Apple will gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern vorgehen und die Verbreitung abscheulicher Aufnahmen eindämmen. Das ist löblich. Doch «gut gemeint» bedeutet nicht automatisch gut gemacht. Im Gegenteil.
Statt die für viele Menschen überlebenswichtige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung digitaler Kommunikation zu stärken und auszubauen, wird diese vielleicht entscheidend geschwächt, befürchten unabhängige Fachleute.
Renommierte Experten und bekannte Persönlichkeiten wie der Whistleblower und Internetaktivist Edward Snowden warnen eindringlich davor, dass Apple die technischen Voraussetzungen für ein Big-Brother-System schaffe.
Auch wenn dies die Kalifornier sicher nicht anstreben: Das Risiko besteht. Und China lässt grüssen.
Zur Erinnerung: Apple ist ein Innovationsführer und hat schon verschiedene Technologien massentauglich gemacht. Sollten die Kalifornier an ihren Plänen festhalten, ist damit zu rechnen, dass auch andere Techkonzerne vergleichbare Überwachungs-Tools auf «ihren» Geräten einführen.
Die Frage bleibt: Wie konnte ausgerechnet das Unternehmen, das seit Jahren «Privacy» als Killerargument vermarktet und den Datenschutz hochhält, dermassen patzen? Warum wurden nicht vor der Ankündigung viel mehr unabhängige Experten beigezogen und alle Bedenken ausgeräumt?
Es genügt nun nicht, wenn hochrangige Manager wie der Software-Chef Craig Federighi «Beruhigungspillen» verteilen in Form von öffentlichen Absichtserklärungen. Und auch das häppchenweise Nachschieben technischer Details zu den Kinderschutz-Tools wirkt alles andere als durchdacht.
Das reichste Unternehmen der Welt tut gut daran, alle Befürchtungen mit knallharten Fakten und schonungsloser Transparenz zu entkräften. Sollte dies nicht möglich sein, muss das Vorhaben gestoppt werden.
Scary...