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Verbrechen

So verändert KI das Vorgehen von Tätern bei Kinderpornografie

So verändert KI das Vorgehen von Tätern, die pädokriminelle Inhalte erstellen

19.03.2024, 09:4919.03.2024, 10:03
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Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Erstellung von pädokriminellem Material, umgangssprachlich Kinderpornografie genannt: «Die KI-Täter passen weniger in das klassische Täterprofil, das wir bisher kannten», sagte Regula Bernhard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle beim Kinderschutz Schweiz.

Zwar sei die Täterschaft noch immer meist männlich, aber sie kenne die Opfer nicht persönlich. Aus Kinderbildern aus dem Internet «erarbeite» sie sich das gewünschte Material mithilfe von generativer KI, so Bernhard Hug in einem am Dienstag publizierten Interview der «Neuen Zürcher Zeitung».

Wie gehen die Täter vor?

Die Täterschaft stelle sich Missbrauchsabbildungen nach Wunsch zusammen, sagte Bernhard Hug. «Ein gewünschtes Gesicht, mit einem gewünschten Körper, in einer bestimmten Pose, die uns an Pornografie unter Erwachsenen erinnert.»

Teilweise werde auch die Stimme des Kindes benutzt, wenn diese aus Videos im Internet verfügbar sei. «KI ist inzwischen so gut, dass man kaum mehr erkennt, dass die Abbildungen nicht echt sind», sagte sie.

Das Material werde von der Täterschaft einerseits verkauft. «Das Geschäft mit KI-Kinderpornografie ist lukrativ», so Bernhard Hug. Aber auch Erpressungen sind damit möglich:

«Einem Vater sagten die Täter, seine Tochter prostituiere sich, und wenn er nicht zahle, werde das öffentlich gemacht. Die Bilder der Tochter waren mittels KI generiert – aber sogar für den Vater war das nur schwer zu erkennen.»
Diese Begriffe sollte man kennen
In der Umgangssprache werden pädokriminelle Inhalte «Kinderpornografie» genannt. Dieser Begriff wirke verharmlosend und sei deshalb nicht angemessen, halten Präventionsfachleute auf clickandstop.ch fest – der ersten Schweizer Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Im Englischen werde analog nicht von «Child Pornography», sondern von «Child Sexual Abuse Material» (CSAM) gesprochen.

Unter pädokriminellen Inhalten verstehe man sexuelle Handlungen bzw. Darstellungen mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren auf Fotos, Videos oder Comics/Illustrationen sowie in Schriften, anderen Gegenständen und pornografischen Vorführungen. Die Rechtsprechung definiere diesen Begriff sehr breit: «Bereits aufreizende bzw. explizite Darstellungen können strafrechtlich relevant sein. Ob das Opfer den sexuellen Bezug der Darstellungen erkennt, spielt dabei keine Rolle.»

Was hilft?

Bernhard Hug kritisierte den Umgang mit (harmlosen) Kinderbildern durch Angehörige im Internet:

«Eltern und Grosseltern laden teilweise hemmungslos Bilder ihrer Kinder und Enkel ins Netz, auf denen die Gesichter zu sehen sind oder persönliche Daten mitgeliefert werden.»

Auch Schulen fehle diesbezüglich oft noch das Gespür, etwa wenn Klassenfotos unverschlüsselt ins Internet gestellt würden. Dieser Umgang sei gefährlich, so die Expertin. «Wichtig ist auch, dass ältere Kinder zu den Risiken aufgeklärt werden.»

Wo kann man sich informieren?

Der Kinderschutz Schweiz betreibt seit April 2022 zusammen mit der Guido-Fluri-Stiftung mit «Clickandstop.ch» die erste Schweizer Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Über ein Online-Formular auf der Website kann pädokriminelles Material anonym gemeldet werden. Hinweise werden an die zuständige Strafverfolgungsbehörde weitergeleitet.

Die Verantwortlichen warnen:

«Beachten Sie, dass Sie keine Bilder und Filme mit pädokriminellem Inhalt herunterladen dürfen. Erstellen Sie auch keine Screenshots davon. Das Herunterladen von pädokriminellen Inhalten ist auch dann strafbar, wenn es zwecks Beweissicherung geschieht.»
quelle: clickandstop.ch

Wer pädokriminelles Material ungefragt in einem WhatsApp- oder anderen Chat erhält, kann sich bei den Experten und Expertinnen von clickandstop.ch melden, um sich über das mögliche Vorgehen dagegen zu informieren.

Nicht nur pädophile Täter
Pädokriminalität sei ein Sammelbegriff für verschiedene Straftaten mit sexuellem Bezug an Minderjährigen, heisst es im FAQ von clickandstop.ch. Dies umfasse «eine grosse Bandbreite von Straftaten: von sexualisierter Gewalt (dem Ausnutzen/Demonstrieren von Machtverhältnissen durch sexualisierte Handlungen) über sexuelle Gewalt (Befriedigung eines sexuellen Bedürfnisses der Tatperson) bis hin zur Dokumentation der Taten auf Bildern und Videos». Die gängige Annahme, dass solche Tatpersonen stets pädophil seien, treffe nicht zu, da verschiedene Motive für die Tat ausschlaggebend sein können.

(dsc/sda)

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