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Finnland und die Ukraine entwickeln Kampfdrohnen, die es in sich haben

Kampfdrohne aus finnischer Produktion.
Eine in Nordeuropa entwickelte Drohne mit tödlicher Spezialladung.Screenshot: insta.fi

Finnland und die Ukraine entwickeln Kampfdrohnen, die es in sich haben

Das ehemals neutrale Land im Norden Europas mausert sich zum wichtigen Technologie-Partner für die NATO und die Ukraine. Das zeigt die gemeinsam entwickelte Kampfdrohne «Steel Eagle».
30.01.2025, 19:5831.01.2025, 07:06
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Die Finnen tun, was in der Schweiz noch undenkbar scheint: Sie unterstützen die von Russland überfallene Ukraine mit innovativer Militärtechnologie. Davon profitieren auch die eigenen Streitkräfte und die heimische Rüstungsindustrie.

Wie der finnische Rundfunk berichtete, wurde am Mittwoch in Helsinki eine neue Kampfdrohne vorgestellt, die bald auf den Gefechtsfeldern in der Ukraine eingesetzt werden soll. Die Serienproduktion läuft.

Vom neuen militärischen Drohnen-Know-how Finnlands profitieren aber auch andere NATO-Staaten. Bekanntlich ist der ehemals neutrale EU-Staat 2023 dem transatlantischen Verteidigungsbündnis beigetreten.

Derweil setzt die Schweiz bei Kampfdrohnen auf den Alleingang – und erntet aus Fachkreisen Kritik.

Was kann die finnische Kampfdrohne?

Die neuartige Kampfdrohne wird Steel Eagle ER genannt. Das Kürzel steht für «Extended Range» und bedeutet, dass sie eine im Vergleich zum Vorgängermodell erweiterte Reichweite hat. Was die Drohne so gefährlich macht, ist ihre mitgeführte Sprengladung. Diese wird «Steel Burst» genannt und erinnert mit ihrer Funktionsweise an die US-Splitterladung «Claymore».

So funktioniert es:

«Mithilfe der Drohne ist es möglich, die Sprengladung auf dem Luftweg in eine optimale Position über dem gewünschten Ziel zu transportieren, wo sie anschliessend gezündet werden kann.»
quelle: insta.fi

Finnische Ingenieure haben die Ladung entwickelt, die Sprengstoff enthält und beim Zünden viele Stahl- und Wolfram-Geschosse «abfeuert». Wolfram ist ein Schwermetall, das früher als Glühfäden in Lampen verwendet wurde und heute in der Waffenproduktion eine zentrale Rolle spielt. Es hat die höchsten Schmelz- und Siedepunkte aller chemischen Elemente.

Solche Kugeln können das Dach eines gewöhnlichen oder leicht gepanzerten Autos durchdringen, wie es heisst. Tatsächlich sollen Angriffe mit der Kampfdrohne darauf abzielen, Infanterie zu attackieren. Würden sich Soldaten auf einer Fläche von der Grösse eines Fußballfeldes befinden, könnten drei Drohnen mit solchen Ladungen ausreichen, um alle zu töten oder zu verletzen.

Die Reichweite der Steel Eagle ER wird im Bericht des finnischen Rundfunks nicht angegeben. Die Kampfdrohne sei resistent gegen Störungen, die elektronische Kriegsführung der Russen sollte ihr nichts anhaben.

Warum ist das wichtig?

Nach Angaben des finnischen Verbandes der Verteidigungs- und Luftfahrtindustrie (PIA) arbeiten mehr als zehn finnische Rüstungsunternehmen direkt mit ukrainischen Unternehmen zusammen. Zu ihnen gehört auch die Hightech-Firma, die die innovativen Kampfdrohnen für die Ukraine herstellt. Sie heisst Insta und sei ein strategischer Partner der finnischen Streitkräfte.

Seit der Invasion Russlands 2022 hat sich die Ukraine kontinuierlich an Herausforderungen auf dem Gefechtsfeld angepasst und kommerzielle Drohnen für Aufklärungs- und Angriffseinsätze modifiziert.

Ein Insta-Vertreter räumte ein, dass viele Staaten mit ihren traditionell schwerfälligen Beschaffungsprogrammen von den sich rasch ändernden Anforderungen – Stichwort Drohnenkrieg – überfordert seien.

