1,6 Millionen Produkte führt Digitec Galaxus bereits in seinem Angebot. Und bald sollen noch viel mehr aus dem EU-Raum und speziell aus Deutschland dazukommen.
Ende April hat der grösste Schweizer Online-Händler einen «EU-Hub» in Betrieb genommen – das ist ein modernes Logistikzentrum im süddeutschen Weil am Rhein, in der Nähe von Basel, in dem Roboter den grenzüberschreitenden Handel vollautomatisch innert 24 Stunden abwickeln.
Wie das aussieht? Keine Ahnung. Digitec Galaxus stellt noch keine Bilder vom «EU-Hub» zur Verfügung. Denn: «Es handelt sich um eine Logistikhalle, wo wir eingemietet sind.»
Mit Hilfe des «EU-Hubs» will Digitec Galaxus die Schweizer Produktpreise «dem deutschen Niveau angleichen und das Sortiment ausweiten», heisst es in der am Freitagmorgen verschickten Medienmitteilung (PDF).
Das Prozedere biete den Digitec-Galaxus-Kunden verschiedene Vorteile, erklärt Sprecherin Norina Stricker:
Ja. Und das dürfte sich auf absehbare Zeit nicht ändern.
Wenn man bei Digitec Galaxus nach einem bestimmten Produkt sucht, werden alle Angebote der Partnerhändler (aus dem In- und Ausland) aufgelistet. Für die Kunden sind also die verschiedenen Preise, Lieferfristen etc. auf einen Blick ersichtlich und sie können das passende Angebot auswählen.
Um den Kundendienst kümmert sich ausschliesslich Digitec Galaxus. Das heisst, dass man wegen defekter Produkte oder anderweitigen Beanstandungen nicht mit dem Verkäufer im Ausland verhandeln muss. Die Retouren schickt man wie gewohnt an das Schweizer Kundendienst-Zentrum von Digitec Galaxus oder gibt sie in einer der Filialen des Online-Händlers ab.
Die deutschen «Händlerpartner» von Digitec Galaxus schicken die von Schweizer Kunden bestellte Ware zuerst nach Weil am Rhein. Dort werden die Pakete im Logistikzentrum mit der Schweizer Kundenadresse versehen, über den Transit in die Schweiz eingeführt, korrekt verzollt und via Schweizer Post bei den Kundinnen und Kunden abgeliefert.
Ebenfalls positiv: Der administrative Aufwand beim Bund werde gesenkt. Ferner sei die korrekte und vollständige Abwicklung von Einfuhrzöllen und Mehrwertsteuer sichergestellt.
Der grösste Schweizer Online-Händler baut sein Händlerprogramm massiv aus. In den letzten drei Monaten sind fast 60 Schweizer Lieferanten aufgenommen worden. Und nun will man weitere Partnerfirmen aus Deutschland gewinnen.
Die Suche nach Partnerfirmen aus anderen EU-Ländern wie Frankreich oder Italien hat vorläufig keine Priorität. «Der Fokus liegt klar auf Deutschland», sagt die Digitec-Sprecherin.
Bald soll die genaue Herkunft der Waren aus dem europäischen Raum keine Rolle mehr spielen. In der Medienmitteilung wird der Digitec-Galaxus-Manager Stefan Fraude zitiert:
Die Erschliessung des europäischen Markts sei «der nächste logische Schritt, um das Produktangebot weiter zu verbreitern», schreibt Digitec Galaxus in der Medienmitteilung.
Im Oktober 2017 hatte das Unternehmen angekündigt, dass es 2018 mit Galaxus nach Deutschland expandieren werde. Mehrheitsaktionär ist der Detailhandelsriese Migros.
Wenn der grösste Schweizer Online-Händler weiter wächst, geht dies zulasten inländischer Konkurrenten, die nicht die Marktmacht haben, um im Ausland gleich gut zu verhandeln.
Nicht erfreut sein dürften auch Pakektdienste im grenznahen Ausland und Vermittlungsdienste wie Meineinkauf.ch, die die Verzollung und den Versand von in der EU bestellten Waren gegen eine Gebühr übernehmen. Wie sich der «EU-Hub» von Digitec Galaxus auswirkt, muss sich aber erst zeigen.
Erst diese Woche war bekannt geworden, dass Coop den Online-Marktplatz Siroop einstellt. Der war 2016 zusammen mit der Swisscom lanciert worden – als Antwort auf den US-Shopping-Giganten Amazon und Digitec Galaxus.
Dabei wächst der Schweizer Onlinehandel ungebremst, wie die Basler Zeitung schreibt. Vor allem die Bestellungen aus der Schweiz bei ausländischen Internet-Shops legten überdurchschnittlich zu. «Um 10 Prozent auf 8,6 Milliarden Franken sind im vergangenen Jahr die Online-Einkäufe gewachsen. Davon gehen 1,6 Milliarden an ausländische Anbieter wie Amazon oder Aliexpress. Hier beträgt das Wachstum 23 Prozent.»