Die neuste Kriminalitätsstatistik des Bundesamts für Statistik zeigt neue Rekordwerte. Über eine halbe Million Mal wurde im Jahr 2023 ein Vorfall gemeldet. Das sind 14 Prozent mehr Straftaten als noch im Jahr zuvor. Die digitale Kriminalität verzeichnet gar eine Zunahme von 31,5 Prozent. Doch wo im Online-Universum werden wir eigentlich am häufigsten übers Ohr gehauen?
Seit 2020 erfasst das Bundesamt für Statistik die Daten der digitalen Kriminalität in der aktuellen Form. Was ins Auge sticht: Die Straftaten haben sich in den nur vier Jahren rund verdoppelt.
Konstant blieb allerdings der Anteil der Straftaten, welche aufgeklärt wurden. Das bedeutet: 2020 wurden noch rund 44 Prozent gelöst, 2023 aber nur noch deren 23 Prozent.
Die digitale Kriminalität umfasst die folgenden fünf Hauptbereiche:
Der Bereich Wirtschaftskriminalität macht dabei den klar grössten Teil aus. Und da wiederum ist Cyberbetrug mit rund drei Viertel aller Straftaten (30'331) führend.
Zwei Maschen stellen hier alles andere in den Schatten. Zum einen der Missbrauch von Online-Zahlungssystemen, zum anderen nicht ausgeführte Warenlieferungen von irgendwelchen Kleinanzeigeplattformen.
Beide Straftaten-Arten nahmen in den letzten drei Jahren ebenfalls stark zu. 2021 wurden je knapp 7000 Fälle gemeldet, jetzt weisen beide rund 4000 mehr aus.
Immerhin werden bei knapp 30 Prozent der nicht gelieferten Waren die entsprechenden Straftaten aufgelöst – ein sehr hoher Wert. Beim Missbrauch von Online-Zahlungssystemen sind dies nur rund 15 Prozent.
Noch häufiger geklärt werden Cyber Sexualdelikte, die in neun von zehn Fällen aufgelöst werden können, Cyber Rufschädigung und Money Mules. Letztere werden auch «Smurfer» genannt und überweisen illegal erworbenes Geld für eine kleine Gebühr weiter, was die Spuren der Kriminalität verwischt.
Praktisch chancenlos für eine Aufklärung bist du, wenn ein falscher technischer Support dich übers Ohr gehauen hat. Nur drei Prozent der Fälle werden da gelöst.
Wie oben gesehen gehört Phishing zu den Straftaten, die prozentual am zweitwenigsten aufgelöst werden. Beim Phishing wird mit gefälschten Mails oder Anrufen versucht, dass die Opfer auf einer betrügerischen Webseite ihre Kreditkartenangaben machen oder ein mit Malware infiziertes Dokument in ihren Posteingang bewegen. Diese Masche nahm in den letzten vier Jahren massiv zu.
Ebenfalls deutlich häufiger kommen Straftaten von nicht gelieferter Ware bei Kleinanzeigen vor. Hier werden die Daten erst seit 2021 separat erfasst, die Zunahme entspricht rund 50 Prozent.
Wenig überraschend werden Verbrechen im digitalen Raum von jüngeren Menschen begannen. Was dann aber doch überrascht: Die grösste Altersgruppe sind die noch nicht 20-Jährigen. Ein Grossteil betrifft verbotene Pornografie.
Doch auch in anderen Bereichen werden die Unter-20-Jährigen oft für kriminelle Handlungen im digitalen Bereich beschuldigt. So beispielsweise auch beim Missbrauch von Online-Zahlungssystemen – der grössten Straftaten-Kategorie:
Während die jüngeren Altersgruppen meist die Täter sind in der digitalen Kriminalität, sind sie auch die am meisten betroffenen. Bedenkt man, dass sie auch am häufigsten die Online-Möglichkeiten nutzen, eigentlich logisch.
Ältere Leute sind zwar grundsätzlich anfälliger auf Betrügereien im Internet, sie bestellen aber beispielsweise auch deutlich weniger online, womit sie bei den Opfern deutlich weniger oft vertreten sind, was sich beispielsweise bei Straftaten von «nicht gelieferter Ware» zeigt:
Doch das Vorurteil bestätigt sich auch in die andere Richtung: Bei der Straftat von betrügerischem technischen Support steigt die Opferzahl bei älteren Menschen exponentiell an. Auch hier spielt wohl die «Vorauswahl» eine Rolle: Ältere Menschen werden von den Kriminellen hier als mögliche Opfer aufgesucht und durch das fehlende Verständnis werden sie dann öfter auch betrogen.
Bei solch einer Zunahme wird hoffentlich nicht erst in 5 Jahren reagiert.