Am Montag haben die Kalifornier drei System-Updates veröffentlicht, mit denen bereits 2024 vorgestellte KI-Funktionen auf Deutsch eingeführt werden.
Der Teufel steckt jedoch im (technischen) Detail. Und bevor wir die interessantesten Neuerungen ausprobieren, müssen wir über das Kleingedruckte reden.
Seit der Lancierung von ChatGPT im November 2022 hat generative künstliche Intelligenz die Welt im Sturm erobert. Wir Menschen sind fasziniert von Maschinen, die scheinbar intelligent mit uns kommunizieren, auch wenn dies gar nichts mit Intelligenz zu tun hat. Tatsächlich sind KI-Chatbots in einer Hinsicht nur allzu menschlich: Sie können zwar geschliffen antworten, machen aber dumme Fehler. Und dies am Laufmeter.
Wer generative KI im Alltag verwendet, sollte sich jederzeit bewusst sein, dass die Inhalte fehlerhaft sein können. Darauf weist auch der Apple-Support hin:
Anmerkung: Apples Marketing-Köpfen ist erneut ein Coup gelungen: Das Unternehmen spricht bei seinen eigenen KI-Anwendungen nicht von Artificial Intelligence, auf Deutsch: Künstliche Intelligenz. Sondern von Apple Intelligence. Und wir von Apple-KI. Aber auch das ist eigentlich eine Mogelpackung. Denn ohne die technische Einbindung der ChatGPT-Technologie von OpenAI laufen praktische KI-Text-Funktionen nicht.
Wir kennen das Vorgehen der Techkonzerne zur Genüge: Die Software «reift» erst bei der Kundschaft. Die User selbst sollen mit der frühen Nutzung bei der Fertigstellung, respektive Weiterentwicklung, helfen.
Wichtig zu wissen: Es sind noch längst nicht alle von Apple angekündigten KI-Funktionen verfügbar. Insbesondere bei Siri besteht immenser Aufholbedarf.
Leider nur für Apple-Kundinnen und -Kunden mit neuerer und neuester Apple-Hardware.
Das Ganze läuft auf den vier iPhone-16-Modellen sowie auf den beiden teuren Spitzenmodellen des Jahres 2024, dem iPhone 15 Pro und dem 15 Pro Max.
Bei den Mac-Computern kommen auch etwas ältere Geräte zum Zug. Die Apple-KI läuft auf Macs mit Apple-Silicon-Chips (M1, M2, M3 und deren Varianten).
Bei den iPads ist es komplizierter. Die Apple-KI läuft auf allen iPads mit dem M1-Chip sowie auf dem iPad Mini ab der 7. Generation (2024) mit A17 Pro und mindestens 8 Gigabyte (GB) an Arbeitsspeicher (RAM).
Techjournalist Rafael Zeier erklärt:
Zunächst gilt es, die eigenen, für die Apple-KI geeigneten Apple-Geräte (siehe Punkt 2) softwaremässig auf den erforderlichen, sprich neuesten Stand zu bringen:
Wie oben erwähnt, hält sich der praktische Nutzen der Apple-KI noch sehr in Grenzen. Abgesehen von netten optischen Spielereien (dazu unten mehr) empfiehlt es sich, nach dem Neustart auf dem iPhone (und/oder iPad) folgende Einstellungen zu ändern.
Apple selbst weist schon beim Aktivieren der KI-Funktion in den Einstellungen auf die Problematik hin.
Das ist ein ins Betriebssystem integrierter KI-Bildgenerator, der auf dem iPhone und iPad als App angezeigt wird und auf dem Mac im «Programme»-Ordner.
Die Leistungsfähigkeit reicht nicht an die bekannten Produkte anderer Anbieter wie etwa DALL-E von OpenAI oder Google Gemini (von Alphabet) heran. Es erinnert tatsächlich mehr an einen Kinderspielplatz. 🙈
Ja. Jederzeit. Indem man in den System-Einstellungen > Apple Intelligence & Siri > den entsprechenden Schieberegler betätigt.
