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Apple schwächelt? Blödsinn!

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Bild: DADO RUVIC/REUTERS
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Apple schwächelt? Blödsinn!

Der iPhone-Hersteller hat in drei Monaten «nur» 10,5 Milliarden Dollar Gewinn gemacht. Muss das auch Leute kümmern, die keine Apple-Aktien besitzen? Ja, es gibt Good News.
29.04.2016, 13:0629.04.2016, 14:00
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Apple schwächelt ...

Der iPhone-Hersteller hat die besten Zeiten hinter sich und wird von der Konkurrenz überflügelt ...

Unter uns gesagt: Solche Schlagzeilen sind nichts als Clickbait, oder sie zeugen von mangelndem Sachverstand.

Zu den Fakten:

Apple hat in den letzten drei Monaten mehr Gewinn gemacht, als Alphabet (Google), Facebook und Microsoft zusammen.

  • Apple: 10,5 Milliarden US-Dollar
  • Alphabet: 4,2 Mia.
  • Microsoft: 3,8 Mia.
  • Facebook: 1,5 Mia

Die Entwicklung der iPhone-Verkaufszahlen?

Die Grafik zeigt, wie viele iPhones Apple in den letzten fünf Jahren jeweils im zweiten Geschäftsquartal (Januar, Februar, März) verkauft hat. Einen gewaltigen «Ausreisser» nach oben gab es im zweiten Quartal 2015, mit 61,2 Millionen verkauften iPhones.

Der absolute iPhone-Verkaufsrekord stammt übrigens aus den drei vorangegangenen Monaten: Im Weihnachtsgeschäft 2015 (= Q1 2016) brachte Apple weltweit fast 75 Millionen iPhones los.

Was war 2014? Da lancierte Apple mit dem iPhone 6 (und dem 6 Plus) erstmals Geräte mit grösserem Display – als Reaktion auf die Android-Konkurrenz. Gleichzeitig brachen Samsungs Einnahmen ein, wobei es leider keine verlässlichen Galaxy-Verkaufszahlen gibt. Der finanzielle Einbruch der letzten Jahre ist natürlich auch die Erklärung, warum nun wieder eine «mächtige» Steigerung zu vermelden war.

Ok, begriffen: Das iPhone verkauft sich immer noch sehr gut. Aber geht das so weiter?

Ob Peak iPhone definitiv erreicht ist, wissen wir nicht. Noch nicht. Das werden erst die kommenden Quartalszahlen zeigen.

Es deutet tatsächlich einiges darauf hin, dass Apple nicht an frühere Verkaufsrekorde anknüpfen kann. So haben Marktforscher gerade herausgefunden, dass der weltweite Smartphone-Markt nicht weiter wächst. Nicht zuletzt, weil China in Turbulenzen steckt.

Dass Apple nicht mit Wahnsinnszahlen überrascht hat, sondern nur die eigenen vorsichtigen Prognosen erreicht, mag aus der Sicht von nervösen Spekulanten Anlegern störend sein.

Doch schwächelt nur der Börsenkurs, die Konsumentinnen und Konsumenten hingegen profitieren, zumindest mittelfristig.

Hier sind die drei wichtigsten Gründe:

Die iPhone-Preise sinken

Apple hat in den vergangenen Jahren unanständig unglaublich viel Geld verdient mit dem iPhone. In der Branche streicht das Unternehmen seit Jahren den Löwenanteil der Profite ein, während sich die vielen Konkurrenten einen ruinösen Kampf um Marktanteile liefern.

Mit Indien beginnt Apple, nach China, einen neuen Milliardenmarkt zu beackern, weitere aufstrebende Länder sollen folgen.

In gesättigten Märkten, wo schon alle die allermeisten Leute ein Smartphone besitzen, nimmt der Konkurrenzkampf massiv zu. Die Hersteller kämpfen um jede Kundin und jeden Kunden. Und dieser Kampf wird über den Preis und die Leistung geführt.

In den meisten Ländern hat Apple einen vergleichsweise kleinen Marktanteil, es gibt also noch viel Luft nach oben.

Wie das iPhone SE beispielhaft zeigt, ist Apple durchaus bereit, an den unerreicht hohen Margen zu schrauben. Billig-iPhones wird es auf absehbare Zeit nicht geben, Preissenkungen schon.

Mit dem iPhone SE (in Roségold) will Apple Leute ansprechen, die es gerne weniger teuer und kleiner haben.
Mit dem iPhone SE (in Roségold) will Apple Leute ansprechen, die es gerne weniger teuer und kleiner haben.
Bild: watson

Wenn die Apple-Führung die Gewinnspanne senkt, wirkt sich dies selbstverständlich negativ auf den Aktienkurs aus. Doch für die Konsumenten ist es erfreulich, iPhones kosten weniger.

Was die Kunden freut, muss die Konkurrenz beunruhigen: Sollte sich Apple auf einen Preiskampf einlassen, müssen die anderen Anbieter wohl oder übel reagieren und ihrerseits die Preise senken. Wo das hinführen wird, ist fraglich. Der iPhone-Hersteller hat eine prall gefüllte Kriegskasse, in der über 200 Milliarden Dollar stecken.

