Nein, diese E-Mail stammt nicht von der Post. Wer die angehängte Word-Datei öffnet, fängt sich einen E-Banking-Trojaner ein.
Der Bund warnt: Kriminelle versenden aktuell gefälschte E-Mails im Namen der Post, die Computer-Nutzer mit dem E-Banking-Trojaner Retefe infizieren.
Der Bund warnt Schweizer Computer-Nutzer vor gefälschten E-Mails, die im Namen der Post verschickt werden. Das so genannte Computer Emergency Response Team des Bundes schreibt auf Twitter: «Vorsicht: Betrüger versenden gerade gefälschte E-Mails im Namen von @postschweiz mit dem Ziel, Computer von Bürgerinnen und Bürgern mit dem E-Banking Trojaner Retefe zu infizieren! Melden Sie verdächtige E-Mails an reports@antiphishing.ch oder auf antiphishing.ch»
Retefe ist ein bekannter Trojaner, der von Kriminellen seit Jahren gegen Windows-Nutzer eingesetzt wird. Seit 2017 wird Retefe auch gezielt gegen Mac-Nutzer eingesetzt. Zu den Hauptzielen des Trojaners zählen E-Banking-Nutzer in der Schweiz.
Die orthografisch fast lupenreine Nachricht der Betrüger lautet:
Guten Tag. Das Paket von Digitec Galaxus AG ist schon unterwegs.
Die Sendung wir wahrscheinlich am 23-08-2018 von 09.00 bis 13.00 zugesellt
Möchten Sie die Sendung verfolgen? Details sind im Anhang
Mit freundlichen Grüssen
Swiss Post-Team
Die E-Mail gibt vor, dass ein Paket von Digitec Galaxus unterwegs sei. Weitere Informationen finde man im Mail-Anhang.
Die Unbekannten setzen darauf, dass ein paar wenige der Angeschriebenen tatsächlich gerade etwas bei Digitec oder Galaxus bestellt haben und daher kaum Verdacht schöpfen werden. Im Anhang der gefälschten E-Mail befindet sich eine Word-Datei. Wer die Datei öffnet, installiert den E-Banking-Trojaner Retefe. Dieser hat es beispielsweise auf die Passwörter der Opfer abgesehen.
Die Betrüger senden den Trojaner vermutlich wieder an Tausende oder Hunderttausende Schweizer. Wenn nur ein, zwei Personen darauf hereinfallen, kann sich der Angriff für die Kriminellen bereits gelohnt haben.
Microsoft Word schützt den Nutzer eigentlich vor Malware. Die Betrüger versuchen ihre Opfer aber dazu zu verleiten, den Schutz zu deaktivieren, damit sich Retefe installieren kann.
Der E-Banking-Trojaner wird beim Öffnen des Mail-Anhangs aus dem Internet heruntergeladen. Wichtig ist daher, dass diese infizierten Webseiten von den Internet-Providern schnell gesperrt werden.
Die Stiftung Switch, die für den Betrieb und die Sicherheit der Schweizer Internetadressen verantwortlich ist, bietet einen Dienst an, der die Infektion von Retefe verhindern soll. «In den meisten Fällen wird der Schadcode vom Internet nachgeladen. Unser DNS-Firewall-Service blockiert diese Zugriffe, da wir diese Kampagnen automatisch detektieren», sagte Daniel Stirnimann, Security-Experte bei Switch auf Anfrage von watson.
Die Schadsoftware Retefe wird von der so genannten ReTeFe-Gang gezielt gegen Windows-, Mac- und Android-Nutzer in der Schweiz eingesetzt. Die Kriminellen ändern den Trojaner jeweils ab, damit er von Virenscannern nicht gleich erkannt wird. Neue Retefe-Versionen werden von Virenscannern und Betriebssystemen also in den ersten Stunden der Malware-Verbreitung oft nicht als Malware erkannt, da Retefe kaum von gutartiger Software unterschieden werden kann.
Stark vereinfacht gesagt, verhält sich Retefe wie normale Programme, die beispielsweise von IT-Administratoren genutzt werden. Die Schadsoftware ist quasi eine Umkonfiguration eines Computersystems, was per se nicht bösartig ist. Die Antivirenhersteller können daher meist erst nach einer neuen Angriffswelle auf die neue Retefe-Version reagieren.
Besonders versierte Angreifer hebeln auch die Sicherheitsmassnahmen von Windows und MacOS aus, indem sie gestohlene Entwicklerzertifikate nutzen, um ihre Schadsoftware als sichere Software zu signieren. Weder das Betriebssystem noch der Virenscanner erkennt den Trojaner in diesem Fall als Schadsoftware.
Der beste Schutz ist, das Windows- oder Mac-Betriebssystem aktuell zu halten, sprich neue Updates sofort zu installieren.
Windows 10 hat mit «Windows Defender» einen eigenen Virenscanner, der Bedrohungen durch Trojaner (zumindest nach einer gewissen Zeit) abwehren kann.
Windows Defender lässt sich in den Windows-10-Einstellungen unter «Update und Sicherheit» aktivieren. Das GIF zeigt, wie dies geht.
Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes empfiehlt die folgenden Sicherheitsmassnahmen allen Computernutzenden – unabhängig davon, welches Betriebssystem sie benutzen: