Oppo?
Sind das nicht die mit den DVD- und Blu-ray-Playern?
Genau. Vor allem aber gehört Oppo wie OnePlus, Vivo und Realme zu einer Reihe konkurrierender Smartphone-Hersteller, die alle zum chinesischen BBK-Konzern gehören. Vereint sind sie nach Samsung der weltweit zweitgrösste Smartphone-Produzent. In China und anderen asiatischen Ländern, aber auch in Australien, ist Oppo zusammen mit Huawei und Xiaomi längst eine feste Grösse. Seit 2019 expandiert der schnell wachsende Tech-Gigant verstärkt nach Europa. Auch in der Schweiz hat der Konzern mit weltweit 40'000 Mitarbeitern kürzlich eine Niederlassung eröffnet. Da Huawei bekanntlich in argen Trump-Schwierigkeiten steckt, ist der Zeitpunkt ideal. Zum ersten Mal bringt Oppo nun sein Top-Modell offiziell in die Schweiz.
Am Freitag hat Oppo seine Flaggschiff-Modelle Find X2 und Find X2 Pro präsentiert. Was wohltuend auffiel: Während andere chinesische Hersteller während ihrer Präsentationen nicht müde werden, sich mit Apple und Samsung zu vergleichen bzw. die Konkurrenz schlecht zu reden, konzentriert sich Oppo vollauf auf das eigene Produkt. Selbst auf Nachfrage nehmen die Oppo-Leute die Namen der Mitbewerber kein einziges Mal in den Mund. Das Ziel sei es, in Europa und der Schweiz nachhaltig zu wachsen und auch in zehn Jahren eine gewichtige Rolle zu spielen.
Wie gut aber sind die neuen Oppo-Phones wirklich? Lassen wir zunächst die rohen Zahlen sprechen.
Die Tabelle zeigt's bereits: Oppo greift bei uns in der High-End-Klasse an und positioniert das Find X2 und insbesondere das Find X2 Pro als valable Alternative zu den teuren Premium-Modellen von Samsung, Apple und Huawei. Qualitativ, aber eben auch preislich, liegt Oppo mit der Find-X-Serie auf dem Niveau der bei uns bekannteren Marken. Auf den ersten Blick würde ich sagen: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mindestens so gut wie bei den Top 3, zumal bei Oppo 5G-Support Standard ist, sprich der Kunde für 5G nicht extra zur Kasse gebeten wird.
Ich konnte das neue Oppo-Smartphone heute gut eine Stunde ausprobieren. Die folgenden Zeilen sind also explizit kein Testbericht, sondern meine ersten Eindrücke. Der ausführliche Test folgt Anfang Mai, wenn das Find X2 (Pro) bei uns in den Handel kommen soll.
Das Datenblatt verrät: Beide Modelle kommen mit 12 GB RAM, dem aktuell schnellsten Prozessor für Android-Smartphones (Snapdragon 865) sowie einem 5G-Modem.
Als Betriebssystem läuft Android 10 mit einer von Oppo angepassten Benutzeroberfläche (ColorOS 7.1). Die Oberfläche erinnert optisch ein wenig an Apples iOS, bietet aber natürlich alle von Android gewohnten Funktionen. Ich kenne ColorOS von früheren Oppo-Smartphones und muss sagen, dass die neuste Version dezent aufgehübscht wurde. Auch ein Dark Mode steht nun zur Verfügung.
Das Find X2 Pro liegt angenehm in der Hand (es ist nicht zu schwer und nicht zu breit), es fühlt sich sehr wertig an und das Modell mit lachsfarbener Rückseite aus Kunstleder hebt sich auch optisch und haptisch von der Konkurrenz ab. «Das vegane Lederimitat ist genauso langlebig wie die Keramik- und Glasmaterialien», sagt Oppo. Nun, wir werden es bald sehen. Wer es klassischer mag, kann auf das schwarze Modell mit Keramik-Rückseite zurückgreifen.
Das rund 250 Franken günstigere Find X2 ist gleich gross und schnell wie das Pro-Modell, allerdings sind hier Display und Rückseite aus Gorilla Glass 6. Die Dreifach-Kamera ist leicht abgespeckt, aber immer noch sehr gut, und statt 512 GB gibt es «nur» 256 GB Speicher. Der interne Flash-Speicher nutzt den sehr schnellen UFS-3.0-Standard, lässt sich aber bei beiden Modellen nicht erweitern.
