Chrisbe
Viel Geld zu haben bedeutet nicht, immer im Recht zu sein.
Elon Musk ist in die Kritik geraten, weil seine Tweets zu einer Welle von Online-Attacken auf Twitters Chefjuristin Vijaya Gadde beigetragen haben. Gadde war eine Schlüsselfigur bei der Entscheidung, Donald Trump von der Plattform zu verbannen.
Die Situation könnte dem Milliardär den beabsichtigten Kauf von Twitter erschweren, da er sich in der Übernahme-Vereinbarung verpflichtete, den Online-Dienst oder dessen Vertreter nicht zu verunglimpfen.
Musk sagt, er wolle Twitter kaufen, weil es dort nicht genug Redefreiheit gebe. Eine «Zensur» wird dem Dienst in den USA hauptsächlich aus dem rechten Lager und von Corona- und Klimawandel-Leugnern vorgeworfen. Diese Gruppen sind schon lange mit dem Kurs von Gadde unzufrieden. Musk goss nun Öl ins Feuer.
Erst kritisierte er die Vorgehensweise von Twitter in einer Episode rund um den Sohn des heutigen Präsidenten Joe Biden im Schlussspurt des US-Wahlkampf 2020. Damals hatte es in einem Zeitungsartikel unter anderem geheissen, Bidens Sohn Hunter habe Geschäftspartnern Treffen mit seinem Vater angeboten.
Als Quelle wurden Daten angegeben, die angeblich auf einem Notebook von Hunter Biden in einer Werkstatt entdeckt worden waren. Twitter sperrte damals den Account der Zeitung, da es auf der Plattform verboten sei, unrechtmässig beschaffte Inhalte zu verbreiten. Twitter machte die Entscheidung später rückgängig und der damalige Firmenchef Jack Dorsey entschuldigte sich.
Auslöser für die neue Kontroverse war nun ein Artikel der Website «Politico», demzufolge Gadde sich in einer internen Besprechung besorgt über den möglichen Wandel der Plattform mit Musk als Eigentümer zeigte und nicht die Tränen habe zurückhalten können.
Musk schrieb zunächst zu einem Tweet mit Zensurvorwürfen gegen Gadde, die Vorgehensweise von Twitter rund um den Zeitungsartikel sei «eindeutig unglaublich unangemessen gewesen». Er legte später am Mittwoch mit einer Fotomontage mit ihrem Gesicht nach, in der von einer «linken Voreingenommenheit» die Rede war.
Musk now tweeting memes mocking Twitter's top policy exec, @vijaya. The practical effect of these tweets is to fuel a targeted harassment campaign against his own future employee--the very kind of thing that Gadde's teams have been working to make Twitter less conducive to. pic.twitter.com/HggY9cp0xo
— Will Oremus (@WillOremus) April 27, 2022
Gadde war danach verstärkt Attacken und Beschimpfungen in Tweets ausgesetzt, einige rassistische Beiträge wurden entfernt. Trump-Anhänger rufen Musk dazu auf, Gadde als erste von der Plattform zu entfernen.
Moments after @elonmusk publicly criticised the work of Twitter policy exec @vijaya, her mentions are full of hateful tweets. Is this how he plans to run the company?
— Dave Lee (@DaveLeeFT) April 26, 2022
Unter anderem der frühere Twitter-Chef Dick Costolo ging daraufhin mit Musk hart ins Gericht.
Bullying is not leadership.
— dick costolo (@dickc) April 27, 2022
«Mobbing ist nicht Führungsstärke», schrieb er bei Twitter. «Ich sage nur, dass Twitter politisch neutral sein muss», wehrte sich Musk. Der frühere Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos kritisierte Musks Verhalten als inakzeptabel und unprofessionell.
Musk einigte sich diese Woche mit Twitter auf die Übernahme des Online-Dienstes für rund 44 Milliarden Dollar. Nun müssen allerdings noch genug Aktionäre bereit sein, ihm ihre Anteile abzutreten. (oli/sda/dpa)