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Gefahr für Kinder: Europol warnt vor sektenähnlichen Online-Gruppen

Teenager mit Smartphone, Cyber-Grooming (Symbolbild)
Die Täter würden ihre minderjährigen Opfer gezielt auf Gaming- und Social-Media-Plattformen suchen.Bild: imago-images.de

Europol warnt vor sektenähnlichen Netzwerken, die Kinder in die Falle locken

Kriminelle kontaktieren Kinder und Jugendliche über Social Media und andere Plattformen, teilt die europäische Polizeibehörde mit. Erziehungsberechtigte sollten auf gewisse Warnsignale achten.
20.02.2025, 15:4721.02.2025, 07:10
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Europol warnt vor der zunehmenden Gefahr von extrem gewalttätigen sektenähnlichen Gruppen im Internet. Diese hätten vor allem gefährdete Kinder und Jugendliche im Visier und würden sie zu extremen Gewalttaten und Sex-Videos zwingen, heisst es in einem Bericht der europäischen Polizeibehörde in Den Haag.

Es gehe um kriminelle Netzwerke, die mittels Cyber-Grooming auch Terrorakte, Chaos und Gewalt schürten. Unter Grooming versteht man das Heranmachen von Erwachsenen an Kinder über das Internet.

Die Gruppen sind nach den Informationen von Europol wie Sekten organisiert rund um einen charismatischen Führer. Die Hintermänner agierten im Schutz der Anonymität. Neue Mitglieder müssten Videos mit extremer Gewalt oder sexuellen Handlungen teilen. Je mehr Content, desto höher würden sie in der Gruppe stehen.

Wie werden potenzielle Opfer angegangen?

Die Täter suchen ihre Opfer gezielt auf Gaming-Plattformen sowie Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok oder Streaming-Diensten wie Twitch.

Oft seien es verletzliche junge Leute im Alter von 8 bis 17 Jahren, ethnische oder sexuelle Minderheiten, mit psychischen Problemen. In einigen Fällen seien sogar Selbsthilfe-Gruppen von Tätern infiltriert worden. Mit den Videos könnten die Opfer schliesslich erneut erpresst werden, um noch mehr Gewalttaten zu verüben.

Im Dezember 2024 hatte das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» in einer gemeinsamen Recherche mit der «Washington Post» über eine besonders skrupellose Gruppierung innerhalb der nun von Europol erwähnten Szene berichtet. Demnach trieben Mitglieder der sogenannten Gruppe 764 einen 25-jährigen Amerikaner in den Suizid und feuerten ihn bis zuletzt an.

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Am 30. Januar verhafteten US-Ermittler zwei Personen wegen der Beteiligung an einem neonazistischen Kinderausbeutungsring, der Minderjährige anstiftete, Material über sexuellen Kindesmissbrauch und Bilder von Selbstverletzungen zu produzieren. Die Gruppe soll gemäss Europol weltweit mindestens 16 Minderjährige missbraucht haben. Der Untersuchung zufolge waren die beiden Männer Mitglieder von «CVLT» (ausgesprochen «Kult»), einer Online-Gruppe, «deren Kernprinzipien Neonazismus, Nihilismus und Pädophilie» seien.

Was können Eltern tun?

Die kriminellen Akteure wenden gemäss Europol-Mitteilung unterschiedliche Taktiken an, um ihre Opfer zu manipulieren und sie dazu zu bringen, explizite sexuelle Inhalte zu produzieren, Selbstverletzungen zu begehen, anderen Schaden zuzufügen und sogar Tötungen durchzuführen.

Erziehungsberechtigte sollten auf folgende Verhaltensweisen, respektive Alarmsignale, bei ihren minderjährigen Schutzbefohlenen achten:

  • Geheimhaltung von Online-Aktivitäten
  • Rückzug und Isolation
  • Emotionale Not
  • Interesse an schädlichen Inhalten
  • Änderungen in der Sprache oder den verwendeten Symbolen
  • Das Verbergen von (selbst beigebrachten) körperlichen Verletzungen

Weiter solle man auf ungewöhnliche Aktivitäten auf den besagten Plattformen achten und auf Interaktionen der Minderjährigen mit unbekannten Personen. Auch die Verwendung von verschlüsselten Messenger-Diensten könne auf entsprechende Kontakte hinweisen.

Quellen

(dsc)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grabeskaelte
20.02.2025 16:42registriert Oktober 2014
Sie sollten nicht nur warnen, sondern auch etwas dagegen tun. Was 2 Mitarbeiter von STRG-F innert 6 Monaten an Kinderbildern und -Videos aus dem Netz entfernen konnten ist massiv (einige Foren haben sogar ganz aufgegeben) und die Polizei schaffts nicht mal irgendwas zu entfernen. Das ist enttäuschend und nein, die Mittel fehlen offensichtlich nicht, der Wille anscheinend schon.
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