Digital
Social Media

KI-Fail bei Microsoft: Diese geschmacklose Umfrage sorgt für Empörung

KI-Fail bei Microsoft: Diese geschmacklose Online-Umfrage sorgt für Empörung

02.11.2023, 19:03
Antonia Augsbach / watson.de
Mehr «Digital»

Eigentlich handelt es sich bei «Microsoft Start» um ein mehr oder weniger harmloses Nachrichten-Programm. Auf der Website und auch in der App werden den Nutzerinnen und Nutzern verschiedene News angezeigt. Die Auswahl basiert auf dem jeweiligen Standort und den persönlichen Interessen. Die Quellen variieren dabei.

Nun sorgte jedoch eine geschmacklose Umfrage für Unverständnis und Empörung bei vielen Usern. Hinter den gruseligen Fragen steckte eine künstliche Intelligenz (KI).

Ursprung war ein gewöhnlicher Artikel der britischen Tageszeitung «The Guardian». Darin wurde vom Tod der Wasserpolo-Trainerin Lilie James berichtet. Sie sei vor einer Woche leblos auf einer Schultoilette in Sydney gefunden worden. Die australische Polizei ermittle in dem Fall, auch wegen Verletzungen am Kopf der Leiche.

X-Posting von Guardian Australia zum Femizid an Lilie James.
X-Posting von Guardian Australia zum mutmasslichen Femizid an Lilie James.Screenshot: Twitter

Aktuell sorgt der «Guardian»-Artikel jedoch nicht wegen seines Inhalts für Furore.

Auch auf Microsoft Start wurde der Bericht geteilt. Soweit so unspektakulär – das Portal hat Lizenzen für die Artikel. Problematisch war jedoch, dass auf der Seite auch Inhalte zu sehen sind, die von einer KI generiert werden. Sie werden durch die Bemerkung «Insights from AI» kenntlich gemacht. So auch eine geschmacklose Umfrage neben dem «The Guardian»-Bericht...

User sollen über Todesursache abstimmen

Bieten sich solche Abstimmungs-Tools vielleicht bei vielen anderen Themen an – man denke an Mode oder Essen – ist eine Todes-Nachricht wohl eher weniger geeignet. Der KI fehlte hier jedoch offensichtlich das richtige Fingerspitzengefühl. In der Umfrage sollten Leserinnen und Leser über die Todes-Ursache von Lilie James abstimmen.

Zu der Frage, «Was glauben Sie, ist der Grund für den Tod der Frau?», gab es drei Antwort-Möglichkeiten. Die User konnten zwischen Suizid, Mord und Unfall wählen.

Screenshot zu fragwürdiger, KI-generierter Online-Umfrage
Die Microsoft-KI sorgte mit dieser Umfrage (rechts im Bild) für Ärger und Verwirrung.screenshot: Guardian / via theverge.com

Vielen Leserinnen und Lesern war offenbar nicht aufgefallen, dass die geschmacklose Umfrage von einer KI erstellt worden war. Sie brachten die unangemessene Aktion mit «The Guardian» in Verbindung und beschwerten sich.

«The Guardian» empört über Umfrage

Die britische Zeitung liess das nicht auf sich sitzen. Die CEO der «Guardian Media Group», Anna Bateson, wandte sich mit einem Brief an den Microsoft Vize-Präsidenten Brad Smith.

Bateson forderte Microsoft in dem Schreiben dazu auf, seine KI-Tools nicht für Texte der Zeitung zu nutzen. Die geschmacklose Umfrage hätte dem Ruf von «The Guardian» geschadet und die Angehörigen der toten Frau verstört.

Microsoft hat die unangemessene Umfrage entfernt. Laut einer Anfrage von The Verge sei die automatische Generierung derartiger Befragungen aktuell deaktiviert. Man suche nach den Ursachen für den geschmacklosen Inhalt.

Lass dir helfen!
Du glaubst, du kannst eine persönliche Krise nicht selbst bewältigen? Das musst du auch nicht. Lass dir helfen.
In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen und depressiven Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.

Die Dargebotene Hand: Tel 143, www.143.ch
Beratung + Hilfe 147 für Jugendliche: Tel 147, www.147.ch
Reden kann retten: www.reden-kann-retten.ch

Quellen

(watson.de/dsc)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wenn sich KI-Bilder viral verbreiten
1 / 15
Wenn sich KI-Bilder viral verbreiten
Nanu, wen haben wir denn da?
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Beeindruckend: Schweizer KI-Künstler visualisiert die Geschichte des Krieges
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
John Henry Eden
02.11.2023 19:43registriert Januar 2014
Eigentlich weder geschmacklos noch ein Fail. Sowohl in ihren Köpfen als auch in Kommentaren haben bzw. hätten die Leser über die Todesursache spekuliert.

Somit war die Überlegung der KI richtig. Nur hat sie nicht vorausgesehen, dass Menschen nicht gern den Spiegel vorgehalten bekommen.

Das Verhältnis zwischen KIs und Menschen ist wie das zwischen Vulkaniern und Menschen in Star Trek. Logik trifft auf Unvernunft.
10110
Melden
Zum Kommentar
avatar
West9
02.11.2023 19:53registriert September 2023
:..."Der KI fehlte hier jedoch offensichtlich das richtige Fingerspitzengefühl."...

Naja. Es ist eine KI. Gefühle fehlen hier immer. Nur merkt man es nicht immer so deutlich🤷‍♂️
532
Melden
Zum Kommentar
avatar
wurzeli
02.11.2023 22:07registriert April 2020
Weiss denn die KI, was sie mit der gewonnenen "Information" überhaupt anfangen will ? Oder muss man ihr das in einer nächsten Umfrage auch noch sagen ?
286
Melden
Zum Kommentar
27
Tesla will 400 Stellen im Werk im deutschen Grünheide abbauen
Nach der Ankündigung eines weltweiten Stellenabbaus beim US-Autobauer Tesla zeichnen sich auch Einschnitte für das einzige europäische Tesla-Werk in Grünheide ab.

Der weltweit geplante Stellenabbau bei Tesla betrifft auch hunderte Jobs im einzigen europäischen Werk des US-Elektroautobauers in Grünheide bei Berlin. Das Unternehmen kündigte am Dienstag in einer Mitteilung den Abbau von 400 Stellen an. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, plant das Unternehmen dazu ein «Freiwilligenprogramm» für die Mitarbeitenden. Zur Umsetzung dieses Programms würden Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen. Details nannte Tesla zunächst nicht.

Zur Story