Techmilliardäre und Superstars fliegen bevorzugt mit dem Privatjet, wollen aber nicht, dass die Öffentlichkeit ihr umweltschädliches Reiseverhalten mitbekommt.
Wie die «Washington Post» berichtet, haben nun die Anwälte von Taylor Swift mit rechtlichen Schritten gegen einen Studenten gedroht, der Privatflüge von Prominenten visualisiert. Es handelt sich um Jack Sweeney aus Florida. Also um den jungen Mann, der schon mit Elon Musk Ärger hatte.
Taylor Swift habe «keine andere Wahl, als alle rechtlichen Schritte einzuleiten», falls Sweeney nicht mit seinem «Stalking- und Belästigungsverhalten» aufhöre, liess die vom Superstar beauftragte Anwaltskanzlei verlauten.
Zur Erinnerung: Sweeney tut nichts Illegales. Er nimmt öffentlich verfügbare Daten zum privaten Flugverkehr und füttert damit ein selbstgeschriebenes Programm.
Der Student zapft eine Website namens ADS-B Exchange an, die 2016 von einem IT-Fachmann lanciert wurde, um registrierte Privatjets zu verfolgen, und ein Bot lädt die Flüge automatisch auf seine Social-Media-Profile hoch.
Privatjets werden regelmässig wegen ihrer «unverhältnismässig hohen» Auswirkungen auf den Klimawandel kritisiert, ruft die «Washington Post» in Erinnerung. Und Sweeneys Berichte seien oft dazu verwendet worden, die berühmtesten Passagiere zu benennen und an den Pranger zu stellen.
Vom «Forbes»-Magazin ist Sweeney Ende 2023 in eine Liste mit einflussreichen jungen Techunternehmern aufgenommen worden. Zur Begründung hiess es:
Taylor Swifts Anwälte argumentieren, der Popstar sei regelmässig mit Stalkern konfrontiert worden, die vor ihren Häusern auftauchten. Und gemäss Darstellung der Sprecherin von Swift lasse der Zeitpunkt des Stalking auf einen Zusammenhang mit Sweeneys Flug-Tracker schliessen. Zu laufenden polizeilichen Ermittlungen könne man sich nicht äussern.
Swifts Argumentation wirft Fragen auf. Schon 2022 hatte ein Sprecher darauf hingewiesen, dass der Superstar den eigenen Privatjet regelmässig an Dritte ausleihe. Was als Argument gedacht war, um die klimaschädlichen Folgen der eigenen Reiseaktivitäten herunterzuspielen, kann auch anders verstanden werden: Niemand weiss anhand der Flugdaten, ob tatsächlich ein Promi drinsitzt und vor allem welcher.
Der 21-jährige Sweeney erklärt denn auch, seine Karten böten nur einen unvollständigen Überblick darüber, in welchen Städten sich Swift möglicherweise aufhalte, «ähnlich wie die öffentlichen Termine für ihre Konzerte oder NFL-Spiele, an denen sie teilnehmen könnte». Die Briefe, in denen ihm Swifts Anwälte mit Konsequenzen drohten, seien ihm just zu jener Zeit geschickt worden, als Swift wegen der Umweltauswirkungen ihrer Privatflüge öffentlich kritisiert wurde.
Ungefähr zum Zeitpunkt des Schreibens im Dezember 2023 hätten Facebook und Instagram Sweeneys Profile deaktiviert, die er erstellt hatte, um Swifts Privatflüge nachzuzeichnen. Dies angeblich mit der Begründung, sie hätten gegen die Datenschutzbestimmungen der Plattformen verstossen.
Wie zu erwarten, meldete sich Elon Musk nach dem Bericht der «Washington Post» zu Wort und kritisierte Sweeney auf seiner eigenen Social-Media-Plattform X (Twitter). Dort hat er alle Privatjet-Tracker bereits sperren lassen.
Anzumerken bleibt, dass sehr viele Leute auf die oben erwähnten Flugdaten zugreifen, um die Flugbewegungen der Privatjets öffentlich zu dokumentieren. Die Website celebrityprivatejettracker.com beispielsweise listet auch die Maschinen von Bill Gates, Mark Zuckerberg und Co. auf.
Ich hoffe, diese beiden scheinheiligen Promis kommen mit der Klage nicht durch. Der Student hat ja nichts Illegales getan.