Elon Musk mag deutsche Politiker nicht – mit Ausnahme von Alice Weidel. Die deutschen Autofahrer mögen immer öfter Musk nicht. So könnte man Teslas Verkaufszahlen in Europas mit Abstand grösstem Automarkt interpretieren. 2024 ist der Tesla-Absatz in Deutschland um 41 Prozent eingebrochen.
Auch in Frankreich wurden 35 Prozent weniger Musk-Autos gekauft. Zum Vergleich: Weltweit gingen die Tesla-Verkäufe um gut 1 Prozent zurück.
Für den Absturz in Deutschland gibt es mehrere Gründe.
Das vorzeitige und abrupte Ende der staatlichen E-Auto-Förderung Ende 2023 sandte Schockwellen durch den deutschen Automarkt. Elektroautos brachen 2024 in Deutschland um 27 Prozent ein. Das weit grössere Minus von 41 Prozent bei Tesla lässt sich aber nicht allein mit dem Ende der E-Auto-Förderung erklären.
Ein immer stärkerer Faktor ist die Person Elon Musk. Sein Name ist für viele Menschen unweigerlich mit Tesla verbunden.
Einen Tesla zu fahren, war immer auch ein Statement für den ökologischen Fortschritt und eng mit der Mission von Musk verbunden. Doch selbst langjährige Tesla-Fans distanzieren sich zusehends von Musk.
Musk kritisierte Deutschland wiederholt und mischt sich ungefragt und ungehemmt in die deutsche Politik ein. Dass er auch in den Wahlkampf hineingrätscht und die (in Teilen) rechtsextreme AfD als «den letzten Funken Hoffnung für dieses Land» bezeichnet, hat Teslas Image bei unseren Nachbarn weiter ramponiert. Immer mehr Menschen dämmert es, dass es Musk mit Tesla wohl nie um den Klimawandel ging, sondern darum, der reichste Mensch der Welt zu werden.
Nicht nur Private, auch Firmen verzichten auf Tesla, seit Musk zu Donald Trumps wichtigstem Unterstützer mutierte und offen sein radikal-libertäres Gesicht zeigt. Das gefällt der AfD, allerdings sind AfD-Wähler die allerletzten, die ein Elektroauto kaufen würden.
Was Tesla zu spüren bekommt: Deutsche kaufen deutsche Autos. Das gilt zusehends auch für Elektroautos. Die deutschen Hersteller konnten 2024 ihren Anteil am heimischen E-Auto-Markt von 49 Prozent auf 61 Prozent steigern, wie aus einer Untersuchung von Daten des Kraftfahrtbundesamts durch die Beratungsfirma EY hervorgeht. Tesla kommt in Deutschland im E-Auto-Segment noch auf 10 Prozent, alle chinesischen Hersteller zusammen ebenfalls auf 10 Prozent.
Vor allem BMW und VW haben in den letzten Jahren ihre Modellpalette erweitert und 2024 E-Autos lanciert, die konkurrenzfähig sind. Die Folge: Die meisten E-Autos in Deutschland verkaufen nun VW und BMW. Dahinter folgt Tesla, vor Mercedes auf Rang 4. Auf die nächsten Ränge fahren die weiteren Volkswagen-Marken Skoda, Audi und Seat.
Deutsche Hersteller haben 2024 in ihrem Heimmarkt zwar ebenfalls weniger Elektroautos verkauft (-9 %), gewannen aber Marktanteile, da ausländische Hersteller wie Tesla, Renault und Stellantis (Fiat, Opel, Peugeot) zwischen 40 und knapp 70 Prozent einbüssten.
In Europa ging der Tesla-Absatz um 10,5 Prozent zurück, insbesondere wegen der sehr schwachen Verkäufe in den grossen Märkten Deutschland und Frankreich.
Nicht überall läuft es schlecht für Tesla: In der Schweiz wuchs Tesla um 2 Prozent, in den Niederlanden gar um 55 Prozent. Insgesamt ist von einem Tesla-Boom in Europa aber nichts mehr zu sehen.
Ein Blick auf die weltweiten Verkaufszahlen zeigt: Tesla trat 2024 auf der Stelle, während der gesamte E-Auto-Markt um fast 20 Prozent wuchs. Dies primär dank des E-Auto-Booms in China.
Für Tesla läuft es in den USA, in Europa und China ganz unterschiedlich.
In den USA gingen die Tesla-Verkäufe im letzten Jahr um rund 5 Prozent zurück. Dies trotz des neuen Cybertrucks und staatlicher Rekordförderung für E-Autos, die unter Trump wegfallen wird. Insgesamt legte der E-Auto-Markt in den USA leicht zu, wovon Tesla nicht profitieren konnte.
In China wuchs Tesla 2024 um 8 Prozent. Der E-Auto-Pionier verlor aber Marktanteile an chinesische E-Auto-Hersteller, die teils weit stärker zulegten. Teslas Wachstum in China konnte die Verluste in Europa und den USA nicht vollständig ausgleichen, trug aber dazu bei, den Gesamtrückgang (-1 %) zu minimieren. Das Problem: Tesla dürfte in Europa und den USA deutlich mehr an einem verkauften Auto verdienen, da der Preisdruck in China weit stärker ist.
Teslas aktuelle Wachstumsschwäche ist auch der Modellpalette geschuldet. Viele Kunden haben auf das neue Model Y Juniper gewartet, das nun lanciert wird. Ein Facelift eines bestehenden Modells kann die Verkäufe aber nur beschränkt ankurbeln, wie die Verkaufszahlen des aufgefrischten Model 3 zeigen.
Zentrale Probleme bleiben: Tesla fehlt nach wie vor ein günstiges Modell und der als Hoffnungsträger gehandelte Cybertruck verkauft sich in den USA unter den Erwartungen. Mit dem futuristischen Design hat sich Musk offenbar verspekuliert. Es sorgte bei der Präsentation für einen gewaltigen Hype und angeblich Hunderttausende Vorbestellungen. Darauf folgten die grosse Ernüchterung und unzählige Stornierungen.
DEM rechtsextremen Spinner darf man nicht noch mehr Geld nachschiessen