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Hacker des US-Militärs führen Offensiv-Operationen gegen Russland durch

epa09135151 National Security Agency (NSA) Director General Paul Nakasone testifies during a Senate Select Committee on Intelligence hearing about worldwide threats, on Capitol Hill in Washington, DC, ...
General Paul Nakasone (58) bei einem früheren Auftritt.archivBild: keystone

So schlagen Hacker des US-Militärs gegen russische Elite-Hacker zurück

Der Oberbefehlshaber des «United States Cyber Command» erklärt, wie im Rahmen von «Hunt Forward»-Operationen offensiv gegen Hacker vorgegangen wird. Und er äussert sich zu russischen Angriffsplänen gegen die USA.
01.06.2022, 19:0502.06.2022, 13:31
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Der Chef des US-Geheimdienstes NSA hat bestätigt, dass die USA als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine eine Reihe von offensiven Cyber-Operationen durchgeführt haben. Sprich: Amerikanische Staats-Hacker haben die Angriffspläne russische Elite-Hacker durchkreuzt.

Die Enthüllung stammt von General Paul Nakasone, der dem «US Cyber Command» vorsteht. Seine Militärbehörde ist für die elektronische Kriegsführung, Cyberkriegsführung und die IT-Sicherheit der US-Streitkräfte verantwortlich.

Als Oberbefehlshaber ist Nakasone gleichzeitig auch Direktor der National Security Agency (NSA) und er leitet den der NSA unterstellten Central Security Service (CSS).

Laut einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht von Sky News erklärte General Nakasone, dass es eigenen Cyber-Spezialisten in sogenannten «Hunt Forward»-Operationen gelungen sei, ausländische Hacker aufzuspüren und ihre Angriffswerkzeuge zu identifizieren, bevor diese gegen die Vereinigten Staaten eingesetzt werden konnten.

Laut Bericht handelt es sich um die erste Bestätigung eines hochrangigen Regierungsvertreters, dass die USA als Reaktion auf die russische Invasion «offensive Hacking-Operationen zur Unterstützung der Ukraine» durchführten.

«Wir haben eine Reihe von Operationen über das gesamte Spektrum hinweg durchgeführt; offensive, defensive [und] Informations-Operationen.»
General Nakasonequelle: sky news

Der Vier-Sterne-General sei nicht detailliert auf die Cyber-Aktivitäten eingegangen, heisst es im Bericht weiter. Er habe aber deren Rechtmässigkeit betont. Die Operationen seien unter vollständiger ziviler Aufsicht durchgeführt worden, unter Berücksichtigung von Richtlinien, die vom US-Verteidigungsministerium beschlossen worden waren. Offensichtlich hatte US-Präsident Joe Biden dem Vorgehen zugestimmt.

Auf die Frage, wie hoch das Risiko russischer Angriffe auf die USA sei, sagte General Nakasone laut Bericht:

«Wir bleiben jeden Tag wachsam. Jeden Tag. Ich denke die ganze Zeit darüber nach.»
quelle: news.sky.com

General Nakasone hat (diese Woche) an der CyCon, einer internationalen Konferenz zu Cyber-Konflikten, die von der NATO in Tallinn veranstaltet wird, eine Grundsatzrede gehalten und die Partnerschaften zwischen demokratischen Staaten als einen wichtigen strategischen Vorteil gelobt.

Was hat es mit «Hunt Forward» auf sich?

Entwickelt wurde die «Hunt Forward»-Strategie des US Cyber Command und der dazugehörigen Geheimdienste unter der Leitung von General Nakasone. Ziel ist es, mit eigenen Aktivitäten und dem Teilen von Informationen mit Partnerstaaten feindlichen Hackerangriffen zuvorzukommen.

Die USA haben bereits Cyber-Spezialisten in 16 andere Nationen entsandt, darunter die Ukraine. Das finde immer auf Einladungsbasis statt, betonte der US-General.

Ziel ist es, die Cyberabwehr der US-Verbündeten zu stärken. Die Spezialisten vor Ort können wertvolle Informationen aus den Computer-Netzwerken der Alliierten abrufen.

«Wenn Sie ein Gegner sind und gerade viel Geld für ein Tool ausgegeben haben und hoffen, es bei einer Reihe verschiedener Eindringversuche problemlos einsetzen zu können, ist es plötzlich geoutet und jetzt in einem breiten Spektrum signiert von Netzwerken, und plötzlich haben Sie die Fähigkeit dazu verloren.»
General Nakasone

Bei einem solchen Hunt-Forward-Einsatz seien US-Militärspezialisten sehr kurz vor dem Datum der Invasion in der Ukraine präsent gewesen, heisst es im Bericht weiter.

Man sei im Dezember 2021 auf Einladung der Regierung in Kiew gewesen, um mit den Ukrainern «zu jagen» – für einen Zeitraum von fast 90 Tagen. Also zu einem Zeitpunkt, als sich die Angriffe mutmasslich russischer Hacker häuften.

«Was uns alle wohl am meisten beeindruckt, ist die Widerstandskraft der Ukrainer.»

In der Ukraine hätten russische Hacker seit Kriegsbeginn grossen Schaden angerichtet, sagte Nakasone auf die Frage, ob die Bedrohung übertrieben dargestellt worden sei.

Störende oder gar zerstörerische Cyberangriffe gebe es die ganze Zeit, sagte Nakasone und verwies auf einen Hackerangriff auf den US-Satellitenbetreiber Viasat am 24. Februar, der nach Firmenangaben Tausende Ukrainer vom Internet abschnitt. Es gebe zudem auch fortlaufend Angriffe mit Schadsoftware auf ukrainische Regierungsnetzwerke.

Die Öffentlichkeit bekomme es zwar nicht immer so mit, jedoch sei es nicht so, dass die Ukraine in dem Bereich Ruhe habe, im Gegenteil: «Was uns alle wohl am meisten beeindruckt, ist die Widerstandskraft der Ukrainer.»

Quellen

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kleine_lesebrille
01.06.2022 19:37registriert Mai 2022
Nur weiter so. Russische Hacker sind eine echte Plage.
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TanookiStormtrooper
01.06.2022 22:38registriert August 2015
Gegen russische (und chinesische) Staatshacker hätte man schon unabhängig vom Krieg in der Ukraine vorgehen sollen und müssen. Auf diesem Weg führen die Russen schon längstens einen Krieg gegen uns.
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