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Tesla erhält Genehmigung für Elektroauto-Werk in Deutschland

Das erste Tesla-Werk Europas steht in Grünheide bei Berlin.
Das erste Tesla-Werk Europas steht in Grünheide bei Berlin.bild: keystone

Tesla erhält Genehmigung für Elektroauto-Fabrik in Deutschland, aber ein Problem bleibt

Zwei Jahre nach Baustart erhält Tesla nachträglich die Genehmigung für seine Gigafactory bei Berlin. Ein neues Gerichtsurteil könnte den Start aber nochmals verzögern.
07.03.2022, 10:5807.03.2022, 11:59
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Rund zwei Jahre nach dem Baustart hat der US-Elektroautobauer Tesla grünes Licht für seine Fabrik in Grünheide bei Berlin. Das Landesamt für Umwelt erteilte die Genehmigung für das erste Tesla-Autowerk in Europa - aber unter Auflagen.

Die Entscheidung sei «ein kleiner Sonnenstrahl in schwierigen Zeiten», sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). «Wir haben mit vereinten Kräften hart gearbeitet.» Die Produktion von Elektroautos für den Verkauf könnte in einigen Wochen starten.

Trotzdem gibt es einen Gerichtsstreit über die Wasserförderung aus dem lokalen Wasserwerk Eggersdorf, das auch Tesla beliefert. Dieser könnte zum Stolperstein werden. Wasser soll Tesla durch einen Versorgungsvertrag mit dem Wasserverband erhalten, dem die zusätzliche Wasserentnahme nun per Gerichtsurteil untersagt wurde.

Verfahrensfehler bremst Tesla weiter aus

«Nach der Genehmigung des Landes Brandenburg für das Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin könnte ein Gerichtsurteil für Probleme bei der Wasserversorgung am Standort der Gigafactory sorgen», berichtet das «Handelsblatt». Wegen eines Verfahrensfehlers hat das örtliche Verwaltungsgericht dem für den Tesla-Standort zuständigen Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) untersagt, im Wasserwerk Eggersdorf wie geplant deutlich mehr Wasser zu fördern.

Das Verwaltungsgericht bezeichnete die Bewilligung für eine zusätzliche Wasserentnahme für «rechtswidrig» und nicht «vollziehbar».

«Das Landesamt für Umwelt (LfU) habe die Öffentlichkeit nicht bei der Entscheidung über eine Erhöhung der Fördermengen von 2,5 auf 3,57 Millionen Kubikmeter im Jahr beteiligt, führte das Gericht aus. Die Öffentlichkeitsbeteiligung muss nun nachgeholt werden. Erst dann könne die erhöhte Förderung beginnen.»
Handelsblatt

Offen ist, wie lange die vom Gericht geforderte Öffentlichkeitsbeteiligung dauern wird.

Der Wasserverband sprach am Samstag von einem «Fiasko». Es gehe bei dem Entscheid um 3,76 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr. «Wenn das Land jetzt nicht schnell reagiert und eine Duldung für die Wasserförderung ausstellt, bis das Verfahren nachgeholt wurde, haben wir im Prinzip nicht mehr genug für die öffentliche Trinkwasserversorgung und damit auch nicht für Tesla. Wir müssen die Notbremse für unsere Bürger ziehen, weil die öffentliche Wasserversorgung Vorrang hat», sagte eine Sprecherin des WSE gegenüber der Nachrichtenagentur DPA. Das Urteil sei ein Beispiel für die Inkompetenz der Behörden und für die Überheblichkeit, mit der sie die letzten zwei Jahre gearbeitet haben, kritisiert der Wasserband.

«Das ist halt das, was passiert, wenn man versucht, so eine komplexe Industrieansiedlung quasi mit durchgedrücktem Gaspedal durchzuboxen», sagte der Anwalt der Umweltverbände gegenüber der DPA.

Wichtig für Tesla: Das Gericht hält fest, dass das vorhandene Grundwasserangebot auch langfristig ausreichend sei, «um die Bevölkerung und Industrieansiedlungen zu versorgen». Die klagenden Umweltverbände denken daher über die Einlegung von Rechtsmitteln nach.

Naturschützer und Anwohner befürchten Umweltschäden, insbesondere ein weiteres und schnelleres Absinken des Grundwasserspiegels. Sie halten die Wasserversorgung daher für gefährdet. Ein Teil des Geländes liegt im Wasserschutzgebiet. Tesla hat die Bedenken zurückgewiesen und den geplanten Wasserverbrauch gesenkt.

Produktionsbeginn deutlich später

Tesla hat die Fabrik auf eigenes Risiko über 19 vorzeitige Zulassungen errichtet, obwohl die abschliessende Zulassung fehlte. Unternehmenschef Elon Musk hatte ursprünglich gehofft, in Grünheide schon Mitte 2021 mit der Produktion zu beginnen. Geplant sind in einer ersten Phase bis zu 500'000 Autos pro Jahr mit rund 12'000 Beschäftigten.

Bis zum Start muss Tesla erst einige Voraussetzungen erfüllen. Das Unternehmen zeigte sich zuversichtlich: «Das werden wir versuchen, so schnell wie möglich abzuarbeiten», hiess es bei Tesla. Das Unternehmen will in Grünheide auch neuartige Batterien bauen. Derzeit sind dort laut Tesla rund 3000 Menschen beschäftigt.

Die Genehmigung hatte sich in den vergangenen Monaten immer weiter verschoben, unter anderem weil das Unternehmen seinen Antrag zur Genehmigung um die Errichtung und den Betrieb einer Batteriefabrik ergänzt hatte. Nach der Auslegung des aktualisierten Antrags begann eine Erörterung Hunderter Einwände von Kritikern, die das Land nach Kritik von Umweltverbänden wegen einer Frist wiederholte.

(oli/sda/awp/dpa)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ElRomolus
07.03.2022 17:46registriert November 2019
Hab mal kurz gegooglet. Die Tesla Fabrik in Grünheide verbraucht in ihrer ersten Phase rund 1.5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Das Kohlekraftwerk LEAG in DE verbrauchte in 2020 alleine 114 Millionen Kubikmeter Wasser.

Manchmal versteh ich die Deutschen echt nicht...
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bebby
07.03.2022 11:48registriert Februar 2014
Deutschland ist einfach kein attraktiver Produktionsstandort mehr. Zuviel Sand im Getriebe. Tesla hätte ev. gescheiter in Süd- oder Osteuropa eine Fabrik hingestellt. Wie die anderen auch.
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