Die Tesla-Verkäufe in der EU sind in den ersten beiden Monaten des Jahres um die Hälfte eingebrochen. Dass Elon Musks Autokonzern in diversen Ländern schwächelt, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch nun bestätigen auch die offiziellen Zahlen des europäischen Autoherstellerverbands ACEA die Tesla-Krise.
Das Unternehmen verzeichnete im Januar und Februar im Jahresvergleich einen Rückgang der Neuzulassungen um 49 Prozent. Da Tesla in Grossbritannien entgegen dem Trend leicht zulegte, beträgt das Minus für ganz Europa knapp 43 Prozent.
Diese Zahlen sind bitter für Tesla, weil die Konkurrenz ihre E-Auto-Verkäufe in den ersten beiden Monaten um 28 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum steigern konnte. Es werden wieder mehr Elektroautos gekauft, aber weniger Teslas.
Teslas Anteil am europäischen E-Auto-Markt schrumpfte im Januar und Februar auf 7,7 Prozent. Vor einem Jahr waren es noch 18,4 Prozent. Im gesamten EU-Automarkt sank Teslas Anteil an den Neuzulassungen auf 1,1 Prozent.
In der Schweiz wurden im Januar und Februar 57 Prozent weniger Teslas neu eingelöst als im gleichen Zeitraum 2024. Nach einem Minus von 27 Prozent im Januar war der Rückgang mit 67 Prozent im Februar besonders ausgeprägt. Noch stärker brach Tesla im letzten Monat nur in Deutschland, Australien und Österreich ein.
Im März haben die Tesla-Verkäufe in einigen Ländern – auch bei uns – wieder angezogen. Der Grund ist primär der angelaufene Marktstart des aufgefrischten Model Y. Selbst dieser Verkaufsschub kann die Quartalszahlen aber nicht mehr retten. Die weltweiten Tesla-Auslieferungen von Januar bis März 2025 werden voraussichtlich die niedrigsten der letzten zehn Quartale sein. Denn auch das Model 3 verkauft sich bislang in Europa 29 Prozent schlechter als im Vorjahr.
Teslas Schwäche hilft nicht zuletzt den europäischen Autoherstellern, ihre Dominanz im Heimmarkt auszubauen – und selbst chinesische Hersteller verkauften Anfang 2025 trotz EU-Strafzöllen ähnlich viele E-Autos wie Tesla in Europa.
Darüber, wie es mit Tesla weitergeht, gehen die Meinungen weit auseinander: Optimistische Tesla-Investoren argumentieren, die schwachen Verkaufszahlen seien mit der Produktionsumstellung auf das erneuerte Model Y Juniper zu erklären. Sobald Tesla die Produktion hochgefahren habe oder künftig ein günstigeres Modell bringe, sei wieder alles im Lot.
Diese Sicht der Dinge blendet aus, dass für immer mehr Autokäufer in den USA und in Europa Tesla grundsätzlich nicht mehr infrage kommt, seit Firmenchef Musk mit Trumps Segen die US-Verwaltung zerlegt und die Demokratie aushöhlt. Selbst Musk-freundliche Analysten, die den «Elon-Effekt» lange als Mumpitz abtaten, kommen ins Grübeln, zumal die Anti-Tesla-Proteste in den USA seit Wochen nicht verstummen.
Tesla-Kritiker glauben auch nicht daran, dass ein Facelift des Model Y, also kein echtes neues Modell, reicht, um Musks Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Dass Tesla das erneuerte Model Y in China bereits mit Rabatten in den Markt drücke, sei ein Hinweis, dass die Nachfrage unter den Erwartungen liege.
Dazu gesellt sich die Meldung, dass Teslas Marktanteil in China im Februar auf 3,8 Prozent schrumpfte. Dies einerseits, weil die Produktion auf das neue Model Y umgestellt wurde, was kurzfristig die Produktionskapazität herabsetzte. Andererseits, weil chinesische Rivalen wie BYD und Xiaomi mit teils moderner wirkenden und gleichzeitig günstigeren Modellen bei den Kunden punkten.
In den USA stehen das Model Y und 3 weiter an der Spitze der Verkaufsrangliste, allerdings erodiert auch dort der Marktanteil. Musk wird zur immer grösseren Hypothek. Er hat Teslas Image bei demokratisch wählenden Menschen ramponiert. Gleichzeitig steigt Tesla in der Gunst von Republikanern, die aber viel seltener zu einem Elektroauto greifen.
Selbst der Cybertruck kann Konservative bislang nicht zum E-Auto bekehren: In den USA gingen die Cybertruck-Verkäufe im Februar gegenüber Januar um 32,5 Prozent zurück und ein neuer Rückruf wegen sich lösender Teile dürfte das Kundenvertrauen auch nicht erhöhen. Insgesamt ist es bereits der achte Rückruf beim Cybertruck. Die Verkäufe des «Elektro-Panzers» kamen nie richtig in Schwung und sind seit Herbst 2024 wieder auf Talfahrt.
Der US-Autobauer könnte in Texas über 125'000 Cybertrucks pro Jahr produzieren – aktuell hat man Mühe, 40'000 Elektro-Pickups pro Jahr abzusetzen. Musk sagte früher gar, er sähe das jährliche Verkaufsvolumen bei 500'000 Einheiten.
Die weltweiten Auslieferungen von Tesla gingen im vergangenen Jahr zum ersten Mal leicht zurück. Musk stellte für 2025 wieder ein Wachstum in Aussicht, doch das dürfte nach diesem wenig verheissungsvollen Start ins Jahr schwierig werden. Immer mehr Analysten korrigierten zuletzt ihre Prognosen nach unten und rechnen nun mit stagnierenden oder weiter sinkenden Verkäufen.
Denn unabhängig von der Frage, ob der «Elon-Effekt» oder die Umstellung auf das «neue» Model Y primär für die schlechten Verkaufszahlen verantwortlich ist, ist die Konkurrenz grösser und besser geworden. Kunden haben eine immer breitere Auswahl an guten Elektroautos und greifen beim Umstieg aufs E-Auto vermehrt zu Marken, die sie bereits seit vielen Jahren fahren. Einfacher wird es für Tesla künftig nicht werden.