Die Forschungsstelle Sotomo hat im Auftrag der Stiftung Sanitas Krankenkasse zum sechsten Mal seit 2018 untersucht, was die Digitalisierung und die zunehmende Datenerfassung bei den Einwohnerinnen und Einwohnern der Schweiz bewirkt. Hier präsentieren wir euch die wichtigsten Erkenntnisse der heute veröffentlichten Studie «Datengesellschaft und Solidarität» (Methodik in Infobox ganz unten):
2018 war rund jede(r) Dritte positiv gegenüber dem digitalen Wandel eingestellt, die Zustimmung nahm bis auf fast 50 Prozent zu. In den letzten beiden Jahren nahm diese Haltung wieder ab und liegt ungefähr auf dem Wert von 2018.
Es geht dabei nicht nur um Ernüchterung, sondern auch um Verunsicherung. Zudem stimmten noch nie so viele der Aussage zu, dass die Digitalisierung überschätzt wird.
Wenig überraschend ist, dass Jüngere die Digitalisierung positiver sehen als Ältere. Markant ist aber der Abfall bei den Ü36-Jährigen. Nur noch rund ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer sieht den Wandel positiv.
Ebenfalls auffallend, wie die Zustimmung bei den Frauen von 40 auf 28 Prozent absackte. So tief war der Wert noch nie.
Obwohl in diesem Jahr aufgrund des Chatbots ChatGPT ein Hype um künstliche Intelligenz entstanden ist, haben in diesem Jahr weniger Leute Angst, dass Computer/Roboter ihren Job übernehmen könnten als noch im letzten Jahr. Nur ein kleiner Teil glaubt, dass wir in zehn Jahren unsere Arbeit nicht mehr selbst erledigen.
In Zukunft wird sich zeigen, ob diese Zuversicht bestehen bleibt oder sich verändern wird. Falls sich der Fachkräftemangel in Zukunft verstärken sollte, könnte es zudem als Chance statt als Gefahr verstanden werden, wenn Teile der Arbeiten im heutigen Beschäftigungsmarkt durch Roboter und Computer abgedeckt werden.
Jüngere, Gutgebildete, Reiche und Flexible gehören nach Ansicht der Befragten zu den Gewinnern der Digitalisierung. Ältere, weniger Gebildete, Arme und Unflexible stehen auf der Verliererseite.
Der digitale Wandel stärkt also in den Augen der Befragten vor allem die Mitglieder der Gesellschaft, die ohnehin schon erfolgreich sind.
Damit verstärkt sie bestehende Ungleichheiten. Während diese Erwartung einer zunehmenden Ungleichheit in früheren Jahren sogar noch angestiegen ist, haben sich die Werte in diesem Jahr stabilisiert.
Spannend auch: Die Digitalisierung sieht sowohl Leistungswillige als auch Bequeme als Gewinner.
Das Smartphone wird immer mehr zum Aufzeichnen von Gesundheitsdaten verwendet. So zeichnet fast die Hälfte regelmässig die eigenen Schritte auf, was einer deutlichen Zunahme gegenüber den Vorjahren entspricht.
Auf tieferem Niveau macht auch das Erfassen von Schlaf einen Schritt nach vorn. Sportliche Leistungen werden dagegen seit Jahren relativ gleich wenig aufgezeichnet – bei 80 Prozent der Befragten nämlich gar nicht.
Wenig überraschend zeigt sich bei Gesundheitsapps: Die jüngere Generation sieht da ein deutlich grösseres Potenzial. Allerdings beschränkt sich dieses meist auf die allgemeine Gesundheit. Für Hilfe bei psychischen Problemen sehen deutlich weniger Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Chance.
Auch wenn der digitale Leistungsdruck insgesamt nicht als hoch angeschaut wird und insgesamt abnimmt, so zeigt sich bei der jüngeren Generation (bis 35 Jahre) doch, dass es im letzten Jahr eine deutliche Zunahme im Bereich der sozialen Medien gab.
Die Covid-Pandemie kann hier als einschneidend betrachtet werden. Diese Krise führte zu tiefgreifenden Veränderungen im gesellschaftlichen Leben: Das öffentliche Leben verlief gleichsam auf Sparflamme. Für viele Menschen führte dies dazu, dass sie sich einem weniger starken Leistungsdruck ausgesetzt sahen als früher. Das Leben von früher ist zurück, doch diese Befreiung hält an.
Steigende Krankenkassenprämien sind seit Jahren ein Ärgernis. Aber was würde jeder Einzelne dagegen tun? Unnötige Arztbesuche vermeiden und sich allgemein gesund verhalten sind die mit Abstand meist genannten Antworten.
Die Herausforderung bleibt es, Wege zu finden, die Kosten zu senken – und die Bevölkerung zu motivieren, die oben erwähnten Punkte umzusetzen. Verhaltensabhängige Prämien könnten für die Bevölkerung ein Anreiz sein, sich im Alltag gesünder zu verhalten.
Obwohl sieben von zehn angeben, sich gesünder verhalten zu wollen, ist nur die Hälfte für finanzielle Anreize in Form von vergünstigten Krankenkassenprämien.
Wichtig: Nr. 3 zeigt nicht die Gewinner und Verlierer, sondern nur was die Leute denken, wer die Gewinner und Verlierer seien. Ob das stimmt, steht auf einem anderen Blatt.
Und Nr. 6 ist ja total witzlos, das ist einfach eine Liste von Dingen, die sowieso jeder behauptet zu tun. Sprich jeder klopft sich auf die Schultern und macht weiter wie bisher.