Auf den Geräteboxen von Apple steht in der Regel «Designed in California». Dabei werden wichtige Technik-Bausteine von Geräten wie dem iPhone oder dem Mac auch ausserhalb Kaliforniens entworfen. Immer wichtiger wird dabei der Standort München.
Apple wird seine Hardware- und Software-Entwicklung in München in den kommenden Monaten und Jahren weiter ausbauen. Das kündigte Konzernchef Tim Cook am Mittwoch in der bayerischen Landeshauptstadt an.
«Seit der ersten Einstellung eines Ingenieurs im Jahr 2015 hat sich München zum grössten Entwicklungs-Standort von Apple in Europa entwickelt», sagte Cook.
Er betonte, Apple verfolge den Plan, den Standort München weiter auszubauen. «Das gilt trotz des wirtschaftlichen Hintergrunds, der uns alle, wie ich weiss, mit einiger Sorge erfüllt.»
Derzeit beschäftigt der Konzern dort mehr als 2000 Entwicklerinnen und Entwickler. Zusammen mit den Angestellten der Apple Stores kommt der Konzern in Deutschland derzeit auf rund 4600 Beschäftigte.
«Wir sind wegen der Menschen hier», sagte Cook. Apple habe festgestellt, dass die Universitäten im Grossraum München hervorragend seien. Ausserdem gebe es viele qualifizierte Arbeitskräfte in der Region.
München habe mit dem Silicon Valley in Kalifornien aber auch gemeinsam, dass die die Menschen gerne dort lebten. Daher sei es einfach, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Ländern für einen Arbeitsplatz in München zu gewinnen.
Apple-Technologiechef Johny Srouji sagte, Apple sei es gelungen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als 40 Ländern in die Landeshauptstadt zu holen.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Apple in Deutschland gehe weit über die eigenen Beschäftigten hinaus, betonte der Konzern-Chef. So seien in der Bundesrepublik allein im Umfeld der App-Entwicklung für die Apple-Betriebssysteme für iPhone, iPad und Mac rund 400'000 Jobs entstanden.
In München entwickelt Apple in drei verschiedenen Bereichen. Zum einen arbeiten die Ingenieure an Stromspar-Techniken auf Chip-Ebene (Power Management Integrated Circuit), damit die Mobilgeräte von Apple möglichst lange mit einer Batterieladung auskommen.
Die Apple-Entwickler in München waren aber auch massgeblich an dem Umstieg des Unternehmens von Chips von Drittanbietern wie Intel auf die selbst entworfenen Halbleiter der M-Serie beteiligt. Also an den besonders effizienten Chips, auch «Apple Silicon» genannt, die mittlerweile in iPads, Macbooks und weiteren Geräten verbaut sind.
Seit der Übernahme der Mobilfunk-Sparte von Intel im Jahr 2019 ist München für Apple auch ein wichtiger Standort für Technologien rund um den Mobilfunkstandard 5G. Hier setzt Apple noch vor allem Komponenten von Drittanbietern wie Qualcomm ein. Experten erwarten aber, dass Apple auch hier irgendwann auf selbst entwickelte Lösungen umsteigen wird. Cook sagte, der Standort München sei auch wegen der Mobilfunktechnik für Apple «sehr, sehr wichtig».
Visited our latest state-of-the-art labs in Munich this morning. This chamber is where our incredible engineers conduct some of the cellular testing done to ensure we’re optimizing for performance and connectivity. pic.twitter.com/JKRTMa23NA
— Tim Cook (@tim_cook) September 28, 2022
Cook räumte ein, dass die stärkere Nutzung von selbst entwickelten Komponenten mit einem gewissen Risiko verbunden sei: «Das sind kühne Wetten, aber wir sind in der Lage, einige kühne Wetten einzugehen.»
Apple sei als Unternehmen weiterhin sehr fokussiert. «Aber wir wollen die Kerntechnologien stets dann kontrollieren, wo sie uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.» Selbst entwickelte Komponenten müssten die Produkte der Drittanbieter übertreffen. «Sie müssen besser sein. Sonst gibt es keinen Grund, einen Austausch vorzunehmen.»
Die stärkere Nutzung von selbst entwickelten Bauteilen mache einige Dinge in der Lieferkette komplexer, löse aber auch einige Probleme. «Es gibt also ein Gleichgewicht, würde ich sagen, aber wir haben festgestellt, dass dieses Gleichgewicht zu unseren Gunsten ausfällt und – was noch wichtiger ist – zu Gunsten der User», so der Apple-Chef.
Im Rahmen seines jüngsten Deutschland-Besuchs hat Apple-Chef auch das Oktoberfest besucht – und mit dem TV-Prominenten Kai Pflaume angestossen. Dies zeigt ein Foto, das Tim Cook über sein Twitter-Profil veröffentlicht hat. Dazu schrieb der 61-jährige Amerikaner einen Satz auf Bayerisch.
Schee, dass ma wieder amoi gmiadlich zamsitzn. So happy to be back to Oktoberfest. Prost! pic.twitter.com/AcPy8ugH9v
— Tim Cook (@tim_cook) September 28, 2022
Es sei nicht das erste Mal, dass Cook das Oktoberfest besuchte. Auch bei der letzten Wiesn vor der Corona-Pause 2019 sei der Apple-Chef in München gewesen.
(dsc)