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Hier lässt ein Velo-Kurier Trumps brutale ICE-Agenten uralt aussehen

Velo-Kurier entwischt ICE-Beamten (29. September 2025)
In Chicago kam es zu dieser ungewöhnlichen Verfolgungsjagd.Screenshot: x.com

Hier lässt ein Velo-Kurier Trumps ICE-Agenten uralt aussehen

Die Abschiebebehörde ICE wird in US-Grossstädten seit Monaten gefürchtet. Nun ging ein Video viral, in dem ein Lieferant mehreren bewaffneten Beamten entwischt.
30.09.2025, 09:1430.09.2025, 12:53
Dariusch Rimkus / watson.de

Die US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) steht seit Donald Trumps Amtsantritt Anfang des Jahres vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. Die ICE ist für die Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen verantwortlich, führte auf Trumps Willen hin jedoch häufig umstrittene Abschiebungen und Razzien durch.

Unter Trump wurden die Befugnisse der Behörde massiv ausgeweitet, was zu Einsätzen in Schulen, Krankenhäusern und Gotteshäusern führte – Orte, die zuvor als «sicher» galten. Die Behörde geriet immer wieder in die Schlagzeilen, sei es durch die Trennung von Familien an der Grenze oder aggressive Festnahmen.

Mit einer solchen sind ICE-Beamte nun in Chicago krachend gescheitert. Ein virales Video zeigt, wie eine Gruppe schwer bewaffneter Mitarbeiter einem einzelnen Mann hinterherjagt – doch der lässt sie mit Parkour-ähnlichen Moves ins Leere laufen.

Provokation, dann Flucht

Das Video, das unter anderem auf X, dem Kurznachrichtendienst von Trump-Kumpane Elon Musk, viral geht, zeigt eine Szene aus Chicago. Die Protagonisten: etwa zehn ICE-Beamte und Polizisten in Camouflage-Kleidung mit kugelsicheren Westen, Schusswaffen und teils Sturmhauben – und ein Lieferant mit Velo.

Update/Korrektur: In einer früheren Artikel-Version hiess es, die ICE-Beamten hätten den Mann ohne Grund verfolgt. Tatsächlich ist in einem längeren Videoausschnitt zu hören, wie der Mann «Fuck Trump» ruft. Dann fährt er noch langsam eine Kurve und bückt sich, um etwas aufzuheben, das ihm wohl heruntergefallen ist.

Plötzlich sprinten mehrere Beamte auf den Velo-Kurier zu, doch dieser reagiert blitzschnell. Wie Lionel Messi mit einem Ball schlängelt er sich, sein Velo vor sich herschiebend, mit olympischer Geschwindigkeit durch Taxis, Busse und Schlaglöcher. Ein ICE-Agent stolpert fast über den Bordstein, ein anderer rasselt beinahe mit Passantinnen und Passanten zusammen – eine Szene wie aus einer Slapstick-Komödie.

Video: watson/Michael Shepherd

US-Video geht viral: Millionen fiebern mit ICE-Opfer mit

Die schier unüberwindbare Macht der ICE, die eher aussieht, als wäre sie für ein Kriegsgefecht als für einen innerstädtischen Einsatz gekleidet, kann dabei trotz aller optischen Überlegenheit keinen Sieg erringen.

Am Ende schwingt sich das von ihnen ausgemachte Ziel gekonnt aufs Velo und fährt davon.

Chicago hat einen neuen Volkshelden: den mysteriösen Velofahrer, der den ICE-Häschern entkommen konnte. Das Slapstick-Video geht dementsprechend viral, erhält Millionen von Klicks und Kommentare wie «Jackie Chan könnte das niemals so machen» bis hin zu «Gebt diesem Typen einen Vertrag für die Tour de France».

Gleichzeitig weisen viele auf die Ernsthaftigkeit der Situation hin. «Das ist lustig, aber auch beängstigend», ist etwa auf der Social-Media-Plattform X zu lesen.

