Kunden von Digitec und Galaxus können beim Online-Shopping ab sofort mit Kryptowährungen (Kryptos) bezahlen. Neben Bitcoin akzeptiert der grösste Schweizer Onlinehändler eine Reihe sogenannter Altcoins. Dazu gleich mehr.
Alle, die die Migros-Tochter im Sortiment führt. Das sind gemäss eigenen Angaben rund 2,7 Millionen Artikel; vom Schuhlöffel über Weizenbier bis zum Gaming-PC.
Digitec Galaxus ist der grösste Onlinehändler der Schweiz. Wenn der Marktführer im hiesigen E-Commerce einen solchen Schritt macht, werden dies die Konkurrenten genau registrieren und allenfalls nachziehen.
Sicher ist: Damit werden Kryptos als Zahlungsmittel in der Schweiz endgültig massentauglich.
Bislang konnte man unter anderem schon Bitcoins an den SBB-Billettautomaten kaufen und bei verschiedenen kleineren Unternehmen damit bezahlen. Die Bundesbahnen kooperieren seit 2017 mit der in Zug angesiedelten Firma Sweepay. Allerdings wurde das Angebot in Medienberichten als teuer und intransparent kritisiert.
Digitec Galaxus begeht diese Fehler nicht. Für die Zahlungsabwicklung hat man einen anderen international tätigen Partner gewählt und macht die Umrechnungskurse transparent.
Ein Team von Software-Ingenieuren bei Digitec Galaxus, das sich Team Spectre nennt.
Die neue Zahlungsoption sei im Rahmen eines Pilotprojekts zusammen mit dem Schweizer E-Payment-Spezialisten Datatrans AG zustande gekommen. Für die Abwicklung der Transaktionen wird mit dem Krypto-Zahlungsabwickler Coinify zusammengearbeitet. Das in Dänemark beheimatete Fintech-Unternehmen ist weltweit tätig.
200 Franken.
Mit diesem Mindestbestellwert werde die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Zahlungsbestätigung erhöht, sagt Digitec-Galaxus-Sprecher Alex Hämmerli.
Abgesehen von der Option «Bezahlen per Rechnung» gibt es bei Digitec Galaxus keine maximalen Kaufbeträge – auch nicht bei Kryptowährungen.
*Update: Bei Coinify gibt es laut Digitec-Galaxus-Sprecher Alex Hämmerli eine Obergrenze für Zahlungen von 10'000 Euro oder mehr. «Wir werden die Zahlungsoption voraussichtlich für Beträge ab 10'000 Franken deaktivieren.»
Neben dem bekanntesten wird eine ganze Reihe sogenannter Altcoins akzeptiert:
Dazu Oliver Herren, Digitec-Mitgründer und Chief Innovation Officer:
Bleibt anzumerken, dass es natürlich auch finanziell interessant sein kann, mit Kryptos reale Waren zu bezahlen. Das hängt natürlich von der Kursentwicklung ab.
Wenn man etwas bei Digitec oder Galaxus kauft, gibt es einen fixen Wechselkurs für 15 Minuten. Das heisst, man muss als Käufer keine bösen Überraschungen befürchten.
Bekanntlich ist der Bitcoin-Kurs extrem volatil. Sprich: Der Preis, den man für diese und andere Kryptowährungen bezahlt, kann nur schon an einem Tag stark variieren. In Ausnahmefällen kann es zu einem Absturz oder im Gegenteil zu explodierenden Kursen kommen. Etwa dann, wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, das die Besitzer von Kryptowährungen nervös macht – oder die Nachfrage antreibt. Es sind die gleichen, zum Teil unerklärlichen Phänomene zu beobachten wie beim Handel mit Aktien und Wertpapieren.
Ja. So sicher wie Online-Transaktionen sein können.
Es ist in erster Linie ein PR-Coup. Der grösste Schweizer Onlinehändler kann so bei einer jüngeren, technikaffinen Kundschaft punkten und sich als fortschrittlich präsentieren.
Mit dem Akzeptieren von Kryptos als Zahlungsmittel sind für das Unternehmen keine finanziellen Risiken verbunden. Die Abwicklung der Transaktionen übernimmt ein externer Dienstleister. Das heisst, der Schweizer Onlinehändler geht kein Währungsrisiko ein, sondern bekommt von Coinify den jeweils aktuellen Frankenbetrag ausbezahlt.
Dazu Digitec-Mitgründer Oliver Herren:
Bleibt anzumerken, dass Digitec auch am Verkauf von Produkten rund um Kryptowährungen profitieren kann. Im Angebot sind etwa Krypto-Wallets zu finden, das sind physische Datenträger, die quasi als Tresor für Kryptos dienen.
Dass Darknet-Drogenhändler versuchen, ihre mit illegalen Aktivitäten gewonnenen Kryptos in reale Ware umzutauschen, ist nicht auszuschliessen. Ganz grundsätzlich gilt aber, dass Kryptowährungen nur eine vermeintliche Anonymität gewährleisten. Alle Transaktionen sind öffentlich und können zurückverfolgt werden. Zudem dürften Kriminelle in erster Linie an Bargeld interessiert sein und nicht an Waren.
Alex Hämmerli, Sprecher von Digitec Galaxus, betont:
Das Vorgehen ist relativ einfach und schnell erklärt:
Coinify verrechnet via Umrechnungskurs eine Gebühr von 1,5 Prozent des Kaufbetrags. Digitec Galaxus verlangt für Zahlungen mit Kryptowährungen keine Gebühren.
Zum Vergleich: PayPal sei mit 2 Prozent Gebühren ein teurer Anbieter für die Online-Shopper, hält der Kommunikationschef von Digitec Galaxus, Tobias Billeter, fest. Twint dagegen sei diesbezüglich viel attraktiver, weil kostenlos.
Entsprechend werde Twint bei den Kunden immer beliebter, während sich PayPal rückläufig entwickle. Dass Digitec Galaxus dennoch PayPal als digitale Bezahllösung anbiete, habe historische Gründe: «PayPal war der erste Anbieter.»
Dazu teilt Tobias Billeter mit:
Vorläufig nicht. «Aktuell bieten wir diese Option nur in unseren beiden Onlineshops an», sagt der Mediensprecher.
Noch nicht. Dazu der Digitec-Galaxus-Sprecher: «Die Option haben wir erst einmal für unsere Kunden in der Schweiz freigeschaltet.» Wenn das Angebot in der Schweiz ein Erfolg sei, wolle man dieses auch auf Deutschland ausweiten.