Tesla-Boss Elon Musk hat Ärger mit einem «Flugzeug-Stalker»: Jack Sweeney heisst der junge Mann, der hinter dem Twitter-Account «Elon Musk's Jet» steckt und dort für über 200'000 Follower minutiös protokolliert, wo und wann Musks Privatjet landet oder abhebt. Dafür hat der 19-jährige Sweeney einen Bot programmiert, der die öffentlich verfügbaren Positionsdaten der internationalen Flugorganisation ICAO auswertet und für Twitter aufbereitet.
Das Flugzeug des Multimilliardärs sowie viele andere Privatjets stehen auf der LADD-Sperrliste, mit der identifizierende Informationen aus den Flugdaten entfernt werden. Aber auch gesperrte Flugzeuge sind nicht wirklich privat. Auch bei diesen können die Flugrouten mit entsprechendem Wissen nachverfolgt werden. Vereinfacht gesagt zapft Sweeney mehrere öffentlich zugängliche Datenbanken an und verknüpft diese Informationen, um festzustellen, wo das Flugzeug startet oder landet.
«Es handelt sich um eine Sicherheitslücke, die nur deshalb nicht aufgefallen ist, weil man über ein grosses branchenspezifisches Wissen verfügen muss, um zu wissen, dass all diese Daten verfügbar und öffentlich sind, und um zu verstehen, wie sie ausgewertet werden können», schreibt das Newsportal Protocol.
Sweeney hat dieses Wissen, da sein Vater in der Luftfahrtindustrie arbeitet. Der Teenager verfolgt Flugzeuge, seit er ein Kind ist.
All das schmeckt dem Tech-Milliardär nicht. Wie Protocol kürzlich berichtete, schrieb Musk bereits im Herbst 2021 eine Nachricht an Sweeney: «Es ist ein Sicherheitsrisiko. Mir gefällt die Idee nicht, von einem Irren abgeschossen zu werden». Er bat den jungen Programmierer darum, den Twitter-Account zu löschen.
Nach einigem Hin und Her bot Musk ihm 5000 Dollar an, wenn Sweeney ihm zusätzlich dabei helfe, das Tracking des Flugzeugs zu erschweren.
Sweeney war einverstanden, Musk dabei zu helfen, das Tracking zu erschweren, mit der Summe war er allerdings unzufrieden: «Ich habe viel Arbeit reingesteckt, da sind 5000 Dollar echt nicht genug. Die Löschung dieses Kontos hält niemanden davon ab, etwas Böses zu tun.» Schliesslich seien Musks Flugdaten auch auf anderen Websites abrufbar.
Schlussendlich zeigte sich Sweeney aber doch kompromissbereit: «Besteht die Möglichkeit, auf 50'000 Dollar zu erhöhen? Das wäre eine grossartige Unterstützung für das College und könnte mir ermöglichen, ein Auto zu kaufen, vielleicht sogar ein Model 3», schrieb er laut Protocol an Musk.
Musk antwortete, er würde darüber nachdenken. Aber bisher hat er Sweeney offenbar noch keinen Cent gezahlt, und der Twitter-Account läuft immer noch. In einer späteren Direkt-Nachricht an Sweeney, die das Newsportal Business Insider einsehen konnte, schrieb Musk: «Es fühlt sich nicht richtig an, für die Schliessung zu bezahlen.»
Der Twitter-Bot @ElonJet habe sich trotzdem gelohnt, sagt Sweeney. Er habe gelernt, wie man programmiert und habe einen Teilzeitjob bei UberJets als Softwareentwickler ergattert. Der selbsternannte Musk-Fan konnte sich zudem mit einem Mann unterhalten, zu dem er seit Jahren aufschaut. Ausserdem hat der Twitter-Account @ElonJet in den letzten Tagen seine Followerzahl durch die Medienpräsenz fast verdoppelt.
Für Sweeney, der unter anderem auch die Jets von Bill Gates und Amazon-Gründer Jeff Bezos trackt, hätte es gar noch besser kommen können: Statt um Geld hat er Musk in einer weiteren Nachricht um ein Praktikum bei Tesla gebeten.
Zumindest bis Mitte letzter Woche hat er darauf keine Antwort erhalten. Sweeney glaubt, den Grund dafür zu kennen. «Ich glaube, er ist gerade im Urlaub auf Hawaii, wenn ich mir seine Flugdaten anschaue.»
Am Wochenende erzählte Sweeney Business Insider, dass Musk einige seiner technischen Ratschläge umgesetzt zu haben scheint, indem er ein Blockierungssystem verwendet, das die Kennung seines Jets ändert und so dessen Verfolgung erschwert.
«Ich muss es einfach umgehen», so der Teenager.
(nik/oli)