Bei Instagram sorgt eine ungewöhnliche Geschichte für Aufsehen, wonach ein Fotograf öffentlich zugegeben habe, dass sein bei einem internationalen Wettbewerb ausgezeichnetes Bild von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurde.
Das ist jedoch eine verkürzte und irreführende Darstellung der Ereignisse der letzten Wochen und Monate.
Erstellt wurde das fotorealistische KI-Bild vom deutschen Fotokünstler Boris Eldagsen. Er hat damit bei den Sony World Photography Awards 2023 tatsächlich gewonnen.
Der erfahrene Fachmann wollte aber nicht betrügen, sondern auf die Problematik solcher KI-Bilder hinweisen. Und er lehnte in der Folge auch die Auszeichnung für sein künstlich erzeugtes fotografisches Werk «Die Elektrikerin» ab.
Das Siegerbild ist mit Deep-Learning-Technologie künstlich erzeugt worden – es ist also keine Fotografie.
Der Erschaffer sagt:
Es gibt widersprüchliche Darstellungen, wie es zur Auszeichnung des KI-Bildes gekommen ist, und die Kommunikation der Organisatoren wirft einige Fragen auf.
Für die Sony World Photography Awards 2023 waren über 415'000 Bilder aus über 200 Ländern eingereicht worden. Davon über 200'000 für den offenen Wettbewerb, in dessen «Kreativ»-Kategorie Eldagsens KI-Bild gewann.
Das zum «Vice»-Medienkonzern gehörende englischsprachige Online-Medium Motherboard hat das Thema in einem am Montagabend veröffentlichten Bericht aufgegriffen und zitiert darin einen Sprecher des Fotowettbewerbs.
Demnach hätten die Juroren zwar gewusst, dass bei der Erstellung des Bildes KI verwendet wurde. Sie hätten aber gemeint, dass es sich um eine «Co-Kreation» des Künstlers und einer KI handle. Und sie äusserten laut Bericht den Vorwurf, man habe sie «absichtlich» in die Irre geführt.
Der Darstellung der Wettbewerbsorganisatoren widerspricht Eldagsen vehement. Der erfahrene Fotograf, der sich als Digital- und KI-Experte in der Deutschen Fotografischen Akademie engagiert, hat auf seiner Website eine ausführliche Stellungnahme veröffentlicht. Dort zitiert er auch aus der E-Mail-Konversation mit den Organisatoren und kritisiert, dass bei der Kommunikation einiges schiefgelaufen sei.
Demnach sieht es so aus, als wären die World Photography Awards von der Wucht der KI-Problematik überrumpelt worden. Erst als die internationale Foto-Community das Thema in den sozialen Medien aufgegriffen und intensiv diskutiert habe, sei man in die Gänge gekommen, so Eldagsen. Und:
Auf der Website des Sony-Fotowettbewerbs ist das KI-Bild nicht mehr zu finden und auch in einer entsprechenden Medienmitteilung wird der Künstler nicht mehr erwähnt.
Seitens der Organisatoren hiess es, man habe Eldagens Siegerbild «auf seinen Wunsch hin» entfernt.
Der Fotograf und KI-Künstler hält an seiner Darstellung fest und schildert in einem Interview, wie es an der Preisverleihung fast zum Eklat gekommen wäre. Er habe sich extra einen Smoking für den festlichen Anlass ausgeliehen und sei, als man ihm keine Redezeit zugestehen wollte, auf die Bühne gestürmt und habe sich ans Publikum gewandt.
Zuvor hatte er den Organisatoren empfohlen:
Was den Umgang mit fotorealistischen KI-Bildern in der Foto-Community betrifft, meint Eldagsen:
Wie Eldagsen in einem Interview verrät, hat er das Bild im August 2022 erstellt, mit dem KI-Bildgenerator «DALL-E 2», der wie ChatGPT vom US-Unternehmen OpenAI stammt.
Sony beschrieb das von Eldagsen eingereichte KI-Bild in einer früheren Medienmitteilung wie folgt:
Sicher ist: Aus den (schriftlichen) Teilnahmebedingungen des Fotowettbewerbs ging bislang nicht hervor, ob KI-generierte Bilder generell akzeptiert oder ausgeschlossen sind.
Sicher ist auch: Eingereichte Beiträge dürfen kein urheberrechtlich geschütztes Material enthalten, das nicht im Eigentum der Wettbewerbsteilnehmer steht. Bei KI-generierten Bildern ist aber genau diese Frage immer wieder Gegenstand von juristischen Auseinandersetzungen.
Braucht es ein generelles Verbot von fotorealistischen KI-Bildern bei Fotowettbewerben? Wie wichtig ist es, bei der Verwendung solcher Inhalte Transparenz zu schaffen?
Schreib es uns in den Kommentaren!
Um das zu verhindern denke ich jetzt einfach mal an die Möglichkeit, KI-Bilder zum Beispiel mittels NFT-Tokens eindeutig zu signieren und so erkennbar zu machen.
Ob man solche Bilder schlussendlich zu Wettbewerben zulassen möchte oder nicht, ist eigentlich zweitrangig.