Jetzt ist Schluss mit lustig. Den Streaming-Anbieter Netflix gibt es seit Herbst 2014 offiziell in der Schweiz, allerdings fällt das Film- und Seienangebot hierzulande weit bescheidener aus als in den USA. Deshalb greifen viele Serienfans mit simplen Tricks auf das umfassende US-Angebot zu. Konkret liess sich Netflix' Ländersperre bislang mit Proxy-Servern, Virtual Private Networks (VPNs) und anderen Tools problemlos aushebeln. Damit ist in wenigen Wochen Schluss.
Der Streaming-Anbieter hat in einem Blogpost in der Nacht von Donnerstag erklärt, gegen die Nutzung von Proxy-Servern, Virtual Private Networks (VPNs) und DNS-Changer, mit denen die Nutzer vortäuschen, sich in anderen Ländern zu befinden, vorzugehen. Die Nutzer werden dann nur das Angebot ihres tatsächlichen Standortlandes sehen können.
Netflix schreibt: «Es [wird] in den nächsten Wochen auch mit Proxy-Servern und Mechanismen zur Umgehung von Zugriffsbeschränkungen nicht mehr möglich sein, auf Inhalte zuzugreifen, die in der eigenen Region nicht verfügbar sind.» Netflix-Kunden, die derartige Tricks bislang nicht genutzt haben, werde die Änderung in keiner Weise betreffen. Wie viele Nutzer derzeit das Netflix-Geoblocking aktiv umgehen, gab die Firma nicht bekannt – es dürften weltweit Millionen sein.
Es bleibe zwar das Ziel, dass Kunden in allen Ländern die gleichen Filme und Serien sehen könnten, schreibt Netflix. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg. Unklar bleibt vorerst, wie die Durchsetzung der Massnahmen technisch erfolgen soll und ob Kunden, die die Ländersperre (Geoblocking) weiter zu umgehen versuchen, mit Konsequenzen zu rechnen haben.
Netflix hat eben erst bekannt gegeben, nun in 190 Ländern verfügbar zu sein. Auch bei uns wird das Angebot an Filmen und Serien laufend ausgebaut. Das Bedürfnis auf das Serien-Angebot in anderen Ländern zugreifen zu können, dürfte daher langsam schwinden, glaubt man bei Netflix.
Dies ist aber vermutlich nicht der einzige Grund, warum der Streaming-Anbieter die Schraube nun anzieht. Vielmehr ist anzunehmen, dass die Lizenzinhaber der Filme und Serien, die Netflix anbietet, strengere Massnahmen gegen das Umgehen der Ländersperren gefordert haben. Bereits Ende 2014 wollten Urheberrechts-Lobbyisten ein VPN-Verbot für den Streaming-Dienst durchsetzen.
Netflix-Chef Reed Hastings erklärte schon häufiger, das internationale Rechte-Geflecht sei sehr verworren und das sei auch einer der Gründe dafür, dass der Dienst verstärkt auf die Produktion eigener Filme und Serien setze. Diese Inhalte könne Netflix dann überall gleichzeitig zeigen.
(oli/sda)