
Da war es ihm noch pudelwohl in seiner Villa in Auckland: Nun droht dem 50-jährigen gebürtigen Deutschen tatsächlich Gefängnis. Bild: pd
Der deutsche Filesharing-Pionier könnte nun doch noch an die US-Justiz überstellt werden. Seit 2012 versucht er dies zu verhindern.
15.08.2024, 15:4816.08.2024, 07:22
Frederike Holewik / t-online
Ein Artikel von

Neuseeland will Kim Dotcom an die USA ausliefern. Mehrere Medien berichten, dass der neuseeländische Justizminister Paul Goldsmith einen entsprechenden Auslieferungsbefehl unterzeichnet hat.
Kim Dotcom ist der Gründer der Sharehoster-Dienste «Megaupload» und «Mega». Sharehoster sind Plattformen, auf denen die User Dateien unmittelbar und ohne Anmeldung hoch- und herunterladen können. Diese Dienste wurden in der Vergangenheit zum illegalen Verbreiten von Musik und Filmen genutzt.
Dotcom wird von den US-Behörden vorgeworfen, mit «Megaupload» Filmstudios und Plattenfirmen einen Schaden von 500 Millionen US-Dollar zugefügt und mit der Website gleichzeitig mehr als 175 Millionen Dollar an Einnahmen generiert zu haben. Zudem lasten sie ihm Urheberrechtsverletzungen, Betrug und Geldwäsche an. Dotcom hat wiederholt alle Vorwürfe von sich gewiesen.

Twitter-Profil von Kim Dotcom: Auf der Social-Media-Plattform inszeniert er sich als Freiheitskämpfer, fällt aber vor allem mit Hass-Postings gegen die USA und Unterstützung für Wladimir Putin auf.Screenshot: x.com
Dotcom: «Ich werde nicht gehen»
Der in Deutschland geborene Dotcom hat seit 2010 seinen Wohnsitz in Neuseeland. Er kämpft seit 2012 gegen seine Auslieferung in die Vereinigten Staaten, nachdem das FBI eine Razzia in seinem Haus in Auckland angeordnet und die US-Behörden «Megaupload» abgeschaltet hatte. Nun könnte es doch zur Auslieferung kommen.
Justizminister Goldsmith erklärte:
«Ich habe alle Informationen sorgfältig geprüft und entschieden, dass Herr Dotcom an die USA ausgeliefert werden sollte, um sich vor Gericht zu verantworten. Wie üblich habe ich Herrn Dotcom eine kurze Zeitspanne eingeräumt, um meine Entscheidung zu überdenken und sich beraten zu lassen.»
Dotcom selbst schrieb auf der Plattform X: «Ich liebe Neuseeland. Ich werde nicht gehen.» Und versah den Beitrag mit einem Kussmiley.
Noch ist nichts entschieden
Ira Rothken, einer von Dotcoms Anwälten, schrieb auf X, es werde derzeit daran gearbeitet, den Fall vor den Obersten Gerichtshof Neuseelands zu bringen und juristisch überprüfen zu lassen. «Der Kampf um Gerechtigkeit geht weiter. Die Welt schaut zu», schrieb Rothken.
Experten zufolge könnte es einige Zeit dauern, bis die von Dotcoms Anwaltsteam geplante juristische Überprüfung abgeschlossen wäre. Laut neuseeländischen Medien ist der Auslieferungsbeschluss «zwar bedeutsam», stellt aber lediglich einen weiteren Schritt in einem Prozess dar, der noch Jahre dauern dürfte.
Lange Vorgeschichte
Um den 1974 in Kiel geborenen Unternehmer gibt es schon seit Jahren einen Rechtsstreit. Es gab bereits mehrere Verfahren bis hin zu Neuseelands Oberstem Gerichtshof in Wellington, mit denen er seine Auslieferung verhindern wollte.
Auch weitere Mitarbeiter von «Megaupload» standen in der Vergangenheit im Fokus der Justiz. Der Marketingchef des Unternehmens, Finn Batato, und der technische Leiter und Mitbegründer Mathias Ortmann, beide aus Deutschland, sowie ein dritter leitender Angestellter, der Niederländer Bram van der Kolk, wurden 2012 zusammen mit Dotcom verhaftet.
Ortmann und van der Kolk haben sich auf einen Vergleich eingelassen, nachdem sie 2023 in Neuseeland zu Haftstrafen verurteilt wurden, aber nicht ausgeliefert werden mussten. Batato starb 2022 in Neuseeland.
Dotcom gehört zu den schillerndsten Figuren der Internet-Welt. Schon Mitte der 1990er Jahre trat er erstmals in der Hacker-Szene in Erscheinung. Mit der Datentauschbörse Megaupload wurde er vielfacher Millionär. Das Unternehmen finanzierte sich durch Werbung und kostenpflichtige Zugänge für Abonnenten. Zeitweise gehörte die Seite zu den beliebtesten Webseiten weltweit. Nach Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI wurde sie 2012 abgeschaltet.
Der Unternehmer lebt unter geändertem Namen. Im Februar 2017 befand ein neuseeländisches Gericht, dass er ausgeliefert werden darf - nicht wegen Urheberrechtsverletzung, aber wegen Betrugs. Dagegen gab es jedoch immer wieder Berufungsverfahren.
Quellen
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und Keystone-SDA
(t-online/dsc)
Aufstieg und Fall des Kim Dotcom
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Aufstieg und Fall des Kim Dotcom
Dort richtete er sich die «Dotcom-Mansion» ein: ein riesiges Anwesen in Coastville.
quelle: getty images asiapac / sandra mu
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Tesla büsste den Spitzenplatz an VW ein.
Die Deutschen steigerten ihre E-Auto-Neuzulassungen von Januar bis Juni um 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liessen den amerikanischen E-Auto-Pionier hinter sich. Die Volkswagen-Töchter waren mit ihren Elektroautos ebenfalls stark unterwegs: Skoda: Plus 147 Prozent. Audi: Plus 53 Prozent. Cupra: Plus 109 Prozent. Porsche: Plus 318 Prozent.
Elon Musks Konzern lieferte hingegen 33 Prozent weniger Teslas aus, was aber immer noch für Rang 2 reichte. Ebenfalls in die Top 5 der E-Auto-Marken fahren BMW, Audi und Skoda, die mit ihren neuen Stromern deutlich erfolgreicher als noch vor Jahresfrist agieren.
In den Top 10 konnten ausser Tesla und Volvo alle Automarken zulegen.
Ah nein, warte, das waren ja der US-Staat und die handelnden Finanzinstitute mit ihren intransparenten Handlungen.
Ich finde es richtig, dass Straftaten gebüsst werden; was ich nicht verstehe, ist, wie viel Aufwand man bei jemandem wie Kim Dotcom macht und gleichzeitig den grössten Gaunern der Geschichte nur einen Klaps auf die Schulte.