Donald Trump sendet Soldaten nach Portland – auch wegen ICE

Derweil spitzt sich die Lage im Kampf von US-Präsident Donald Trump gegen US-Grossstädte, in dem die ICE eine zentrale Rolle einnimmt, weiter zu. Zuletzt hatte Trump am Samstag den Einsatz von Soldaten der Nationalgarde in der von Demokraten regierten Grossstadt Portland angeordnet.

Er weise «Kriegsminister Pete Hegseth an, alle notwendigen Truppen bereitzustellen, um das vom Krieg zerstörte Portland und alle unsere ICE-Einrichtungen zu schützen», erklärte Trump auf «Truth Social». «Ich genehmige ausserdem die Anwendung vollumfänglicher Gewalt, falls erforderlich», erklärte Trump, ohne näher auszuführen, was damit gemeint sein könnte.

In Portland hatten, ebenso wie in anderen US-Städten, in den vergangenen Monaten zahlreiche Demonstrationen vor örtlichen ICE-Einrichtungen stattgefunden. Dabei kam es auch zu gewaltsamen Konfrontationen mit der Polizei.

Die Regierungen Portlands sowie des US-Bundesstaats Oregon widersprechen dieser Darstellung hingegen und argumentieren, dass die Proteste in Portland – entgegen Trumps Behauptungen – klein und friedlich verlaufen seien. In der Regel seien daran weniger als 30 Personen beteiligt gewesen, seit Mitte Juni habe es keine Festnahmen gegeben.

Der Bundesstaat und die Grossstadt reichten gegen den Einsatz daher am Sonntag (Ortszeit) Klage ein, um die Entsendung der Soldat:innen nach Portland zu stoppen. Trump verfolge das Ziel, «den Einsatz von Militär für alltägliche innerstaatliche Strafverfolgungsmassnahmen zu normalisieren», hiess es in der Klageschrift. Es gebe keinerlei gerechtfertigten Grund für den Einsatz der Nationalgarde.

In diesem längeren Videoausschnitt ist zu hören, wie der Mann die ICE-Beamten provoziert:

Video: extern/bluesky/@dprzygoda

Quellen

(watson.de)

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88 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Radio Eriwan - mit Echtheitszertifikat
30.09.2025 09:41registriert November 2020
Nicht Lustig!
Das ist brandgefährlich und erinnert klar an Vorgehensweisen der Machthaber der 1930/40er Jahre...
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The man who shot liberty valance
30.09.2025 09:30registriert September 2020
Vermummte ICE Agenten .. Trump und seine Bande sind echt das letzte. Hoffentlich wird er auch so behandelt bei seiner Verhaftung, und dann nach Honduras ausgeliefert.
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Thomas Melone
30.09.2025 09:41registriert Mai 2014
Frage mich, wie man einen solchen Job als ICE-Scherge überhaupt gerne ausführen kann. Es gibt Menschen, die machen für Geld wohl einfach alles.
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«Dass es im Nahen Osten gut kommt, ist noch immer unwahrscheinlich»
Trotz aller Euphorie über das Abkommen zwischen Israel und der Hamas stehe das Schwierigste noch bevor, sagt Simon Wolfgang Fuchs, Islamwissenschafter an der Hebräischen Universität Jerusalem. Grund für Optimismus sieht er nicht.
Herr Fuchs, wie sehen Sie die Einigung von Scharm El-Scheich? Ist das Wort «historisch», das nun überall herumgeboten wird, gerechtfertigt?
Simon Wolfgang Fuchs: Es ist zumindest erstaunlich, in welcher Freude Palästinenser und Israeli nun vereint sind. Eine solche Zäsur hätte vor wenigen Wochen niemand erwartet. Was ein Ende des akuten Kriegszustands angeht, gibt es wohl nicht mehr viele Stolpersteine. Dafür brauchte es die USA, die ihr ganzes Gewicht in die Waagschale geworfen haben, mit Ländern wie Katar, der Türkei und Ägypten. Diese Leistung sollte man nicht zynisch kleinreden.
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