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«Ich würde Snowden liebend gerne in den Kopf schiessen»

Etliche US-Agenten und Geheimdienst-Mitarbeiter drohen dem Whistleblower mittlerweile unverhohlen.
Etliche US-Agenten und Geheimdienst-Mitarbeiter drohen dem Whistleblower mittlerweile unverhohlen.
Pentagon-Beamter Poltert

«Ich würde Snowden liebend gerne in den Kopf schiessen»

Während US-Präsident Obama in Sachen Spähprogramme etwas zurückrudert, verfluchen US-Geheimdienstler den Enthüller des Skandals und drohen ihm offen mit dem Tod. 
18.01.2014, 18:2819.01.2014, 08:40
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Am Freitag kündigte Barack Obama an, dass befreundete Staats- und Regierungschefs nicht mehr abgehört werden dürfen. Die staatliche Datensammelflut soll eingedämmt werden. Und die wohl weitestgehende Konsequenz aus der NSA-Spionage-Affäre: Künftig sollen Ausländer nicht unbegründet überwacht werden. Auch wenn die Rhetorik grösser sein dürfte als die tatsächlichen Einschränkungen für die US-Spionage-Praxis, es klingt dennoch wie ein Eingeständnis, dass nicht alle geheimdienstlichen Schnüffelmachenschaften legitim oder zumindest moralisch fraglich waren. Doch offenbar schürten die Worte des US-Präsidenten die Wut millionen von Bürgern auf Edward Snowden nur noch mehr. 

Vor allem aber Geheimdienstmitarbeiter sind erzürnt. Einige von ihnen haben gestern auf der Internetplattform Buzzfeed ihren Hass mehr als deutlich kundgetan. «In einer Welt, in der es mir nicht verboten wäre, einen Amerikaner zu töten, würde ich mich persönlich aufmachen und ihn selbst umbringen», sagt ein namentlich nicht genannter NSA-Analyst in einem Interview. Und doppelt noch noch: «Eine Menge Leute teilen dieses Gefühl.»

Der Whistleblower Edward Snowden in einem vor längerer Zeit aufgenommenen Interview.
Der Whistleblower Edward Snowden in einem vor längerer Zeit aufgenommenen Interview.Bild: AFP

Ein Pentagon-Mitarbeiter wird noch deutlicher: «Ich würde ihm liebend gerne eine Kugel in den Kopf schiessen», platzt es, auf Snowden angesprochen, aus dem Beamten heraus. Es bereite ihm kein Vergnügen, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen, aber «er ist der grösste Verräter in der Geschichte Amerikas». 

Der Whistleblower braucht Unterstützer

Die Worte klingen umso drohender, als Snowdens einjähriges Visum läuft bald aus. Tatsächlich dürften etliche seiner Gegner nur auf die Gelegenheit warten, ihn zurück in die USA zu schleppen. Einzelhaft, Spott und ein Leben hinter Gittern, sind eher humane Szenarien, sollte dies zutreffen. Die Todesdrohungen sind durchaus ernst zu nehmen.  

Die Aufenthaltsgenehmigung Edward Snowdens endet im Juli 2014.
Die Aufenthaltsgenehmigung Edward Snowdens endet im Juli 2014.

Doch auch die Unterstützer Snowdens machen mobil. So hat am Samstag das internationale Kampagnen-Netzwerk avaaz.org einen Aufruf an Millionen von Internetnutzern und Community-Mitgliedern verschickt. Und sie sehen einen Hoffnungsschimmer. In der Petition heisst es: «Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff ist über die US-Überwachung verärgert und Experten sagen, sie könnte sich über den Druck der USA hinwegsetzen und Asyl für Snowden erwägen. Wenn 1 Million von uns jetzt handeln, können wir Präsidentin Rousseff den grössten von Bürgern gestützten Asylantrag aller Zeiten senden.»

Von Edward Snowden selber hingegen war seit der Ankündigung Obamas bisher keine Stellungnahme zu hören. Überhaupt hat er sich komplett abgeschirmt. Auch gibt es seit er in Russland im Asyl lebt kaum Interviews - und wenn, dann nur Off-the-Record-Aussagen. Dennoch: Die Uhr tickt für ihn, denn noch ist ungewiss, ob Russland seinen Asylstatus verlängern wird. (oku)

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