Eigentlich warteten die Nintendo-Fans während der letzten Nintendo Direct auf ein Lebenszeichen von «Metroid Prime 4», das sich gefühlt seit einer Ewigkeit in der Entwicklung befindet. Doch statt neuen Infos und Bewegtbildern glänzte der potentielle Hit wiedermal mit Abwesenheit.
Dafür sorgte Big N jedoch gleich für zwei Überraschungen: Denn nicht nur wurde «Metroid Prime Remastered» angekündigt, sondern es stand danach auch sofort im Online-Store zur Verfügung. Wer die physische Version bevorzugt, muss sich zwar noch bis zum 3. März gedulden, doch digital kann es mit Kopfgeldjägerin Samus Aran schon losgehen. Beim Preis von über 40 Franken musste der Fan aber ordentlich schlucken.
Das Original erschien 2002 für den Nintendo GameCube und schickte die Marke zum ersten Mal in die 3D-Welt. Die Mischung aus Ego-Shooter und Action-Adventure kam beim Publikum an und wurde zu einem grossen Erfolg, der zwei Nachfolger in die Videospielwelt schickte. Auch wenn dieses Spiel nach den 2D-Titeln auf den Markt kam, ist es chronologisch nach dem allerersten «Metroid»-Game aus den 80ern angesiedelt.
«Metroid Prime» spielt also nach dem NES-Game von 1986 und schickt Samus Aran vorerst in den Weltraum, wo sie einem Notsignal folgt. Kaum ist sie bei einer ominösen Fregatte angekommen, überschlagen sich die Ereignisse: Genmanipulierte Wesen machen Jagd auf sie, es kommt zu Explosionen und der erste haushohe Gegner wartet auf uns.
Samus überlebt, rettet sich in ihr Schiff und muss schliesslich auf dem Planeten Tallon IV landen. Aus Gründen hat sie fast komplett alle ihre Fähigkeiten und Waffen verloren und sollte sich jetzt nicht nur auf die Suche nach Updates machen, sondern auch noch aufklären, von wem dieses Signal überhaupt stammt, warum sich eine fremde Macht auf dem Planeten niedergelassen hat und wie das alles mit dem allerersten Teil verknüpft ist.
«Metroid Prime» wurde 2002 mit viel Lob überschüttet. Der Sprung von 2D zu 3D der Kult-Franchise gelang hervorragend und die Mixtur zwischen Action und Erkundung, bei der vor allem die Steuerung via GameCube-Controller aussergewöhnlich gut funktionierte, sorgten für freudige Spielstunden. Auch die Atmosphäre, allen voran der meisterliche Soundtrack, blieb vielen Spielerinnen und Spielern noch lange in Erinnerung. Das Original war also zur damaligen Zeit ein Must-Have-Titel. Doch wie sieht es heute aus?
«Metroid Prime Remastered» sieht einfach jederzeit wunderschön aus und spielt sich ohne Ruckler und Einbrüche schnell und samtig weich. Wenn man Original und Neuauflage direkt vergleicht, sieht das schon nach einem komplett neuen Spiel aus, obwohl hier dasselbe Grundgerüst verwendet wurde.
Die hochauflösenden Texturen, die vielen neuen Details in der natürlichen Umgebung und die überarbeiteten, sehr vertrauten Soundeffekte erfreuen das Spielerherz, das schon 2002 nicht glauben konnte, was der GameCube alles hervorzaubern konnte.
Aber nicht nur optisch macht «Metroid Prime Remastered» eine schicke Figur. Verfügte bereits das Original über eine tadellose Steuerung, wird hier jetzt noch eine Schippe draufgelegt. Denn die Bedienung lässt sich konfigurieren und besitzt diverse Optionen, um sich seine eigene äusserst individuelle Steuerung zusammenzubasteln. Sehr löblich und lädt zum Tüfteln ein.
Doch auch der Zahn der Zeit hat hier seine Spuren hinterlassen. Wer nach mehr Hintergrund- und Story-Infos dürstet und mehr über den Planeten und seine Flora und Fauna wissen möchte, der muss sehr, sehr viele Objekte scannen. Das Wissen muss also proaktiv gesammelt werden, was eigentlich per se kein Problem ist. Das Problem ist jedoch, dass bei jedem Scan in einen Modus gewechselt wird, der die Immersion unterbricht und einem aus dem Spielfluss holt. Wer gerade in diesem Spiel heiss auf Hintergrundinfos ist, muss sich diesem stetigen Unterbruch bewusst sein.
Auch wenn es in einem «Metroid»-Game üblich ist, dass man sich öfters mal durch ein bereits bekanntes Gebiet nochmals durschlagen muss, kommt dieses Merkmal bei «Metroid Prime Remastered» sehr, sehr oft vor. Um ein Hindernis zu überwinden, muss also ein bestimmtes Areal nochmals durchforstet werden. Und dass dabei viele bereits besiegte Gegner nochmals auftauchen, macht die ganze Angelegenheit zusätzlich mühsam. Wie gesagt, «Metroid»-Fans kennen dieses Spielprinzip, aber dieses ewige Hin-und-Her kann auch zur Qual werden.
Fazit: Ja, wir alle warten doch eigentlich nur auf «Metroid 4». Ja, mehr als 40 Franken für «Metroid Prime Remastered» ist viel Geld. Ja, warum legt hier Nintendo nicht auch noch gleich die beiden Nachfolger ins Gesamtpaket? Und ja, einige wenige Spielmechaniken sind nicht so gut gealtert.
Aber dieses Videospiel sieht einfach viel zu gut aus, als dass man es einfach so böswillig ignorieren sollte. Zudem besitzt dieses Spiel einen Soundtrack, der in jeden Gehörgang gehört und die tadellose Spielbarkeit und die perfekte Symbiose zwischen Action und Erkundung funktioniert auch heute noch bestens.
Sowohl Kenner des Originals als auch Neulinge, die das Spiel damals verpasst haben, bekommen hier für mehr als 20 Stunden beste Videospiel-Unterhaltung geboten. Rein in den Anzug, Spass haben und gegebenenfalls Videospiellücken schliessen!
«Metroid Prime Remastered» ist erhältlich für Nintendo Switch (digital). Freigegeben ab 12 Jahren.