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APT28: Russische Elitehacker attackierten deutsche Flugsicherung

Lufthansa Airbus A321, D-AISV, im Anflug auf den Flughafen Frankfurt am Main, Tower der Deutschen Flugsicherung, FRA, Hessen, Deutschland, Flughafen Frankfurt
Laut den Behörden hat der Hackerangriff den Flugverkehr nicht beeinträchtigt.Bild: imago-images.de

Russische Elitehacker attackierten Flugsicherung – das wissen wir

Die zum russischen Militärgeheimdienst GRU gehörende Einheit 26165 konnte laut Bericht in das IT-System der Deutschen Flugsicherung eindringen. Der Fall wirft Fragen auf.
02.09.2024, 09:1503.09.2024, 11:05
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Die Deutsche Flugsicherung (DFS) mit Sitz in der Nähe von Frankfurt am Main ist gehackt worden. Mutmasslich von der russischen Elitehacker-Gruppe Einheit 26165, auch bekannt als APT28 und Fancy Bear.

Publik gemacht wurde die Cyberattacke am vergangenen Sonntag vom Bayerischen Rundfunk (BR24). Wie ein Sprecher der Flugsicherung erklärte, fand der Hackerangriff bereits in der vergangenen Woche statt.

Das operative Geschäft, respektive der Flugverkehr in Deutschland, sei nicht von der Cyberattacke betroffen, hiess es. Demnach ist es den Angreifern gelungen, in die «administrative IT-Infrastruktur» einzudringen.

Wie gross ist der Schaden?

Das betroffene Unternehmen und die zuständigen Behörden halten sich bedeckt, was das Ausmass des Schadens betrifft. Worauf die Hacker alles Zugriff hatten, sei nicht bekannt, hiess es am Sonntag. Demnach läuft noch eine computerforensische Untersuchung.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) bestätigte den Vorfall, konnte aber keine weiteren Auskünfte erteilen, auch nicht in Bezug auf die möglichen Täter.

Die DFS sorgt gemäss eigenen Angaben für die Sicherheit in einem der verkehrsreichsten Lufträume Europas, hat 5700 Angestellte und betreibt vier Kontrollzentralen und 15 Verkehrsleittürme (Tower) in Deutschland.

Fragt sich, warum das Unternehmen die Öffentlichkeit nicht «proaktiv» über die beunruhigende, potenziell verheerende Cyberattacke informiert hatte.

Wer sind die Angreifer?

Wie in solchen Fällen üblich, dürfte die klare Zuordnung (Attribution) des Angriffs für die ermittelnden Strafverfolgungsbehörden extrem schwierig werden.

Bereits im Mai dieses Jahres hatte die deutsche Regierung Cyberangriffe der Gruppierung APT28 auf die Kanzler-Partei SPD aufs Schärfste verurteilt. Entsprechende Cyberattacken hätten sich auch gegen deutsche Wirtschaftsunternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt, IT-Dienstleistungen sowie gegen Stiftungen und Verbände gerichtet.

APT28 wird dem russischen Militärgeheimdienst zugeordnet. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) ist die Gruppe seit mindestens 2004 weltweit vor allem im Bereich Cyberspionage tätig. Sie zähle zu den aktivsten und gefährlichsten Akteuren weltweit. Zu ihren Spezialitäten zählen Spear-Phishing-Attacken, bei denen die Opfer mit täuschend echt wirkenden E-Mail-Nachrichten dazu gebracht werden, ihre Rechner zu kompromittieren und ihre Login-Daten preiszugeben.

In Deutschland ist die Gruppe seit 2015 durch einen erfolgreichen Hackerangriff auf den Bundestag (Parlament) mitsamt Datendiebstahl bekannt.

Im August dieses Jahres wurde in Deutschland wiederholt über mögliche Sabotage-Akte an Militär- und Industrieanlagen berichtet. Unter anderem gab es verdächtige Drohnen-Überflüge bei Armeestützpunkten.

Quellen

(dsc)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
02.09.2024 16:47registriert Januar 2015
Wann ist die Schwelle überschritten, dass die russischen Sabotageakte als kriegerischer Akt und somit als Angriff auf ein Mitglied der NATO gewertet werden und den Bündnisfall auslösen? Putin droht dem Westen wegen viel weniger mit der Auslöschung. Man sollte ihm klar machen, dass seine Angriffe harte Konsequenzen haben werden. Und diese dann auch konsequent umsetzen.
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Janster
02.09.2024 13:01registriert März 2021
Auch das ist eine Art der Kriegsführung. Und die Spezialisten müssen ja beschäftigt werden.
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banda69
02.09.2024 09:27registriert Januar 2020
Die rechten Putinversteher (SVP, AfD und Konsorten) haben bestimmt Verständnis dafür.

Und ja. Die Terror-Russen haben Europa längst den Krieg erklärt.
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