Bist du schon einmal mit einer Person gefahren, die den Führerausweis ganz frisch in den Händen gehalten hat? Dann erinnerst du dich bestimmt noch daran, wie du jedes mal dezent ins Nicken geraten bist, wenn der Fahrer auf die Bremse getreten hat. So in etwa fühlt es sich an, wenn man mit dem selbstfahrenden Auto unterwegs ist – denn das mit dem sanften Bremsen muss dieses Gefährt definitiv noch üben.
Wer glaubt, dass man sich in dem futuristischen Wagen deshalb total unsicher fühlt und es ein wahnsinnig aufregendes Erlebnis ist, der irrt sich. Denn trotz des dezenten Ruckelns beim Bremsen ist der Kombi absolut vertrauenserweckend. Wer hinter dem Fahrer (der ja nur aus Sicherheitsgründen da sitzt) Platz nimmt, spürt keinen grossen Unterschied zu einer Fahrt mit einem menschlichen Piloten.
Für uns – die wir beide gerne SELBST Auto fahren – drängt sich alles in allem ein Gefühl der Langeweile auf. Wo bleibt eigentlich der ganze Fahrspass, wenn der Computer alles übernimmt? Der emotionale Bezug zum Auto (den doch immerhin so mancher Autofahrer kennt) geht flöten und über die anderen Verkehrsteilnehmer kann man sich auch nur noch halb so schön aufregen, wenn man gar nicht mehr mitbekommt, wenn einem irgend so ein Trottel gerade vor die Schnauze gefahren ist.
Damit jene, die ansonsten gerne selbst das Steuer in der Hand halten, nicht vor Langeweile eingehen, müsste sich an der Innenarchitektur der Autos so einiges ändern. Könnte man während der Fahrt gemütlich auf dem Sofa chillen und sich die neuesten Folgen der Lieblingsserie anschauen, dann liesse sich darüber vielleicht diskutieren. Die beiden hintereinander angeordneten Sitzreihen sollten jedenfalls unbedingt der Vergangenheit angehören.
Gefühlt ist es gerade mal ein bis zwei Jahre her, dass der Begriff «selbstfahrendes Auto» zum ersten Mal aufgetaucht ist. Und jetzt konnten wir bereits in einem mitfahren! Das ist schon beeindruckend. Dennoch muss man realistisch bleiben: Im Augenblick hält der Wagen beispielsweise noch an jedem (JEDEM!!!) Zebrastreifen an, weil er erstmal die Umgebung scannen muss – es könnte ja demnächst ein Fussgänger die Strasse betreten.
Auf Seiten der Technik gibt es also noch einiges zu tun. Von unserem Rechtssystem ganz zu schweigen! Denn bei unserer Testfahrt sass trotzdem noch ein Mensch hinterm Steuer, weil sichergestellt sein muss, dass dieser jederzeit die Kontrolle über den Wagen übernehmen kann. Bis wir uns also tatsächlich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass in der Schweiz völlig autonome Fahrzeuge unterwegs sind, werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen.