Über 40 Stunden gespielt und noch lange nicht genug: «Dragon Age: Inquisition» hat mich gepackt wie schon lange kein Bioware-Spiel mehr.
Der erste Teil der Trilogie hat eine epische Geschichte erzählt, verschenkte aber dafür Punkte mit uninspiriertem Leveldesign.
Der zweite Teil setzte zu stark auf die Action-Schiene und stiess damit viele Fans vor den Kopf.
Mit dem dritten Teil will Bioware alles besser machen und überraschenderweise gelingt das fast auf ganzer Linie.
Das Spiel beginnt mit einem Knall. Und zwar wortwörtlich. Direkt vom Startmenü heraus, das marschierende Soldaten zeigt, wird man ins Spiel hineingerissen. Aus einem Spalt im Himmel strömen Dämonen auf die Fantasiewelt Thedas und gleichzeitig befindet sich das Land nach den Ereignissen der Vorgänger in Aufruhr – Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber kein Muss.
Das bewährte Dialog-System, das den Spieler Antworten und Fragen selber aussuchen lässt, hilft, dass man sich mit den Figuren und der Geschichte verbunden fühlt.
Als alte «Grafikhure» erfreue ich mich ganz besonders am Design. Dank der Frostbite-Engine, die schon in der «Battlefield»-Reihe wunderschöne Effekte auf den Bildschirm zauberte, gehört «Dragon Age: Inquistion» grafisch zum Besten, was Spiele zu bieten haben. Zwar sind Gesichter oft so straff und glänzend, dass jeder Schönheitschirurg neidisch wird. Aber selbst nach unzähligen Stunden bestaunt man noch immer die Schönheit dieses Spiels.
Bleiben Sie nicht zu lange in den Hinterlanden! Wirklich. Auch wenn Sie im Startgebiet gerade eine lebenswichtige Aufgabe erhalten haben, um einen entflohenen Büffel einzufangen. Der Rest des Kaiserreichs Orlais und des Königreichs Ferelden wie die verregnete Sturmküste, die mit Untoten verseuchte Fahlbruch oder die Wüste von Westgrate sind so vielfältig, dass es eine wahre Freude ist.
Besonders, wenn man sich an die langweiligen Levelabschnitte der ersten beide Teile von «Dragon Age» erinnert. Lediglich das Gewusel grosser Städte vermisst man etwas.
Erneut schart man in «Dragon Age: Inqusition» eine ganze Truppe an Kriegern, Zauberern und Schurken um sich (freuen Sie sich auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten). Jede Figur besitzt eine eigene Hintergrundgeschichte und Charakterzüge.
Während dem Spiel unterhalten sich die Personen selbständig miteinander, was immer wieder zu lustigen Dialogen führt. Aber auch die restliche Besetzung besteht aus interessanten Charakteren mit denen man streiten, flirten oder lachen kann.
Weil es mittlerweile zur traurigen Norm gehört, dass Spiele zum Start nicht richtig funktionieren, gesellt sich auch «Dragon Age: Inquisition» zu den Problemkindern. Spieler beklagen sich über Konsolenabstürze, Speicherstand-Probleme und Ruckler. Das muss nicht sein.
Ein erster Patch konnte noch nicht alle Probleme ausmerzen, ein weiterer befindet sich in Arbeit.
Ein weiterer Mangel ist das etwas zu sehr vereinfachte Kampfsystem. Musste man im ersten Teil noch regelmässig das Spiel pausieren, um Anweisungen zu geben oder andere Strategien auszuprobieren, verläuft der Kampf im neusten Teil meist in Echtzeit ab. Lediglich Bosskämpfe wie gegen Drachen verlangen etwas mehr Taktik.
Ein Punkt, der mich schon im ersten «Dragon Age» genervt hat, ist die fehlende Vielfalt der Rüstungen. Zwar gibt es ein ausgfeiltes Handwerk-System, optisch ändert sich dadurch viel zu wenig. Ich will epische Rüstungssets mit ausgefallenem Design, das ich in einer stundenlangen Quest-Reihe aufspüren muss. Wie man Publisher EA kennt, wird das mit einem kostenpflichtigen DLC nachgereicht.
«Dragon Age: Inquisition» ist ein absolutes Highlight. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Freude an einem Spiel. Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, meinen Schild und mein Schwert zu packen und mich ins Abenteuer zu stürzen. Jetzt bin ich umso gespannter auf das neue «Mass Effec».
«Dragon Age: Inquisition» wurde uns von ABC zur Verfügung gestellt. Getestet wurde die PC-Version. Das Spiel ist ausserdem für PS3, PS4, Xbox 360 und Xbox One erhältlich.