Mark Zuckerberg will deine Insta-Daten fürs KI-Training – so legst du Widerspruch ein
Egal, ob du bei Instagram Fotos deines Ferien-Abenteuers veröffentlichst oder bei Facebook die Politik kommentierst: Mark Zuckerbergs Meta-Konzern, der die Social-Media-Plattformen betreibt, nutzt deine Postings, um seine generative KI zu trainieren.
Wegen der relativ strengen Datenschutzgesetze in Europa muss der US-Konzern den Nutzerinnen und Nutzern eine Ausstiegsmöglichkeit (Opt-out) bieten. Dies tut er jedoch auf ziemlich fragwürdige Weise.
Hier erfährst du das Wichtigste.
Was ist da los?
Es ist ein unscheinbares E-Mail, das hunderten Millionen Nutzerinnen und Nutzern ins digitale Postfach flatterte. Der Inhalt hat es in sich: Darin weist der Facebook-Konzern in verklausulierten Sätzen auf eine ziemlich brisante Änderung hin: Er will deine Instagram- und Facebook-Postings (Text, Fotos, Videos) verwenden, um seine KI-Modelle zu trainieren. Wenn man das nicht will, muss man bei Meta Einspruch einlegen.
So sieht das besagte Mail aus:
Wenn man das E-Mail von Meta liest, läuten die Alarmglocken: Darin tut das US-Unternehmen so, als müsste es nicht zwingend auf das Begehren reagieren, die User-Daten für das Training seiner Large Language Models (LLM) zu verwenden. In dem Schreiben heisst es nämlich relativ vage: «Wird deinem Widerspruch stattgegeben, wird dieser zukünftig berücksichtigt.»
Der US-Techblog 9to5Mac konstatiert:
Wie verhindert man, dass Postings fürs KI-Training verwendet werden?
Ob du einen Instagram-Account oder ein Facebook-Profil (oder beides) hast, spielt keine Rolle: In diesem Beitrag erfährst du, wie du dein sogenanntes «Widerspruchsrecht» in wenigen Minuten wahrnimmst.
Wie Instagram-User vorgehen
Auf Insta findest du das Formular unter diesem Link. Oder du gehst einfach über die Plattform selbst:
- Zuerst rufst du die eigene Profilseite auf.
- Wenn du an einem Laptop oder PC eingeloggt bist, klickst du auf das Zahnrad, in der Insta-App auf dem Handy tippst du auf die drei Striche oben rechts.
- Am PC gilt es nun auf «Einstellungen und Privatsphäre» und anschliessend unten auf «Datenrichtlinie» zu klicken. Am Smartphone scrollst du fast ganz nach unten und tippst dort auf «Info» und anschliessend ebenfalls auf «Datenschutzrichtlinie».
- Nun solltest du im eingeblendeten Informationstext auf «Widerspruchsrecht» tippen.
- Im Online-Formular angelangt, musst du das Land des eigenen Wohnsitzes angeben sowie die E-Mail-Adresse, mit der dein Meta-Konto registriert ist.
- Im selben Formular sollst du etwas weiter unten eine schriftliche Erklärung abgeben, wie sich die Verarbeitung der eigenen Informationen für das Training der Meta-KI auf die eigene Person auswirkt. In dieses Textfeld gibst du einfach folgenden Satz ein:
Wie Facebook-User vorgehen
Auf Facebook ist das besagte Formular in den Einstellungen im sogenannten «Privacy Center» zu finden, wo du auf das Wort «Widerspruchsrecht» klickst, oder du rufst einfach diesen Link auf (sofern du eingeloggt bist).
- Wenn du am Desktop-Rechner oder Laptop bist, tippst du im Browser-Fenster mit dem Facebook-Profil auf das Profilbild oben rechts, in der Handy-App kannst du auf die drei Striche rechts unten tippen.
- Nun wählst du «Einstellungen und Privatsphäre» und dann «Einstellungen».
- Fast ganz unten gilt es nun die «Datenschutzrichtlinie» zu öffnen und dann ziemlich zuoberst den blauen «Widerspruchsrecht»-Link anzuklicken.
- Im Online-Formular angelangt, musst du das Land des eigenen Wohnsitzes angeben sowie die E-Mail-Adresse, mit der dein Meta-Konto registriert ist.
- Im selben Formular gilt es etwas weiter unten eine schriftliche Erklärung abzugeben, wie sich die Verarbeitung der eigenen Informationen für das Training der Meta-KI auf die eigene Person auswirkt. In dieses Textfeld gibst du einfach folgenden Satz ein:
War's das?
Nicht ganz.
Du solltest innert Minuten ein Bestätigungs-E-Mail erhalten vom Meta-Konzern.