Während das Pro-Modell laut Datenblatt vollständig wasserdicht ist (IP68), ist das Find X2 nur gegen Spritzwasser geschützt (IP54). Das ist für ein 1000 Franken teures Smartphone ungenügend.
Beide Modelle haben ein 6,7 Zoll grosses Full-Front-OLED-Display mit leicht nach hinten gewölbten Rändern, das mit 3168 × 1440 Pixeln auflöst. Das ergibt eine extrem hohe Pixeldichte von 513 ppi. Das Display ist knackig scharf und mit 800 Nits (max. 1200 Nits) auch sehr hell. Zum Vergleich: Vor zwei, drei Jahren galten 500 Nits als das Höchste der Gefühle.
Was insbesondere Gamer freuen dürfte, beide Displays lassen sich mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz betreiben (üblich bei Smartphones ist bislang eine Bildrate von 60 Hz). Die Touch Sampling Rate liegt bei rekordverdächtigen 240 Hz. Für Otto Normalverbraucher ist das weniger wichtig, aber so lassen sich Games wie «Fortnite» genauer bzw. flüssiger spielen. Im Normalbetrieb sind auch 60 Hz okay, zumal man so den Akku schont. Kurz gesagt: Das Find X2 (Pro) hat mit das beste Display, das man aktuell bekommt (DisplayMate-Rating von A+).
Besonders gespannt war ich auf die Dreifach-Kamera: Nebst der Haupt-Kamera gibt es eine separate Weitwinkel-Linse sowie eine spezielle Periskop-Linse, die erstaunliche Zoom-Qualitäten offenbart. Auch Makro-Aufnahmen sollen laut Oppo möglich sein.
Die Triple-Kamera macht auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck. Sie fokussiert blitzschnell und löst auch sehr schnell aus. Über die Bildqualität kann ich natürlich noch wenig sagen, aber Platz 1 im Kamera-Rating von DxOMark spricht eigentlich für sich.
Das Find X2 Pro ist laut Oppo das erste Smartphone, das Sonys neuen Kamera-Sensor IMX586 verbaut hat. Der Sensor ist für ein Handy ungewöhnlich gross. Ob sich das im Alltag wirklich bemerkbar macht, muss unser ausführlicher Test zeigen.
Um ehrlich zu sein, habe ich bislang primär mit dem Zoom gespielt. Beim Pro-Modell hat man einen fünffachen optischen, sprich verlustfreien Zoom. Auch der zehnfache Hybrid-Zoom (optisch und digital kombiniert) erlaubt eine sehr ansprechende Bildqualität. Das heisst, auf einem kleinen Smartphone-Display ist fast keine Qualitätseinbusse zu erkennen. Per Digital-Zoom liefert das Pro-Modell gar eine 60-fache Vergrösserung, was zumindest ohne Stativ völlig sinnlos ist. Was ich noch nicht ausprobieren konnte, ist der Nachtmodus.
Der Akku hat eine solide Kapazität von 4200 bzw. 4260 mAh beim Pro-Modell. Das Spezielle ist hier aber die ultraschnelle Ladefunktion: Das Find X2 (Pro) lädt via USB-C 3.1 mit rekordverdächtigen 65 Watt (Netzteil inklusive). Andere Hersteller sprechen schon bei 15 oder 18 Watt von schnellem Laden.
Laut Oppo ergibt dies folgende Ladezeiten:
Das extrem schnelle Laden wird laut Oppo mit einem Bi-Cell-Akku erreicht. Das heisst aber auch, dass kabelloses Laden nicht unterstützt wird. Beides zusammen sei nicht möglich, darum habe man sich für die Schnellladefunktion mit 65 W entschieden.
Wie so viele neue Smartphones hat auch das Find X2 (Pro) keine separate Buchse für Kopfhörer. Die mitgelieferten Ohrhörer müssen also über den USB-C-Port angeschlossen werden.
Alternativ hat auch Oppo kabellose Ohrhörer im Angebot, die ich allerdings nicht ausprobiert habe.