Als er Facebook in seinem Schlafzimmer ins Leben rief, fand Mark Zuckerberg auch seine Mission. Er wollte die Welt durch Offenheit zu einem besseren Ort machen. Zu einem Ort, an dem die Menschen möglichst viel miteinander teilen – Bilder, Nachrichten, Ideen. In der Privatsphäre sah er ein überholtes Modell. Menschen würden immer offener zu immer mehr Menschen, meinte er in einem Interview. Die sozialen Normen hätten sich entwickelt.
Nun, 15 Jahre später, sagt er: «Die Zukunft ist privat.» Und: «Privatsphäre gibt uns die Freiheit, uns selber zu sein.»
Stube statt DorfplatzIst er mit seiner Mission gescheitert? Ob die Welt dank Facebook besser geworden ist, sei dahingestellt. Wirtschaftlich gesehen, ist Zuckerbergs Mission ein Riesenerfolg: Dank der Offenheit der Menschen ist Facebook zu einer der reichsten Firmen geworden. Die privaten Daten, welche die Nutzer preisgeben, sind noch immer Gold wert: Allein im ersten Quartal 2019 machte der Konzern knapp 2.5 Milliarden Dollar Gewinn.
Das Geschäftsmodell von Facebook basiert auf Offenheit, deshalb will man Zuckerberg den eben an der Entwicklerkonferenz F8 angekündigten Richtungswechsel nicht recht abnehmen. Privatsphäre ist das Gegenteil von Facebook.
Und dennoch war Zuckerberg in den letzten Jahren klug genug, zu erkennen, dass sich Unterhaltungen vom digitalen Dorfplatz, wie es Facebook ist, in private Chaträume zurückverlagern. Die Etablierung des Messengers war eine Reaktion darauf, der Kauf von WhatsApp eine andere. Diese Chatkanäle will Zuckerberg nun stärken, sie alle miteinander vernetzen und so verschlüsseln, dass auch Facebook selber nicht mehr mitlesen kann.
Beim sozialen Netzwerk Facebook hingegen bleibt alles, wie es ist; auch das Versprechen, die Nutzerdaten besser zu schützen, ist nicht neu. Die Rückbesinnung auf die Privatsphäre ist also vor allem eine Imagekampagne. Denn um den Ruf von Facebook ist es nach den Datenschutzskandalen der letzten Jahre schlecht bestellt.
Dazu passt auch der neue Anstrich: Das Design der Plattform wird generalüberholt, das Blau der Website soll einem unschuldigen Weiss weichen. Die Hoffnung von Zuckerberg dürfte aber insgeheim sein, dass das weisse Facebook gleich funktioniert wie das blaue, und die Nutzer weiterhin fleissig alles mit allen teilen.
Dennoch sorgt der Konzernchef vor und kümmert sich um neue mögliche Einnahmequellen: So können etwa Firmen auf Instagram bald auch Shops führen, um Produkte direkt auf der Plattform zu verkaufen.
Bezahlen über WhatsApp, Dating-Plattform und Virtual Reality sind andere Felder, mit denen künftig Geld verdient werden könnte. Das wird spätestens dann wichtig werden, wenn eintrifft, was Zuckerberg prophezeit, doch kaum wahrhaben will: «Die Zukunft ist privat.»