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Tesla enttäuscht mit Quartalszahlen – so reagiert Musk

Börsenliebling Tesla enttäuscht die Wall Street – so versucht Musk die Wogen zu glätten

Tesla war lange ein Börsenliebling – doch enttäuscht nun die Wall Street. Konzernchef Elon Musk verspricht für die Zukunft ein noch nie dagewesenes Produktionsverfahren. Die Anleger lässt das kalt.
25.01.2024, 16:3625.01.2024, 16:38
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Teslas rasantes Wachstum flaut ab – und Firmenchef Elon Musk kann Investoren nicht mehr mit Zukunftsmusik begeistern. Im vergangenen Quartal verfehlte der Elektroauto-Hersteller die Erwartungen der Wall Street, ein Absatzziel für dieses Jahr gibt es nicht – aber das Eingeständnis, dass die Auslieferungen merklich langsamer zulegen werden.

Musk zeichnete jedoch ein rosiges Bild für die Zukunft: Tesla sei nur zwischen zwei Wachstumswellen, entwickele ein «revolutionäres» Produktionssystem und könne zum wertvollsten Unternehmen der Welt werden.

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Elon Musk wird im Juni 53.Bild: keystone

Die Anleger beeindruckte das nicht: Noch während Musk am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten sprach, rutsche die Aktie tiefer ins Minus. Im vorbörslichen Handel am Donnerstag ging die Talfahrt weiter und der Kurs fiel zeitweise um rund neun Prozent. Analyst Gene Munster fasste die Stimmung im TV-Sender CNBC zusammen: «Es ist der ernüchterndste Ausblick von Tesla, den ich bisher gesehen habe.»

Mit dem neuen Produktionsverfahren soll unter anderem ein günstigeres Kompaktmodell gebaut werden. Die Fertigung solle nach aktueller Planung im zweiten Halbjahr 2025 im texanischen Austin beginnen, sagte Musk. Zugleich schränkte er ein: «Ich bin oft optimistisch, was die Zeit angeht.» Austin sei gewählt worden, weil beim Start die Ingenieure «auf der Produktionslinie leben müssen», sagte Musk.

Übermächtige Konkurrenz aus China

Das günstigere Modell ist von strategischer Bedeutung für Tesla: Denn die Konkurrenz durch chinesische Hersteller nimmt zu. Im vergangenen Quartal verkaufte der Hersteller BYD mehr Elektroautos als Tesla. Im gesamten Jahr 2023 lag Tesla mit 1,81 Millionen Fahrzeugen zwar noch vorn – aber es ist absehbar, dass BYD die Nummer eins werden wird.

FILE - A model stands next to a car from BYD during the Shanghai auto show in Shanghai, on April 18, 2023. BYD Co., based in the southern China tech hub of Shenzhen, dethroned Texas-based Tesla Inc. a ...
Ein Model steht an einer Auto-Messe in Schanghai neben einem Auto der Marke BYD, aufgenommen am 18. April 2023.Bild: keystone

Chinesische Autohersteller seien so stark, dass der Grossteil der Branche ohne Handelsbarrieren keine Chance gegen sie hätte, warnte Musk. «Sie sind extrem gut», sagte er in der Telefonkonferenz. «Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.» In den USA hält ein Einfuhrzoll von 25 Prozent chinesische Autobauer vom Markt fern.

Auf der gleichen technischen Basis wie das günstigere Modell will Musk nach früheren Angaben auch ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale bauen. Dafür müsste Tesla aber zunächst einmal die von Musk schon seit Jahren in Aussicht gestellte Technologie zum autonomen Fahren entwickeln.

Zweifel an neuer «Autopilot»-Software

Tesla hat zwar eine fortgeschrittene Version seines Assistenzsystems «Autopilot» mit der Bezeichnung «Full Self-Driving» (FSD, «komplett selbstfahrend»). Anders als der Name verspricht, macht die Technik einen Tesla aber nicht zum wirklich autonomen Auto: Der Fahrer trägt immer noch die Verantwortung und muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen.

