Die Neuzulassungen des US-Elektroautopioniers Tesla sind im Januar in Europa eingebrochen. Wie der europäische Herstellerverband Acea in Brüssel mitteilte, ging ihre Zahl gegenüber dem Vorjahresmonat um fast die Hälfte (-45%) zurück. Lediglich 9945 neue Teslas kamen auf die Strassen, verglichen mit 18'161 vor einem Jahr. Die Konkurrenz verzeichnete hingegen einen starken Anstieg der Nachfrage nach Elektroautos.
Die Verkäufe in Deutschland und Frankreich liegen auf Mehrjahrestiefständen. In Grossbritannien wurde Tesla erstmals vom chinesischen Autohersteller BYD überflügelt.
Auch in den USA und China startete Tesla schwach ins Jahr. In China sanken die Tesla-Verkäufe gegenüber Januar 2024 um 15,5 Prozent, während E-Autos insgesamt um 11,5 Prozent zulegten. Tesla-Investoren rechnen nun mit tieferen Gewinnen. Die Aktie ist seit ihrem Höchststand nach Trumps Wahlsieg seit zwei Monaten auf Talfahrt, allein am Dienstag verlor sie 8 Prozent an Wert.
In Europa stiegen die Neuanmeldungen von E-Autos im Januar branchenweit um 37 Prozent. Vor allem in Deutschland (+53,5 %), Belgien (+37,2 %) und in den Niederlanden (+28,2%) meldeten mehr Personen vollelektrische E-Autos (BEV – Battery Electric Vehicles) an. Auch in Grossbritannien verzeichneten Stromer ein starkes Wachstum. Während Tesla Marktanteile verlor, steigerten Marken wie Volkswagen, Volvo und BYD aus China ihren E-Auto-Absatz in Europa.
Elektroautos machten somit gegenüber dem schwachen Vorjahresmonat einen grossen Satz nach vorn. Allerdings war ein Jahr zuvor in mehreren europäischen Ländern die E-Auto-Förderung ausgelaufen oder gekappt worden, was die Verkäufe hatte einbrechen lassen. Dies relativiert das starke Wachstum von 37 Prozent.
Die Branche schaut daher weiterhin pessimistisch in die Zukunft: «Obwohl batteriebetriebene Elektroautos einen Marktanteil von 15 % in der EU hatten, ist klar, dass in Europa noch viel Arbeit bevorsteht, um den Marktanteil von 25 % zu erreichen, der erforderlich ist, um die CO2-Vorgaben für 2025 zu erfüllen», schreibt der Herstellerverband Acea. Zum Vergleich: Bei uns erreichten E-Autos im Januar einen Marktanteil von knapp 20 %, in Norwegen 96 %.
Tesla stellte zuletzt seine Produktionslinien auf eine neue Version des Model Y um, was einen Teil des Rückgangs erklärt. Allerdings entwickelten sich auch die Verkäufe des Model 3 rückläufig. Einen grossen Einfluss dürfte daher Elon Musks Verhalten haben, der in den USA Donald Trump und in Deutschland die in Teilen rechtsextreme AfD unterstützt.
Musk hat mehrfach den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verunglimpft und wiederholt die Staatschefs in Deutschland und Grossbritannien attackiert. Er forderte etwa die Inhaftierung des britischen Premierministers Keir Starmer und setzte sich für die Freilassung eines inhaftierten Rechtsextremen ein.
Tesla bekommt in Europa und China auch die stärkere heimische Konkurrenz zu spüren. Kunden haben inzwischen eine breite Auswahl an guten E-Autos und greifen beim Wechsel aufs Elektroauto vermehrt zu Marken, die sie bereits seit vielen Jahren fahren.
Während E-Autos im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um über einen Drittel zulegten, sanken die Verkäufe von Benzinfahrzeugen um 19 % und die von Dieselfahrzeugen um 27 %. Benziner hatten somit im Januar einen Marktanteil von 29 %, Dieselautos noch 10 %.
Auch die aufladbaren Mischantriebe, sogenannte Plug-in-Hybride (PHEV), waren weniger gefragt (-9 %) als ein Jahr zuvor. Ihr Marktanteil betrug 7 %.
Dafür kletterten die Zahlen nicht aufladbarer Hybridautos (HEV) weiter um gut 18 %. Das entspricht einem Marktanteil von 35 %.
Insgesamt ist der Automarkt in der Europäischen Union verhalten ins neue Jahr gestartet. Im Januar wurden 831'201 Pkw neu zugelassen und damit 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Volkswagen-Konzern behielt seine Marktführerschaft in der EU mit einem Anmeldeplus von knapp 6 Prozent auf fast 230'000.
Stellantis und Renault folgten dem Wolfsburger Konzern auf den Plätzen zwei und drei. Von Autos des BMW-Konzerns wurden im ersten Jahresmonat rund ein Prozent weniger angemeldet, vom schwäbischen Rivalen Mercedes-Benz gut 6 Prozent weniger.
(oli/sda/awp/dpa)
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