So sieht das Bestätigungs-Mail aus:
Es ist nicht klar, nach welchen Kriterien der Meta-Konzern die Gültigkeit des Einspruchs beurteilt. Sehr wahrscheinlich wird geprüft, ob man ein Land in Europa angibt, denn nur hier gelten die strengsten Datenschutzbestimmungen für den US-Konzern. In einem Selbstversuch von watson (Schweiz) genügte es, den oben aufgeführten Satz ins Pflichttextfeld einzutragen.
Die deutschen Verbraucherzentralen, staatliche Konsumentenschutz-Organisationen, führen auf ihrer Website weitere Sätze auf, die man verwenden kann:
Wo ist der Haken?
Der Meta-Konzern erklärt:
Noch sei die Meta-KI hierzulande nicht verfügbar, hält das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» fest. Aber für den Fall, dass man in Zukunft in den KI-generierten Inhalten des US-Konzerns auf personenbezogene Daten über sich selbst stosse, stehe ebenfalls ein Formular zur Verfügung, mit dem man den Zugriff auf die Daten von sogenannten Drittanbietern anfordern könne.
Meta verspricht, über dieses Formular liessen sich «sämtliche personenbezogenen Informationen von Drittanbietern löschen, die für die Entwicklung und Verbesserung von KI bei Meta verwendet wurden».
Anmerkung: Auf der Social-Media-Plattform X (Twitter) finden sich einzelne Rückmeldungen von Usern, deren Widerspruch angeblich abgelehnt wurde. Es dürfte sich um Einzelfälle und technische Fehler handeln.
Warum wird Meta zu Transparenz gezwungen?
Der US-Techblog 9to5Mac konstatiert, die 2018 in Kraft getretene europäische DSGVO sei das strengste Datenschutzgesetz der Welt. Es biete den Konsumentinnen und Konsumenten vier wichtige Schutzmechanismen gegen den Missbrauch personenbezogener Daten:
- Es müsse einen spezifischen, rechtmässigen Grund für die Verarbeitung der Daten geben.
- Personenbezogene Daten müssen durch die Techkonzerne verschlüsselt werden.
- Die Nutzerinnen und Nutzer hätten das Recht, jederzeit eine Kopie ihrer Daten zu beziehen.
- Und man könne auch jederzeit die Löschung der von den Konzernen gespeicherten Daten verlangen.
Es sei darum rechtlich fragwürdig, dass der Meta-Konzern den Eindruck erwecke, man müsse für den Widerspruch eine Begründung vorlegen. Immerhin: Die oben erklärte Vorgehensweise geht automatisch.
Was ist mit WhatsApp?
Bekanntlich gehört der in Europa äusserst populäre Messenger-Dienst ebenfalls zum Meta-Konzern, doch gibt es (im Gegensatz zu Insta und Facebook) eine automatische Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Alle Nachrichten, die man abschickt, werden schon auf dem Gerät abhörsicher verschlüsselt, sodass weder der Plattformbetreiber noch Dritte, die die Kommunikation abfangen, Einblick haben. WhatsApp-Chats können darum nicht fürs KI-Training dienen, selbst wenn Meta das wollte.
Warum braucht Meta User-Daten fürs KI-Training?
Zuckerbergs Social-Media-Konzern liefert sich mit anderen Unternehmen ein Wettrennen darum, wer die leistungsfähigste generative KI anbieten kann.
Der bekannteste KI-Entwickler ist OpenAI mit ChatGPT, das Ende 2022 den Hype um die Technologie ausgelöst hat. Hinter jedem Chatbot, der verblüffend menschenähnliche Antworten auf User-Fragen liefert, steht ein «grosses Sprachmodell», auf Englisch «Large Language Model» (LLM). Das ist eine hochkomplexe Software, die auf Deep-Learning-Algorithmen basiert und mit riesigen Datenmengen trainiert wurde. Daher der Name.
Generative KI kann dann zum Beispiel blitzschnell Zusammenfassungen langer Texte liefern. Sie ist allerdings auch sehr fehleranfällig, denn sie hat nichts mit Intelligenz im engeren Sinn zu tun. Sie hat kein Verständnis für die Inhalte, die sie verarbeitet und generiert.
Quellen
- 9to5mac.com: Meta is using your data to train AI models; Europeans can opt out
- spiegel.de: So widersprechen Sie der Nutzung Ihrer Beiträge für Metas KI-Training
- verbraucherzentrale.de: Ihre Daten bei Facebook und Instagram für KI: So widersprechen Sie
- facebook.com: So verwendet Meta Informationen für generative KI-Modelle und -Funktionen