(Lesenwert dazu: The Sleeping Giant Goes to War)

Zukünftige iPhones werden noch besser benutzerfreundlicher

Mit dem Galaxy S7 macht der grösste Konkurrent Samsung ohne Zweifel Boden gut. Die Südkoreaner haben die richtigen Lehren gezogen aus den Fehlern, die sie mit den weniger erfolgreichen Vorgänger-Modellen (Galaxy S5 und Galaxy S6) gemacht haben.

Heute gilt festzuhalten, dass das aktuelle Samsung-Flaggschiff einige Features zu bieten hat, die beim iPhone vermisst werden.

  • Starke Batterie
  • Wasserdicht
  • Kabelloses Aufladen (Induktion)
  • Slot für externe Speicherkarte (microSD), so dass sich der interne Speicherplatz problemlos erweitern lässt

Dem Vernehmen nach wird Apple mit dem iPhone 7 nachziehen – mal abgesehen von einem Speicherkarten-Slot.

Ein Fragezeichen gilt es bei der Akkuleistung zu machen: Das neue Apple-Handy dürfte nur schon aus Marketing-Gründen länger durchhalten als das aktuelle Topmodell. Jedoch ist fraglich, ob die Kalifornier den Schlankheitswahn hinter sich lassen.

Was die Hauptkamera betrifft, wird Apple Samsung diesen Herbst wieder übertrumpfen und wohl erstmals ein iPhone mit Dual-Linse herausbringen. Dies eröffnet Fotografen völlig neue Möglichkeiten. Der Fairness halber ist anzumerken, dass andere Hersteller wie Huawei bereits mit Dual-Kamera-Handys vorgelegt haben.

Apple wird noch mehr in die Entwicklung (neuer) Hardware und Software investieren

Apple verdankt seine Position als wertvollstes Unternehmen der Welt dem iPhone, so viel steht fest. Es gibt in der Wirtschaftsgeschichte kein anderes Produkt, das einen vergleichbaren «Run» hingelegt hat.

Torkelt nun das Unternehmen, nachdem sich die iPhone-Verkaufszahlen «normalisieren», einem langsamen Untergang entgegen? Vor allem auch, weil kein Visionär à la Steve Jobs mehr vorhanden ist?

Die «Apple ist verloren»-Meldungen haben jedenfalls massiv zugenommen. Dabei übersehen viele Kommentatoren, dass das Unternehmen die Weichen für die Zukunft gestellt hat.

Mit der Apple Watch hat man ein «Wearable» am Start, das bereits Milliarden einbringt, aber in technischer Hinsicht noch sehr viel Potenzial besitzt. Um nur ein Szenario zu nennen: In Zukunft wird es damit möglich sein, Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Mit Apple Pay werden die Kalifornier wohl noch dieses Jahr in Europa durchstarten. Wie bei der schlauen Uhr gilt für den iPhone-Bezahldienst, dass sich dahinter vielversprechende Geschäftsfelder verbergen. Ob sicheres Online-Shopping, bequemes Bezahlen ohne Portemonnaie oder auch rasche Geldüberweisungen an andere Nutzer.

Noch weiter entfernt ist der iCar, der wohl Apple Car heissen wird. Sicher ist, dass die Kalifornier bereits an Produkten forschen, die erst in ein paar Jahren das Zeug haben, ganze Branchen umzukrempeln.

Peak iPhone: Apples Probleme dokumentiert auf 21 Grafiken

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Apples Einnahmen nach Produkten: Das iPhone trägt 65% zum Umsatz bei. Und genau hier liegt das Problem, wie die folgenden Grafiken zeigen.
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Je
29.04.2016 13:53registriert November 2015
Ah, man wird doch noch vernünftig in der Interpretation des aktuellen Apple-Geschäfts.
Hat etwas gedauert;-)
BTW: Es war umsatzmässig das siebentbeste Apple-Quartal ever...
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Electric Elephant
29.04.2016 16:16registriert Januar 2016
Würde mich mal interessieren, von wo der Autor von den Milliardeneinnahmen mit der Apple Watch weiss? Nach meinen Informationen gibt es dazu von Apple noch keine Zahlen? Oder hab ich das verpasst?
Ich gehe damit einig, dass Apple weder am Torkeln noch am Boden ist, aber ein bisschen schmunzeln muss ich ab der Lobpreisung schon. So ist es offenbar schon Tatsache, dass die Kamera des nächsten iPhones besser sein wird als die des S7 – und das obwohl es das Ding noch gar nicht gibt. Und die iPhone-Kamera wird vom Himmel her kommen und über das Böse, dessen Zeichen S7 ist, triumphieren! Halleluja!
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Samsung stösst Apple wieder vom Smartphone-Thron
Samsung hat sich im vergangenen Quartal nach Berechnungen von Marktforschern den Spitzenplatz im Smartphone-Markt von Apple zurückgeholt. Vom südkoreanischen Konzern kamen knapp 21 Prozent der weltweit verkauften Geräte.

Das berichtete die Analysefirma IDC in der Nacht zum Montag. Apples iPhone lag demnach bei 17,3 Prozent Marktanteil. Den stärksten Schub verzeichnete der vor allem in Afrika aktive chinesische Anbieter Transsion, der mit einem Absatzplus von rund 85 Prozent etwa jedes zehnte Smartphone weltweit verkaufte und auf Rang vier sprang.

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