beim Geheimdienst – dies sei ein beispielloser Vorgang in der Schweiz, kommentiert SRF.

Führungsversagen im VBS

Der NDB gehört zum Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Und dort gab es gemäss SRF-Einschätzung ein Führungsversagen.

«Das Verhalten der Verantwortlichen im Verteidigungsdepartement VBS in der Spionage-Affäre wirft Fragen auf: Seit fünf Jahren wusste die Spitze des NDB von den Vorwürfen. Doch ein erster interner Untersuchungsbericht zählte die Vorwürfe offenbar bloss auf – ohne sie zu überprüfen.»

Daraufhin habe die damalige VBS-Chefin Viola Amherd einen externen Untersuchungsbeauftragten eingesetzt. Doch auch dieser sei ausgerechnet dem Spionage-Vorwurf nicht auf den Grund gegangen.

Die unabhängige Geheimdienst-Aufsichtsbehörde AB-ND hatte wegen der Vorgänge beim NDB 2024 Strafanzeige eingereicht. Weil es sich um heikle Ermittlungen handelt, musste der Bundesrat darüber befinden – und hat nun die entsprechende Ermächtigung erteilt.

Gegenüber SRF bestätigte die Bundesanwaltschaft:

«Das Ermächtigungsgesuch wurde aufgrund einer möglichen Verletzung des Amtsgeheimnisses, möglicher verbotener Handlungen für einen fremden Staat sowie mutmasslichen politischen Nachrichtendienst eingereicht.»

Der Bundesrat habe sich für seinen Entscheid «über ein halbes Jahr Zeit genommen», konstatiert SRF. Die Strafverfolger seien in der Zwischenzeit aber nicht untätig geblieben und hätten bereits im vergangenen Jahr sichernde Beweis-Massnahmen getroffen.

Unbeantwortet bleibt – zumindest vorläufig – die Frage, «ob es Hausdurchsuchungen gab beim NDB oder bei früheren oder aktiven NDB-Angestellten».

Das Strafverfahren komme zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, kommentiert SRF. Die Bedrohung durch Russland sei «so gross wie seit Jahrzehnten nicht mehr». Und der NDB werde durch einen fundamentalen Umbau gelähmt, gleichzeitig sei dessen Direktor Christian Dussey amtsmüde und warte auf seine Ablösung.

Quellen

(dsc)

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Die beliebtesten Kommentare
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Mentos
30.06.2025 08:07registriert Mai 2020
Grandios! Unsere Bundesverwaltung: Ein Elite-Team, das Bürokratie zur Olympiadisziplin macht. Warum einfach, wenn’s auch mit 17 Formularen, 5 Kommissionen und Gehältern unter Marktwert geht? Beeindruckend, wie Bürgeranliegen in ‚Bitte warten Sie 6-8 Werktage‘-Labyrinthe verwandelt werden. Aber hey – Hauptsache, die Kaffeekasse wird demokratisch verwaltet. Weiter so, ihr unbezahlbaren Amateure!
Ihr rettet den Mythos Schweizer Präzision … vor Effizienz.
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Trio_Duo
30.06.2025 08:14registriert Februar 2025
VBS. Grümpihaufen wie eh und jeh.. Gross auftreten, aber nix im Griff.
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