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Codename MonsterMind: Die USA entwickeln eine digitale Superwaffe, die versehentlich Kriege auslösen könnte 

Das geheime NSA-Rechenzentrum in Utah.
Das geheime NSA-Rechenzentrum in Utah.Bild: Getty Images North America
Snowdens bislang beunruhigendste Enthüllung 

Codename MonsterMind: Die USA entwickeln eine digitale Superwaffe, die versehentlich Kriege auslösen könnte 

Die von der NSA betriebene Massenüberwachung ist nur der Anfang. Im Geheimen wird ein allmächtiges Computersystem entwickelt, das ausländische Cyber-Attacken abwehren und automatisch zurückschlagen soll. Ein Albtraum. 
13.08.2014, 17:1814.08.2014, 11:29
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Die jüngsten Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden stellen alles bisher Berichtete in den Schatten. Offenbar wollen es die USA nicht bei der Massenüberwachung belassen. Unter dem Codenamen MonsterMind wird eine Superwaffe für die elektronische Kriegsführung entwickelt. Cyber-Angriffe aus dem Ausland sollen von einem Computersystem automatisch erkannt, abgeblockt und in Zukunft mit einem Gegenschlag beantwortet werden können.

Das US-Nachrichtenmagazin «Wired» veröffentlichte am Mittwoch mehrere Storys rund um die NSA. Sie basieren alle auf Interviews mit Snowden, die der investigative Journalist und ehemalige NSA-Mitarbeiter James Bamford mit ihm in Moskau führte. 

Der investigative Journalist James Bamford konnte Snowden mehrmals treffen.
Der investigative Journalist James Bamford konnte Snowden mehrmals treffen.screenshot: wired.com

Im Gespräch enthüllte der nach Russland geflohene Whistleblower das bislang beunruhigendste Forschungsprogramm. MonsterMind soll dank Echtzeit-Überwachung des weltweiten Internetverkehrs respektive der Auswertung von Metadaten in der Lage sein, Malware-Angriffe wie beispielsweise DDoS-Attacken frühzeitig zu erkennen. Daraufhin würde das System eigenständig die erforderlichen Abwehrmassnahmen einleiten und – ohne menschliches Zutun – «zurückschiessen». 

Es könnte Unschuldige treffen

Programme zur automatischen Gefahrenabwehr existieren seit Jahrzehnten, wie «Wired» festhält. Mit der MonsterMind-Software würde allerdings eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Das System würde die von fremden Servern ausgehende Schadsoftware nicht einfach nur entdecken und an ihrem Ausgangspunkt zerstören, sondern seinerseits einen Angriff auf die ausländische Infrastruktur fahren. 

Das sei ein Problem, sagt Snowden, weil Cyber-Attacken häufig über Computer in unschuldigen Drittstaaten lanciert würden. Der Ursprung solcher Attacken könnte gefälscht werden, warnt er. «Es könnte jemand in China sitzen, beispielsweise, und es so aussehen lassen, als kämen die Angriffe aus Russland.» Am Ende könnte es darauf hinauslaufen, dass das System einen Gegenschlag gegen ein russisches Spital führe. «Was passiert dann?» 

Ultimative Bedrohung

Abgesehen davon, dass versehentlich ein Krieg ausgelöst werden könnte, äusserte Snowden weitere Bedenken. MonsterMind sei die ultimative Bedrohung für die Privatsphäre. Damit das System funktioniere, müsse sich die NSA zuerst im Geheimen Zugang verschaffen zur gesamten privaten (digitalen) Kommunikation von US-Bürgern mit dem Ausland. Es müssten also alle Datenströme erfasst und ausgewertet werden. Ohne Gerichtsbeschluss. Dies würde eine massive Verletzung der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika bedeuten. 

Snowden entdeckte das MonsterMind-Programm, als er ein geheimes NSA-Rechenzentrum in Bluffdale, Utah, betreute. Dort werden Stunde für Stunde Milliarden von Telefonanrufen, Faxe, E-Mails und Nachrichten aus allen Ecken der Welt ausgewertet. Einige fliessen einfach durch die Server, andere werden kurz gespeichert und wieder andere werden für immer zurückgehalten, um später wieder darauf zugreifen zu können. 

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Das Rechenzentrum soll die unvorstellbare Menge von einem Yottabyte an Daten speichern können. Im nachfolgenden Video aus 2013 spricht James Bamford über das grösste Spionagezentrum der Welt.

quelle: youtube

Im Zuge der Gespräche hatte Snowden seinem Gesprächspartner Zugang zu den entwendeten Dokumenten verschafft (diese sind nicht mehr in seinem Besitz, sondern bei Dritten in Verwahrung). Bamford, der als Geheimdienstexperte gilt, zeigte sich von der Qualität der Informationen überwältigt. «Snowden hatte Zugang zu Dokumenten, die weit über der Zutrittsstufe regulärer NSA-Mitarbeiter liegen.»

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