Tesla-Aktie bricht ein und Musks Probleme haben eben erst begonnen
Die Aktie des US-Elektroautoherstellers Tesla ist nach Vorlage der Quartalszahlen massiv eingebrochen. Am Donnerstag verlor das Papier im frühen US-Handel mehr als neun Prozent. Zuvor hatte das Unternehmen einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang gemeldet. Laut Tesla fiel der Quartalsgewinn um 16 Prozent auf 1,17 Milliarden Dollar, der Umsatz sank um 12 Prozent auf rund 22,5 Milliarden Dollar. Analystenerwartungen wurden erneut verfehlt.
Die Ursache für die schwachen Zahlen sind vor allem rückläufige Auslieferungen: Die Verkaufszahlen sanken im zweiten Quartal um 13,5 Prozent auf 384'122 Fahrzeuge. Auch das neue Modell des Elektro-SUV Model Y konnte den Trend nicht aufhalten. In Europa brach der Absatz laut Branchenverband ACEA im Juni um 39,5 Prozent ein, im gesamten ersten Halbjahr um 43,7 Prozent.
Auch in der Schweiz halbierten sich die Tesla-Verkäufe im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr mit einem Minus von 46 Prozent beinahe.
Firmenchef Elon Musk warnte die Investoren vor schwierigen Zeiten für Tesla nach einem der schlechtesten Quartale des Autoherstellers seit über einem Jahrzehnt. Man werde wahrscheinlich noch ein paar schwierige Quartale vor sich haben, sagte er. Gleichzeitig versucht er, mit Ankündigungen zur Zukunftstechnologie Robotaxi Optimismus zu verbreiten.
Zweifel an Musks Robotaxi-Offensive
Spätestens Ende 2025 sollen autonome Robotaxis die Bilanz verbessern, sagte er. Bereits jetzt teste man erste Fahrzeuge im texanischen Austin, eine breitere Einführung sei geplant. Musk behauptet, Tesla könne bald für die Hälfte der US-Bevölkerung autonome Fahrten anbieten. «Die Zustimmung der Behörden vorausgesetzt», schränkt Musk ein.
Damit könne man auf den Zeitplan nicht gross bauen, urteilte der langjährige Branchenanalyst Gene Munster. In den USA müssen die Genehmigungen für autonomes Fahren in einzelnen Bundesstaaten beantragt werden.
Musk selbst redet seit Langem von Robotaxis als Wachstumstreiber. In jedem Jahr seit 2016 kündigte er an, dass die Technologie im jeweils kommenden Jahr marktreif sein werde. Munster nannte Musks Aussagen ein «Ablenkmanöver».
Wie schwer die Umsetzung von Musks Robotaxi-Plänen ist, zeigt ein Blick nach Kalifornien. Die tech-affine Region steht bei Tesla zwar weit oben auf der Liste, doch zentrale Genehmigungen fehlen. Bislang hat das Unternehmen dort nur 562 Testmeilen mit autonomen Fahrzeugen absolviert. Zum Vergleich: Die Alphabet-Tochter Waymo, die ihre Robotaxis in Los Angeles und der Bay Area um San Francisco betreibt, hat neun Jahre und mehr als 13 Millionen Testmeilen benötigt, bis ihre Fahrzeuge schliesslich 2023 für den kommerziellen Betrieb freigegeben wurden. Inzwischen kommt Waymo in dem Bundesstaat auf mehr als 100 Millionen gefahrene Meilen.
Auch technisch gibt es Bedenken. Tesla setzt allein auf Kameras statt auf die noch teuren Laser-Radare (Lidar), die bei anderen Anbietern Standard sind. Experten bezweifeln, dass Kameras allein ausreichen, um Hindernisse unter allen Bedingungen zu erkennen. Für Lidar spricht auch, dass die Technologie mit höheren Stückzahlen und technischen Fortschritten günstiger wird. Dadurch sinkt der Kostenvorteil eines rein kamerabasierten Systems.
Die US-Verkehrsbehörde untersucht zudem seit Jahren Unfälle mit Teslas Autopilot-System, das bezüglich Sicherheit Waymo als deutlich unterlegen gilt.
Teslas Probleme in Europa und den USA werden grösser
Neben technologischen Zweifeln belasten auch strukturelle Probleme das Tesla-Geschäft. Ausserhalb der USA verschärft sich die Konkurrenz durch europäische und chinesische Hersteller. Zudem laufen in den USA Ende September Elektroauto-Subventionen in Höhe von 7'500 Dollar aus. Tesla rechnet zwar mit einem kurzfristigen Nachfrageanstieg von Kunden, die das Geld noch mitnehmen wollen, doch ab September ist die Subvention Geschichte.
$TSLA has now seen 7 straight quarters of declines when looking at the change in YoY car sales in California. https://t.co/os6MJHxYvp pic.twitter.com/oL27VXeYqG
— Gordon Johnson (@GordonJohnson19) July 22, 2025
Kein Günstig-Tesla in Sicht
Ein günstigeres, technisch abgespecktes Model Y ist in Planung, dürfte aber die Marge des bisherigen Bestsellers Model Y belasten. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer verwies in diesem Kontext auf Überkapazitäten: Tesla könne 2,35 Millionen Autos im Jahr produzieren, werde aber wohl nur maximal 1,6 Millionen verkaufen.
Da die Tesla-Fabriken nur zu 70 Prozent ausgelastet sind, versucht der Hersteller die Auslastung mit einem günstigeren Model Y zu verbessern. Ein wirklich neues, kleines und günstiges E-Auto von Tesla wird es aber weiterhin nicht geben.
UBS-Analyst Joseph Spak schrieb, die kurzfristigen fundamentalen Aussichten für Tesla blieben herausfordernd. Das Vertrauen der Investoren scheint vorerst erschüttert.
Mit Material der Nachrichtenagenturen DPA und Reuters