So verändert KI das Vorgehen von Tätern, die pädokriminelle Inhalte erstellen
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Erstellung von pädokriminellem Material, umgangssprachlich Kinderpornografie genannt: «Die KI-Täter passen weniger in das klassische Täterprofil, das wir bisher kannten», sagte Regula Bernhard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle beim Kinderschutz Schweiz.
Zwar sei die Täterschaft noch immer meist männlich, aber sie kenne die Opfer nicht persönlich. Aus Kinderbildern aus dem Internet «erarbeite» sie sich das gewünschte Material mithilfe von generativer KI, so Bernhard Hug in einem am Dienstag publizierten Interview der «Neuen Zürcher Zeitung».
Wie gehen die Täter vor?
Die Täterschaft stelle sich Missbrauchsabbildungen nach Wunsch zusammen, sagte Bernhard Hug. «Ein gewünschtes Gesicht, mit einem gewünschten Körper, in einer bestimmten Pose, die uns an Pornografie unter Erwachsenen erinnert.»
Teilweise werde auch die Stimme des Kindes benutzt, wenn diese aus Videos im Internet verfügbar sei. «KI ist inzwischen so gut, dass man kaum mehr erkennt, dass die Abbildungen nicht echt sind», sagte sie.
Das Material werde von der Täterschaft einerseits verkauft. «Das Geschäft mit KI-Kinderpornografie ist lukrativ», so Bernhard Hug. Aber auch Erpressungen sind damit möglich:
Unter pädokriminellen Inhalten verstehe man sexuelle Handlungen bzw. Darstellungen mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren auf Fotos, Videos oder Comics/Illustrationen sowie in Schriften, anderen Gegenständen und pornografischen Vorführungen. Die Rechtsprechung definiere diesen Begriff sehr breit: «Bereits aufreizende bzw. explizite Darstellungen können strafrechtlich relevant sein. Ob das Opfer den sexuellen Bezug der Darstellungen erkennt, spielt dabei keine Rolle.»
Was hilft?
Bernhard Hug kritisierte den Umgang mit (harmlosen) Kinderbildern durch Angehörige im Internet:
Auch Schulen fehle diesbezüglich oft noch das Gespür, etwa wenn Klassenfotos unverschlüsselt ins Internet gestellt würden. Dieser Umgang sei gefährlich, so die Expertin. «Wichtig ist auch, dass ältere Kinder zu den Risiken aufgeklärt werden.»
Wo kann man sich informieren?
Der Kinderschutz Schweiz betreibt seit April 2022 zusammen mit der Guido-Fluri-Stiftung mit «Clickandstop.ch» die erste Schweizer Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Über ein Online-Formular auf der Website kann pädokriminelles Material anonym gemeldet werden. Hinweise werden an die zuständige Strafverfolgungsbehörde weitergeleitet.
Die Verantwortlichen warnen:
Wer pädokriminelles Material ungefragt in einem WhatsApp- oder anderen Chat erhält, kann sich bei den Experten und Expertinnen von clickandstop.ch melden, um sich über das mögliche Vorgehen dagegen zu informieren.
(dsc/sda)