«Einige Lösungen veralten schnell und müssen modifiziert werden. Das stellt eine Herausforderung für westliche Waffenzulassungssysteme dar, die traditionell langsamer arbeiten.»

Finnland sieht sich bei der Entwicklung von militärischen Drohnen im Vorteil. Eine Sprecherin der finnischen Rüstungsindustrie erklärte im vergangenen Jahr, man verfüge über den nötigen Platz, um Drohnen zu testen, anders als der stark belastete Luftraum Mitteleuropas.

Der finnische Rundfunk konstatiert:

«Die Russen haben viel aus dem Krieg gegen die Ukraine gelernt. Irgendwann könnte Russland seine Erkenntnisse gegen den Westen einsetzen. Deshalb hat der Westen es eilig, mit den Ukrainern zusammenzuarbeiten und von ihnen zu lernen.»

Und die Schweiz?

Bleibt anzumerken, dass die Schweiz bei der Forschung und Entwicklung im Bereich ziviler Drohnen-Technologie seit Jahren eine herausragende Rolle spielt.

Doch bei den militärischen Drohnen hatten die Verantwortlichen bislang kein glückliches Händchen. Die von der Armee (unter Bundesrat Ueli Maurer) in Israel gekauften Aufklärungsdrohnen bereiten Probleme.

Zudem klemmt es beim Wissens-Transfer von der Forschung in die Rüstungsindustrie, wie der Leiter des Schweizer Drohnen- und Robotik-Zentrums (SDRZ) des Verteidigungsdepartements (VBS) 2023 sagte.

2024 riefen das Bundesamt für Rüstung und weitere hochrangige Vertreter des Bundes eine «Taskforce Drohnen» ins Leben, um auf die veränderte Bedrohungslage rund um kleine militärische Drohnen zu reagieren. Dann hiess es, schon 2025 solle die Armee erste Kampfdrohnen aus eigener Produktion testen können.

Der Drohnen-Experte und ETH-Professor Roland Siegwart zeigte sich kürzlich gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) skeptisch:

«Die Schweiz kann nicht im Alleingang irgendwelche Militärdrohnen entwickeln, wir müssen das im Verbund tun. Und zwar, weil andere Player, wie die USA oder die NATO, ein Vielfaches an Mitteln dafür aufwenden können. Da können wir allein nicht mithalten. Gleichzeitig tut sich die Schweiz in Sachen Kooperationen schwer. Da werden sich also früher oder später politische Fragen stellen.»
quelle: srf.ch

Zwar sei die Schweiz in Sachen Drohnentechnologie weltweit vorne dabei, bestätigte der Experte. Gerade bei den kleinen militärischen Drohnen werde jetzt aber sehr viel passieren, weil andere Staaten massiv investieren. Deshalb brauche es hierzulande ein Umdenken.

Quellen

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84 Kommentare
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N. Y. P.
30.01.2025 21:53registriert August 2018
Bis zum Zwischentitel..

Und die Schweiz?

..war ich vom Lesen, wie Finnland und die Ukraine mit der Drohnentechnologie in neue Sphären vorstossen, schwer beeindruckt.

Uuund dann musste ich diese Posse wieder lesen, was die Schweiz wieder für abgeranzte Projekte am Laufen hat.

Also, die Schweiz würde besser bei den Finnen mit einer Milliarde Franken einsteigen, nebenbei könnten wir die Neutralität begraben und der NATO beitreten.

Danke.
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St. Holmenolmendolmen
30.01.2025 21:38registriert Mai 2015
Perkele! Skandinavier, Ukrainer, Polen und Balten wissen wie die Zukunft aussieht wenn man nicht aufrüstet. Die Schweiz verweilt inzwischen noch ein bisschen länger im Jahr 1995 und träumt von fantastischen Handelsbeziehungen zu Russland.
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Cpt. Jeppesen
30.01.2025 22:06registriert Juni 2018
Natürlich könnte die Schweiz im Alleingang Drohnen entwickeln, die Ukraine kann das auch. Was die Zusammenarbeit mit anderen Waffensystemen oder Verteidigungsbündnissen betrifft, man darf auch heute schon NATO-Standards, soweit vorhanden, kopieren oder verwenden. Es ist eine Scheindebatte. Für die Schweiz ist es eine Frage der Neutralitätsdefinition.
Aber eigentlich ist es eine vertane Chance für die Schweiz.
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