(Wenn man das jüngste System-Update installiert hat, ist die Apple-KI standardmässig aktiviert.)
Nope.
Es dürfte noch einige Monate bis Jahre dauern, bis die iPhone-Assistentin wirklich brauchbar ist.
Kleiner Trost: Dem Apple-Kenner Rafael Zeier vom «Tages-Anzeiger» ist bei Praxistests aufgefallen, dass Siri «flotter und zuverlässiger reagiert». Gerade wenn man zu Hause Smart-Lampen damit ansteuere, gehe dies nun schneller vonstatten und viel seltener schief.
Es klingt nach einer lustigen Idee, eigene Emojis mithilfe des KI-Bildgenerators zu erstellen. Im Praxistest fällt die Apple-KI aber gnadenlos durch. Bei den meisten Anweisungen (Prompts), die über einfache harmlose Wörter hinausgehen, verweigert sie den Dienst. Darum gibt es statt eines brillanten neuen GenMoji-Kackhaufens an dieser Stelle nur das altbekannte 💩 zu sehen.
Die Apple-KI ist kostenlos verfügbar.
Wer einigermassen brauchbare KI-Text-Funktionen verwenden möchte, muss auf den ins System integrierten KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI zugreifen. Und dabei gibt es ein tägliches Limit. Wer viel generiert und vom leistungsfähigsten Sprachmodell (LLM) des Apple-Partnerunternehmens profitieren will, muss auf das kostenpflichtige ChatGPT-Plus-Abo upgraden.
Es gäbe noch einige mehr auszuprobieren. Weil die Apple-KI allerdings mehr schlecht als recht funktionierte, langsam reagierte und nicht die gewünschten Resultate lieferte, verzichte ich auf weitere Details.
Andere Techjournalisten sehen es ähnlich kritisch. Und tatsächlich stellt sich die Frage, ob wir solche KI-Spielereien im Alltag sinnvoll einsetzen können. Das gilt auch für die oft gepriesenen ChatGPT-Funktionen. Ich zitiere den österreichischen Kollegen Floria Christof, der weitere Funktionen ausprobiert hat und schreibt:
Apple hat das ChatGPT-Zeitalter verpennt. Die User-Community lechzt nach neuen KI-Funktionen und schielt neidisch zur Android-Konkurrenz hinüber, wo entsprechende Features längst verfügbar sind.
So lautet das gängige Narrativ.
Und damit zurück in die Realität. Und zur Gretchenfrage: Sind KI-Textgeneratoren und KI-Bildgeneratoren tatsächlich schon so gut und zuverlässig, dass wir sie unbedingt brauchen, in unseren Alltag integrieren und bedenkenlos mit persönlichen Daten füttern sollten?
Kurze Antwort: Nein, sie sind es nicht. Aber darauf kommt es beim KI-Hype, den die marktbeherrschenden US-amerikanischen Techkonzerne aus finanziellen Motiven schüren, gar nicht an. Hauptsache, den Nutzerinnen und Nutzern wird «neuer Stoff» geboten.
Apple kann will sich dem nicht entziehen.
Diese Feststellung gilt für die ganze Techbranche, die mit dem Schüren des KI-Hypes aufseiten der Nutzerinnen und Nutzer (zu) grosse Erwartungen geweckt hat.
Für Apple, das in der Regel keine unfertigen Produkte auf den Markt bringt, ist es ein Armutszeugnis. Die Kalifornier hätten gut daran getan, sich von Google, Microsoft und Co. nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Doch so hat man doppelt den Salat: Man steigt mit Verspätung ins KI-Rennen ein und enttäuscht bei der Umsetzung.
Hey Siri, was würde Steve Jobs dazu sagen?
Welche KI-Funktion erleichtert dir den Alltag mit Smartphone und Laptop am meisten? Oder kommst du ganz ohne generative künstliche Intelligenz aus?
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