Aber FSD ist immerhin darauf trainiert, etwa Ampeln und Vorfahrt-Regeln zu beachten. Allerdings ist die Software weiterhin in einer Testphase und macht Fehler – während Musk immer wieder verspricht, dass sie bald fertig sein werde.

Vor einem halben Jahr sorgte Musk für Aufsehen mit der Mitteilung, dass Tesla in Gesprächen mit einem grossen Hersteller sei, der Interesse am Einsatz der FSD-Software habe. Jetzt sagte er auf Nachfrage, man habe sich nur herangetastet: «Ich denke, sie glauben, dass es noch nicht real ist.» Dieses Jahr werde man aber den Beweis liefern, versicherte er.

Musk will mehr Stimmrechte bei Tesla

Musk bekräftigte, dass er sich erst wohl damit fühlen werde, bei Tesla Software mit Künstlicher Intelligenz und Roboter zu entwickeln, wenn er mehr Einfluss bei der Firma bekomme. Aktuell hält er rund zwölf Prozent der Anteile und Stimmrechte – und andere Investoren könnten ihn damit ausbooten, argumentierte Musk.

Er strebt ein Viertel der Stimmrechte an. «Ideal» seien dafür Aktien mit mehr Stimmrechten, sagte er nun. Mit solchen Aktien schützen Gründer wie Mark Zuckerberg beim Facebook-Konzern Meta oder Larry Page und Sergey Brin bei der Google-Mutter Alphabet ihre Kontrolle über die Unternehmen. Musk sagte, er wolle «starken Einfluss, aber keine Kontrolle».

Zugleich musste Musk wieder einmal von ihm selbst geweckte Ungeduld bremsen. Seit er in Aussicht gestellt hatte, dass einmal der humanoide Roboter «Optimus» an Teslas Produktionslinien arbeiten wird, wollen Investoren wissen, wann es so weit ist. Auch dieses Mal wich Musk aus. Er stellte immerhin in Aussicht, dass im kommenden Jahr erste Optimus-Roboter gebaut werden könnten.

Verfehlte Markterwartungen

Teslas Umsatz stieg im Jahresvergleich um drei Prozent auf 25,17 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit Erlösen von fast 25,9 Milliarden Dollar gerechnet.

Tesla gab keine Prognose für Auslieferungen im laufenden Jahr ab. Analysten hatten sich auf eine Schätzung von rund 2,1 Millionen Fahrzeuge eingestellt. Im vergangenen Jahr hatte Tesla nach mehreren Preissenkungen das Auslieferungsziel von 1,8 Millionen Elektroautos geschafft – ein Plus von 38 Prozent. Früher hatte Musk das Ziel ausgegeben, jedes Jahr um mindestens 50 Prozent zu wachsen.

Der Tesla-Quartalsgewinn sprang im Jahresvergleich von 3,7 auf 7,9 Milliarden Dollar hoch. Analysten hatten allerdings auch mit mehr Gewinn pro Aktie als die bekanntgegebenen 71 US-Cent gerechnet.

(hah/awp/sda/dpa)

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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Doe
25.01.2024 07:27registriert Juni 2018
Also verstehe ich es richtig, dass der grösste Kapitalist Schutzzölle will? Ich vermute mal aber, dass Tesla davon nicht betroffen sein darf 😂
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Kenshiro
25.01.2024 07:26registriert Dezember 2017
Kann es sein, dass Musks Image langsam aber sicher Tesla zum Verhängnis wird?
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Scrat
25.01.2024 08:54registriert Januar 2016
Und kein Wort über das sagen wir mal ziemlich abstruse und erratische Gebahren Musks, welches wohl einen nicht unerheblichen Teil zum Imageverlust und entsprechend tieferen Verkaufszahlen bei Tesla beiträgt. 🤷🏼‍♂️
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