Nintendos Spielkonsole Switch will einfach nicht sterben. Sie kam im März 2017 auf den Markt und in meinem damaligen Review hielt ich als Fazit fest: «Mit der Switch macht Nintendo vieles richtig, was man vor ein paar Jahren mit der gescheiterten Wii U vergeigt hat. Die Kunden entscheiden, ob das genug ist.»
Offenbar ist es genug, denn bis Ende September hat sich die Switch über 132 Millionen Mal verkauft. Es fehlen noch rund 25 Millionen, um Sonys legendäre Playstation 2 als meistverkaufte Konsole abzulösen. Die PS2 hat sich etwas über 155 Millionen Mal verkauft, Nintendos DS steht bei 154 Millionen.
Obwohl die fast sieben Jahre alte Switch ihren Zenit überschritten hat und die Verkäufe seit 2021 sinken, könnte sie den alten Konsolen-Rekord knacken. Sie hat noch mindestens zwei wichtige Weihnachtsquartale vor sich und die Verkäufe entwickelten sich zuletzt stabil. Allein in den vergangenen sechs Monaten wanderten fast 7 Millionen Switch über die Ladentheke, ein leichtes Plus gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Bis Ende März 2024 rechnet Nintendo mit insgesamt 140 Millionen verkauften Konsolen.
Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft werden die Switch-Verkäufe durch das neue «Super Mario Bros. Wonder»-Game angetrieben. Es ist eine Spassgranate erster Güte und verkauft sich so rasch wie kein Mario-Spiel zuvor.
Zwar bezeichnete ich die Switch vor sechseinhalb Jahren als «innovativste Spielkonsole, die ich je getestet habe», aber dass der «Mix aus Game Boy, Tablet und Wii» auch Ende 2023 derart beliebt ist, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Für das laufende Finanzjahr, das Ende März 2024 endet, plant Nintendo unverändert mit 15 Millionen Switch-Verkäufen. Für eine bald sieben Jahre alte Konsole starke Zahlen. Nintendo konnte daher auch den Preis über all die Jahre nahezu stabil halten. Die Japaner haben entsprechend Luft für Preissenkungen, um der Switch künftig ein zweites Leben einzuhauchen.
Nintendo sagt, dass man die Switch bis mindestens 2025 mit neuen Spielen versorgen will. Bis dann könnte die Konsole den Meilenstein von 150 Millionen erreichen.
Andere Software-Entwickler dürften gar noch länger Spiele bringen, da die Konsole in zig Millionen Haushalten steht und die Game-Verkäufe bislang nur wenig Bremsspuren zeigen. Nintendo hat seine Prognose für Game-Verkäufe im laufenden Finanzjahr soeben um 5 Millionen auf 185 Millionen angehoben.
Ein Grund für den anhaltenden Erfolg ist, dass nicht wenige Haushalte nach dem Erstkauf eine zweite Switch zulegen, da die Spiele alle Altersgruppen ansprechen.
Ein anderer Grund ist der stetige Fluss an neuen Spielen. Nintendos eShop quillt über – darunter hat es haufenweise Schrott, aber auch unzählige Game-Perlen. Grosse und kleine Game-Entwickler wollen ihre Spiele für die erfolgreiche Switch veröffentlichen, was bei früheren Nintendo-Konsolen längst nicht immer der Fall war.
Ein rasches Ende der Switch ist nicht in Sicht, zumal sich Nintendo selbst weiter für den Verkaufsschlager ins Zeug legt. Obwohl der Nachfolger am Horizont lauert, werden in den kommenden Monaten potenziell hochkarätige Games wie «Princess Peach: Showtime!», «Super Mario RPG», «Mario vs. Donkey Kong», «Luigi’s Mansion 2 HD» und «Paper Mario» veröffentlicht. Dies unterstreicht Nintendos Intension, die Switch noch lange am Leben zu halten.
Dieser Fluss an «neuen» Spielen ist möglich – viele davon sind Neuauflagen alter Spiele –, da Nintendo seit der Switch all seine Game-Entwicklungsressourcen auf ein Gerät konzentrieren kann. Früher mussten die Japaner eine Heim- und eine portable Konsole gleichzeitig mit neuer Software versorgen. Diese Doppelbelastung fiel mit der Switch weg, die bekanntlich als Heim- und portable Konsole in einem dient. Nintendo kann die Switch daher weit zuverlässiger mit neuen Spielen versorgen, als dies bei vorherigen Konsolen-Generationen der Fall war. Anders gesagt: Nintendos Wagnis, alles auf eine Hybrid-Konsole zu setzen, zahlt sich aus.
2024 wird eine neue Nintendo-Konsole erwartet, die Switch 2 heissen könnte und in den Fachmedien seit Monaten intensiv diskutiert wird. Zum Start der neuen Konsole könnte Nintendo die Fans mit «Metroid Prime 4» locken; so ähnlich wie «Zelda: Breath of the Wild» der Original-Switch Schub verlieh.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird Nintendo die bisherige Switch parallel zum neuen Modell weiter laufen lassen und versuchen, mit Preissenkungen neue Kunden zu gewinnen. In vielen Ländern, insbesondere ausserhalb von Nordamerika, Europa und Japan, verkaufen sich Konsolen erst gut, wenn der Preis nach Einführung des neuen Modells spürbar sinkt.
Auch mit der neuen Konsole, sofern sie 2024 wirklich kommt, kann die Switch in einigen Regionen noch lange weiterleben. Nintendo wird deshalb auch den eShop, um Spiele digital zu erwerben, noch für viele Jahre anbieten. Zum Vergleich: Die erfolglose Vorgängerkonsole Wii U kam 2012 auf den Markt und ihr eShop blieb bis März 2023 geöffnet, die Online-Dienste werden erst 2024 deaktiviert. Gut denkbar also, dass die Switch bis 2029 oder länger online bleibt.
Bei Nintendo weiss man nie, woran man ist. Aber sofern die Japaner die Produktion aufrechterhalten, könnte die Switch in den nächsten Jahren still und leise in die Gefilde des Nintendo DS und der Playstation 2 vorstossen. Wer hätte das Anfang 2017 geglaubt?
Hat Oliver Wietlisbach damals unter einem Stein gelebt? Die erste Vorstellung war doch ein ordentlicher Knaller und ging quer durch die Medien. Nur die Wii hatte vermutlich noch mehr Aufmerksamkeit. Das Konzept kam aber gleich zu Beginn ziemlich gut an.