Chinas Gesichtserkennung sieht dich inmitten von 50'000 Menschen
Herr Ao dachte, er sei nur ein Gesicht in der Menge.
Als einer von 50'000 Besuchern eines Konzerts im südostchinesischen Nanchang fühlte sich Ao – von dem in chinesischen Medien nur der Nachname kursiert – sicher.
Er lag falsch: Eine der zahlreichen Überwachungskameras am Veranstaltungsort erkannte und schnappte ihn mithilfe von Gesichtserkennungstechnologie.
Der Mann soll laut lokalen Medien eine «wirtschaftliche Straftat» begangen haben und war deshalb in einer Datenbank mit Foto gelistet.
Als die Polizei den Verdächtigen aus der Menge zog und verhaftete, war Ao laut eines Beamten «bleich und schockiert». Der Chinese sagte, er wäre niemals zu dem Konzert gegangen, wenn er gewusst hätte, dass die Polizei ihn so einfach identifizieren kann.
Das ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie China Gesichtserkennungstechnologie einsetzt, um Gesuchte in öffentlichen Räumen zu erwischen.
Hier weitere Beispiele:
- Letztes Jahr wurden 25 gesuchte Personen bei einem Bierfest festgenommen, als Kameras an Eingängen die Gesichter der Besucher scannten.
- An manchen Kreuzungen Shanghais leuchten auf Bildschirmen die Gesichter der Fußgänger auf, die über Rot gehen.
- Eine Universität in Peking installierte Gesichtsscanner, um Unbefugte daran zu hindern Studentenwohnheime zu betreten und «den Aufenthaltsort der Studenten besser zu überwachen».
- An einigen Bahnhöfen tragen Polizisten Kamera-Brillen, die Fotos von Gesichtern schießen und sie mit einer Datenbank abgleichen. So sollen zum Beispiel Menschen, die mit gefälschten Papieren reisen geschnappt werden.
It looks like a certain failed Google product. In fact, it’s the latest addition to China’s facial-recognition toolbox — just in time for the holidays! https://t.co/6DUrDphM89
— Josh Chin 李肇华 (@joshchin) 7. Februar 2018
Der Tech-Überwachungsstaat
China ist auf dem besten Weg seine Bürger mit Technologie allumfassend zu überwachen. Bis zum Jahr 2020 soll es in China schätzungsweise mehr als 600 Millionen CCTV-Kameras geben.
Laut offiziellen Dokumenten will die chinesische Regierung die Videoüberwachung «allgegenwärtig, vollständig vernetzt, immer funktionstüchtig und voll steuerbar» machen.
«Gutes» Verhalten wird belohnt
Zusätzlich führt China gerade ein «Social Credit System» ein: Mit dem Bürger-Score werden Menschen wie Firmen eingestuft. Dabei bekommt jeder von Chinas 1,3 Milliarden Bürgern ein Punktekonto, das öffentlich zugänglich ist.
Der Bürger-Score ergibt sich aus der Überwachung des sozialen Verhaltens einer Person:
- Wofür sie ihr Geld ausgibt.
- Wie regelmäßig sie Rechnungen bezahlt.
- Auch ihre Aktivität auf Social Media wird beobachtet.
Wer viele Punkte sammelt, darf sich über günstigere Kredite und bessere Karrieremöglichkeiten freuen. Jenen mit niedrigem Punktekonto droht, keine Flug- oder Zugtickets mehr kaufen zu können. Sie kriegen schlechtere Jobs, ihre Kinder gehen auf schlechtere Schulen und sie werden sozial geächtet. Im chinesischen Rongcheng, wo das Pilotprojekt bereits läuft, wird der Punktestand von besonders vorbildlichen Bürgern bereits auf einer öffentlichen Tafel ausgestellt.


