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Logitech fällt nach fetten Corona-Jahren aus himmlischen Verkaufshöhen

ZUR BILANZMEDIENKONFERENZ DER LOGITECH AG AM DONNERSTAG, DEM 23. APRIL 2015, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Le siege europeen de la firme Logitech photographie, ce jeudi 24 ma ...
Der Europasitz des Computerzubehör-Herstellers in Morges (VD).Bild: KEYSTONE

Logitech fällt nach lukrativen Corona-Jahren aus himmlischen Verkaufshöhen

12.01.2023, 14:2212.01.2023, 14:22

Nach zwei lukrativen Jahren in der Corona-Pandemie ist Logitech wirtschaftlich abgestürzt: Der bekannte Computerzubehör-Hersteller mit Sitz in der Romandie hat im wichtigen Weihnachtsquartal einen Umsatz- und Gewinneinbruch erlitten. Auch der Ausblick für das Gesamtjahr 2022/23 wurde erneut gesenkt. Die Aktie geriet unter die Räder.

Wie schlecht sind die Geschäftszahlen?

Im dritten Quartal seines Geschäftsjahres (September bis Dezember) hat Logitech gemäss vorläufigen Zahlen einen Umsatz zwischen 1.26 und 1.27 Milliarden US-Dollar erzielt. Das sei ein Rückgang zwischen 22 und 23 Prozent, teilte der Konzern am Donnerstag überraschend mit. Dabei drückte auch die Aufwertung des Dollars aufs Ergebnis.

Zudem hat Logitech einen Gewinneinbruch erlitten. Das operative Ergebnis (Non-GAAP) betrage zwischen 198 Millionen und 203 Millionen Dollar. Dies entspreche einem Taucher von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahresquartal, hiess es. Und dies, obwohl Logitech bei den Ausgaben kräftig auf die Bremse trat.

Was sagt die Chefetage?

«Wir sind von den vorläufigen Ergebnissen des dritten Quartals enttäuscht», erklärte Logitech-Chef Bracken Darrell in der Mitteilung. Die Zahlen würden die schwierigen makroökonomischen Bedingungen widerspiegeln, einschliesslich einer Verlangsamung der Verkäufe an Unternehmenskunden.

Allerdings fand der Absturz aus zuvor unerreichten Höhen statt und ist somit zu relativieren. Mit 1.26 Milliarden Umsatz ist der Umsatz im vergangenen Weihnachtsquartal immer noch um fast 40 Prozent höher als 2019 vor Ausbruch der Coronapandemie. Und der Betriebsgewinn übertrifft jenen des Weihnachtsquartals 2019 um ein Drittel.

Warum sind die Zahlen eingebrochen?

In den beiden Pandemiejahren hatte der Konzern von einem Bestellungsboom der Kundinnen und Kunden profitiert, die alle ihre Computer aufrüsten wollten, weil sie zu Hause festsassen. So waren etwa Tastaturen, Gaming-Ausrüstung oder Computermäuse Kassenschlager gewesen.

Logitech MX Master Mouse, professional computer mouse for editing and gaming | Product photography
Logitech-Maus aus der «MX Master»-SerieBild: Shutterstock

Mit der Lockerung der Coronamassnahmen und der teilweisen Rückkehr der Angestellten ins Büro war klar, dass sich diese Verkaufshöhen nicht halten liessen.

Einen Schlag versetzte dem Geschäft zudem der Ausbruch des Ukraine-Kriegs, die hochschiessende Teuerung und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten, welche Unternehmen vorsichtiger werden liessen.

Wie gehts weiter?

«Aufgrund der schwächer als erwartet ausgefallenen Ergebnisse für das dritte Quartal und der unsicheren Lieferfähigkeit im Zusammenhang mit dem aktuellen Corona-Ausbruch in China reduzieren wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr», schrieb der Amerikaner weiter. Das ist bereits die dritte Reduktion der eigenen Ziele innerhalb von einem Jahr.

Für das Gesamtjahr 2022/23 erwartet das Unternehmen einen Umsatzrückgang zwischen 13 und 15 Prozent zu konstanten Währungen. Das Ziel für das Betriebsergebnis (Non-GAAP) wurde auf 550 bis 600 Millionen Dollar gesenkt.

Zuvor war Logitech noch von einem währungsbereinigten Umsatzrückgang zwischen 4 und 8 Prozent ausgegangen sowie einem Non-GAAP-Ergebnis zwischen 650 und 750 Millionen Dollar. Im vorangegangenen Geschäftsjahr 2021/22 hatte Logitech noch einen Betriebsgewinn (Non-GAAP) von 904 Millionen Dollar erzielt.

«Wir werden unser Kostenmanagement fortsetzen, um eine solide operative Leistung zu erzielen», sagte Darrell weiter. Mit der Veröffentlichung der endgültigen Zahlen zum dritten Quartal am 24. Januar will das Unternehmen weitere Details dazu bekannt geben.

Und die Aktie?

Analysten zeigten sich vor allem vom Ausmass des Gewinnrückgangs im dritten Quartal überrascht. Auch dass Logitech nun doch noch bei den Jahresvorgaben zurückkrebst, kam in Expertenkreisen nicht gut an.

Ende Oktober hatte das Unternehmen die Jahresvorgaben anlässlich der Veröffentlichung der Zweitquartalszahlen noch bestätigt, während einige Analysten schon damals zumindest von einer leichten Reduktion ausgegangen waren.

Rückblickend habe sich die Haltung des Logitech-Managements fürs Weihnachtsquartal als übertrieben zuversichtlich erwiesen, kommentierten Analysten. Es ist dabei gar von einem «Tolggen im Reinheft» von Firmenchef Bracken Darrell die Rede.

Die Aktionäre reagierten geschockt auf die neuerliche Gewinnwarnung. Die Logitech-Aktie stürzte bei Börseneröffnung um über 18 Prozent auf 51 Franken ab. Danach konnten die Titel die Kursverluste eindämmen. Bis gegen 10.42 Uhr lag die Aktie noch um 12.3 Prozent im Minus bei 54.98 Franken.

(dsc/sda/awp)

Schon im Weihnachtsgeschäft 2021 hatte es geharzt ...

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