Wer auf Porno-Seiten surft, habe ein «fundamental falsches GefĂŒhl von PrivatsphĂ€re», warnen die Autoren einer neuen wissenschaftlichen Studie (siehe unten).
Die Studie befasst sich mit Tracking-Software von grossen Internet-Konzernen wie Facebook oder Google, und zwar mit Scripts, die auf nicht jugendfreien Websites laufen.
Insgesamt hĂ€tten die Forscher ĂŒber 22'400 Porno-Websites untersucht und festgestellt, dass 93 Prozent davon Daten an Dritte weitergeben, fasst futurezone.at die beunruhigenden Erkenntnisse zusammen. Durch diese Daten wĂŒrden sich etwa RĂŒckschlĂŒsse auf die sexuelle Orientierung bzw. sexuelle Vorlieben ziehen lassen. Denn: 45 Prozent der URLs von Porno-Seiten offenbarten die Art des Inhalts.
Diese Risiken erhöhten sich fĂŒr gefĂ€hrdete Bevölkerungsgruppen, deren Porno-Nutzung als nicht normativ oder gegen das öffentliche Leben verstossend eingestuft werde. Dazu könnten LĂ€nder gehören, in denen HomosexualitĂ€t zum Beispiel illegal sei, oder FĂ€lle, in denen die SexualitĂ€t einer öffentlichen Person (Politiker etc.) nicht öffentlich bekannt sei.
Der Inkognito-Modus des Browsers verhindert nur, dass Webseiten lokal auf dem Computer Spuren hinterlassen. Das Surfverhalten der einzelnen Nutzer lÀsst sich dennoch von Dritten sehr einfach nachvollziehen und speichern.
Eine Google-Sprecherin versuchte gegenĂŒber der «New York Times» zu beschwichtigen:
DarĂŒber hinaus dĂŒrften die «Tags» fĂŒr Google-Werbedienste nie personenbezogene Daten ĂŒbermitteln.
Leider nein.
Der andere Online-Werbegigant, Facebook, verteidigt sich mit einer Àhnlichen Argumentation und sieht kein Problem. Dies obwohl der Code, den der Konzern zur Verfolgung (Tracking) der User veröffentlicht, ohne die Erlaubnis von Facebook in jede Website eingebettet werden kann.
Die Art der von Trackern gesammelten Daten variiere stark, hÀlt The Verge fest. Manchmal handle es sich um anonyme Informationen wie z.B. der Typ des Webbrowsers, das Betriebssystem oder die Auflösung des Bildschirms.
Doch können diese Daten korreliert werden, um ein einzigartiges Profil fĂŒr eine Person zu erstellen. Das ist ein Prozess, der von Sicherheitsexperten als «Fingerprinting» (quasi einen digitalen Fingerabdruck erstellen) bezeichnet wird.
In anderen FĂ€llen seien die gesammelten Informationen offensichtlicher wie z.B. die IP-Adresse des Users oder die mobile Identifikationsnummer seines Handys.
Die Tatsache, dass der Mechanismus zum Tracking auf Porno-Webseiten dermassen Ă€hnlich sei wie das Tracking der Kunden des Online-Einzelhandels, sei alarmierend. Dies sagt die Leiterin der Studie, eine fĂŒr Microsoft tĂ€tige Forscherin namens Elena Maris. «Hier geht es nicht darum, einen Pullover auszusuchen und zu sehen, wie er dir durch das Netz folgt. Das ist so viel spezifischer und persönlicher.»
Auch wenn die Tracking-Firmen selbst die Porno-Gewohnheiten der User nicht mit personalisierter Werbung verknĂŒpfen: Es bestehe die eindeutige Gefahr, dass solche Daten von Aussenstehenden bei Hacks erbeutet werden.
In den letzten Jahren wurden eine Reihe Websites wie YouPorn angegriffen, wobei Hacker E-Mails, Passwörter, Benutzernamen und Kreditkartendaten stehlen konnten.
Die Studienverfasser fordern, dass etwas gegen die «undichten» Porno-Seiten, die Tracking-Daten leaken, getan werden mĂŒsse. Staatliche Regulierung könne dazu beitragen, neue Datenschutznormen durchzusetzen. Zudem mĂŒssten die Internet-Nutzer darauf aufmerksam gemacht werden, welche Informationen sie möglicherweise preisgeben.
Bei Firefox heisst er Privater Modus, bei Chrome Inkognito-Modus und bei Apples Safari Privates Surfen.
Das ist eine Browser-Voreinstellung, die verhindern soll, dass beim Surfen verrĂ€terische Spuren zurĂŒckbleiben. Wie etwa Bookmarks oder eingetippte Internet-Adressen, die einem â dies ein rein fiktives Beispiel â bei spĂ€teren Text-Autocomplete völlig unvermittelt zum VerhĂ€ngnis werden können. «Schatz, ich wollte Youtube eingeben. Keine Ahnung, warum da plötzlich YoungHornyMILFS.com steht, ich schwöre!»
Das Problem: Weil der Inkognito-Modus PrivatsphÀre und Datenschutz verspricht, wiegen sich viele User in falscher Sicherheit. Davor warnen Browser-Anbieter auch selber. Nur steht das im «Kleingedruckten» bzw. auf Hilfe-Seiten.
Immerhin verfĂŒgt der Firefox-Browser in neueren Versionen ĂŒber die Funktion «Seitenelemente blockieren». Sie enthĂ€lt laut Beschrieb eine Sammlung von Datenschutzfunktionen, die die Nutzer vor Bedrohungen und BelĂ€stigungen im Internet schĂŒtzen. «Darin ist auch ein Schutz gegen AktivitĂ€tenverfolgung durch Tracker enthalten, die Ihre Surfdaten ĂŒber mehrere Websites hinweg erfassen und sammeln.»
Nicht wirklich.
Wie immer in der Informatik gilt: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Du musst also streng genommen immer damit rechnen, dass dein Besuch auf der Website XYZ irgendwann mal öffentlich im Internet stehen könnte. Abgesehen davon gibts aber doch Vorsichtsmassnahmen: